Überfordert - unterfordert - wo zieht man die Grenze?

Allgemeine Fragen zur Hundehaltung sowie zu Haftpflicht- und Krankenversicherungen, Hundesteuer etc.

Überfordert - unterfordert - wo zieht man die Grenze?

Beitragvon Xafira » 15.08.2013, 07:00

Hallo,

der heutige Trend - was ich zumindest so beobachten konnte - ist nicht nur beim Kind soweit, dass man es zu zig verschiedenen Kursen schleift, sondern auch der Hund, als Familienmitglied, wird oftmals von Beschäftigung zu Beschäftigung/Bespaßung gebracht - mal hier ein Kurs, dort ein Kurs, da eine neue Sportart, das hat man noch nicht ausprobiert und auf dem Spaziergang noch schnell eine Fährte, oder eine Art abgewandeltes ZOS oder Dummytraining oder oder oder...

Thomas Riepe sagt in einem Interview dazu folgendes:
„Wir wollen Agility machen, nicht der Hund“

Ich betreibe gern Hundesport, ich messe mich auch gern mit anderen Hundesportkollegen bei Turnieren - und ich denke, das ist etwas ganz Normales - solange der Hund nicht darunter leidet.
Meine Hunde unternehmen gern etwas mit mir gemeinsam - und ihnen ist es egal, ob das jetzt ein Turnierstart ist, ein Training oder ob wir zum Schwimmen fahren.
Aber genauso gibt es auch Tage oder Wochen, wo hier nichts passiert, außer Spaziergänge ohne großartige Bespaßung, und kuscheln oder dergleichen. Und trotzdem drehen die Psychos dann nicht am Rad sondern nehmen es als gegeben hin - insgesamt schläft die Bande sehr viel - und das ist auch gut so.

Welche Meinung vertritt ihr in Bezug auf Hundesport, Beschäftigung mit dem Hund?
Wieviel ist zu viel?
Was ist zu wenig?
Merkt ihr das an euren Hunden?
Wenn ja, wie zeigen sie das an?

Liebe Grüße
Birgit
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Re: Überfordert - unterfordert - wo zieht man die Grenze?

Beitragvon Getier » 15.08.2013, 10:11

Das Interview mag mir nicht zu sagen. Es gibt etliche Hunde, wo ein bisschen spielen mit Artgenossen, kuscheln und spazieren gehen eben nicht reicht - der Mensch hat sie Jahrzehnte darauf gezüchtet für ihn zu arbeiten, eine Aufgabe zu erfüllen, so einfach wie Herr Riepe es sich da macht ist es nicht.

Die Frage ist: Was mache ich mit dem Hund? Da geht Qualität doch eindeutig vor Quantität - was ein Border Collie mit Flyball soll oder ein Malinois mit Discdogging, weiß ich nicht - durch sowas wird ein Hund sicher nicht ausgeglichener. Agility (weil im Interview erwähnt) ist für mich schon eine andere Sache. Es soll ja Menschen geben, die es schaffen einen Hund RUHIG anzulernen und nicht vor lauter Eifer in Hektik umzuschlagen; dass Hunde dort auf ihre Menschen achten müssen, mit dem Kopf arbeiten um die kleinen Zeichen zu verstehen, steht ausser Frage.

Ein Mensch sollte sich immer mit dem Verwendungszweck des Hundes auseinander setzen... und zwar umfassend! Wenn ich mir einen Jagdhund kaufe, dann sollte ich bereit sein mich mit seiner ursprünglichen Arbeit zu beschäftigen und einen adäquaten Ersatz für diese Arbeit suchen. Kaufe ich einen der gängigen Gebrauchshunde sollte ich wenigstens wissen, was VPG/IPO ist, was die Hunde bei der Polizei leisten und auf welche Eigenschaften diese Hunde selektiert werden. Und: Wenn ich nicht bereit bin, mit dem Hund so zu leben und zu arbeiten wie es ursprünglich seine Bestimmung ist - dann lasse ich die Finger davon. Natürlich kann ich mir nicht eine Schafherde anschaffen, weil ich einen Border Collie besitze... man muss eben abwegen, inwieweit es möglich ist dem Hund zu bieten was er braucht/der Hund glücklich ist.

Ein zu viel merke ich an der Hündin ganz deutlich - Madame wirkt unausgeglichen, gestresst, schnappt in der Luft rum und nervt den ganzen Tag. Ein Zustand, den man freiwillig beendet. :d
Zu wenig... ich bin manchmal Wochen unterwegs und die Hunde tun in der Zeit nicht viel. Ein paar Suchspielchen, ein bisschen spazieren gehen - und wenn ich dann am Wochenende da bin, gibts ne Runde richtige Arbeit und Action. Man merkt, wie die Hündin auflebt, wenn sie ein paar Minuten am Beißkissen arbeiten und UO laufen durfte.

Trotzdem, geht keiner der beiden die Wände hoch.
Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.
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Re: Überfordert - unterfordert - wo zieht man die Grenze?

Beitragvon Monstie » 15.08.2013, 11:51

Bei Penny merke ich schnell, wenn sie unterfordert ist. Dann sucht sie sich selbst eine Beschäftigung.
Die letzten 3 Wochen ist Penny mit der ZOS und dem Training auf dem Platz ein wenig zu kurz gekommen.
Obwohl wir trotzdem morgens und abends große Gassirunden drehen, merke ich, dass ihr die geistige Arbeit fehlt.
Daher glaube ich, dass der Überfall auf meine Hochzeitsfotos, und Lillys Habseligkeiten daher rührt, weil sie einfach gelangweilt war.
Deswegen muss ich wohl wieder ein bisschen mehr mit ihr ZOS machen, damit sie auch ihren Kopf benutzen kann.
Sie hat nun mal einen sehr hohen Arbeitswillen, was sicherlich nicht zuletzt daher kommt, dass sie aus einer reinen Arbeitslinie stammt.
Bei ihr weiß ich, dass sie einfach kein schon-zufrieden-wenn-man-täglich-mit-mir-Gassi-geht-und-mit-mir-kuschelt-Hund ist.
Sie braucht Arbeit, und sie will arbeiten. Ich bin froh, dass ich sie als Welpe schon daran gewöhnt habe, dass man auch mal ein, zwei Wochen nichts macht. Was wäre heute mit ihr, wenn ich sie damals täglich gefordert hätte? Ganz nach dem Motto: "Der Hund braucht doch seine tägliche Auslastung!!!"
Die würde mir meine ganze Wohnungseinrichtung zerstören, wenn ich mal nicht dazu komme mit ihr zu arbeiten!

Überforderung merkt man bei Penny auch schnell. Sie dreht dann ziemlich hoch, und spinnt rum.
Das kommt aber sehr selten vor.
Habe keine Angst, etwas Neues auszuprobieren.
Bedenke, die Arche wurde von einem Amateur gebaut, die Titanic von Profis

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Re: Überfordert - unterfordert - wo zieht man die Grenze?

Beitragvon Xafira » 28.01.2014, 05:42

Hier ein weiterer Artikel zu dieser Thematik:

Hundeerziehung schwer gemacht
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Re: Überfordert - unterfordert - wo zieht man die Grenze?

Beitragvon chino » 28.01.2014, 17:25

Hallo,
... Und wenn Australian Shepherd Rufus zu seiner Besitzerin kommen soll, dann ruft sie: Rufus, komm zu Mami. "

Ich hoffe, dass meine Kinder mich einweisen lassen, wenn ich anfange, solche Texte von mir zu geben ... :d

... werden viele Vierbeiner von einem Termin zum nächsten geschleppt. "Montags Dummytraining, dienstags Mantrailing, mittwochs Raufergruppe, donnerstags ein Ausflug und am Wochenende Familienbesuch mit Kindertamtam.

Klar - wenn schon vermenschlichen, dann bitte gründlich: die Achtjährigen haben heute schließlich auch einen Terminkalender wie ein Generaldirektor. Mehr Input entwickelt mehr Talent ... oder so ... :facepalm:

LG
Andrea
Hundetrainer? Wir brauchen einen EXORZISTEN!
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Re: Überfordert - unterfordert - wo zieht man die Grenze?

Beitragvon Xafira » 28.01.2014, 19:43

Ich kenne eine Hundetrainerin, die spricht wirklich so mit ihren Hunden...

Wenn ihre Hunde im Garten sind und bellen, dann ruft sie: "Mami hats gehört" aus dem Fenster. :xlol: :d
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