Australian Shepherd vs. Border Collie

Austausch über rassespezifische Besonderheiten und Bedürfnisse

Australian Shepherd vs. Border Collie

Beitragvon chino » 08.06.2013, 19:08

Hallo,

gestern war mir der peinliche Fehler unterlaufen, auf einem Foto einen Border Collie aufgrund seiner Zeichnung für einen Aussie zu halten. :oops:

Dabei fiel mir auf, dass ich über beide Rassen eigentlich nur das weiß, was man in den üblichen Beschreibungen überall lesen kann. Und bei laienhafter Betrachtung sind diese Beschreibungen weitgehend 1:1 austauschbar, wenn wir jetzt mal von der unterschiedlichen geographischen Herkunft (USA/GB) absehen: Hütehund, intelligent, familienfreundlich, arbeitswillig, schnell, sportlich usw.

Wie weit gehen aber diese Ähnlichkeiten tatsächlich?
Worin liegen bei aller Gemeinsamkeit die Unterschiede im Wesen und im Verhalten?
Wonach eintscheidet man sich als Käufer gegen die eine und für die andere Rasse?
Und wie bewährt sich dann diese Entscheidung im Alltag?

Fragen über Fragen - ich freue mich auf eure Antworten!

LG
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Re: Australian Shepherd vs. Border Collie

Beitragvon pamakihu » 08.06.2013, 19:59

Sehr gute Fragen! Da schließe ich mich als Besitzer zweier BC einfach mal an. :)
Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger
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Re: Australian Shepherd vs. Border Collie

Beitragvon gabi » 08.06.2013, 22:07

Ich weiß nicht, ob Hachiko so typisch Aussie ist und ich weiß auch nichts über den BC - aber Hacki ist KEIN Familienhund.
Er liebt zwar alle Menschen, wird jedoch viel zu hibbelig, wenn viele da sind. Er ist eigentlich ein typischer 1-Personen-Hund.
Wenn ich mit ihm alleine bin, klappt das hervorragend, wenn mein (erwachsener) Sohn am WE mit seiner Freundin hier ist und mein Mann auch zu Hause ist, wirds schon kritisch - Hachiko kommt dann kaum zur Ruhe, er MUSS unbedingt alles im Auge behalten.............

Intelligent ist er, jedoch setzt er die Intelligenz meist ein, um mich auszutricksen :xlol:

Schnell und sportlich ist, arbeitswillig auch - es muss aber abwechslungsreich sein und nicht zu eintönig, dann hat er keine Lust und fängt an zu kaspern.

Er entscheidet gern allein und ist schnell genervt, wenn ich zuviel von ihm will.

Wenn man damit klar kommt, ist er ein toller Hund, sehr verschmust und kuschelig, wachsam, aufmerksam, eigenständig
Liebe Grüße aus Berlin
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Re: Australian Shepherd vs. Border Collie

Beitragvon Xafira » 09.07.2013, 13:18

Na dann will ich mich mal an einigen Antworten versuchen.

Ich bin ein Border Collie-Fan - durch und durch - auch wenn vom Schutztrieb wohl eher der Australian Shepherd zu mir passen würde. ;)

chino hat geschrieben:Wie weit gehen aber diese Ähnlichkeiten tatsächlich?


Diese Ähnlichkeiten sind gar nicht so vielfältig, wie man denkt.
Beide Hunde gehören zur FCI Gruppe 1 - Hüte- und Treibhunde und dort zu den Schäferhunden - Sektion 1 also.
Das Fellkleid ist noch ähnlich und die gleichen Farbgebungen sind möglich und erlaubt - wobei es den Border Collie auch in Kurzhaar gibt.

chino hat geschrieben:Worin liegen bei aller Gemeinsamkeit die Unterschiede im Wesen und im Verhalten?


Das ist schnell erklärt - der Border Collie wurde und wird hauptsächlich für die Arbeit an Schafen gezüchtet - er ist ein Spezialist, der auf weite Entfernung die Kommandos des Schäfers zuverlässig umsetzen muss - er arbeitet also eng mit dem Schäfer oder dem Besitzer zusammen. Der Border Collie verfügt über das typische "Eye", welches beim Australian Shepherd nicht so stark ausgeprägt ist und die Frustrationstoleranz des Border Collies ist normalerweise - zuchtbedingt - höher angesiedelt.

Der Australian Shepherd ist in der Arbeit ein Allrounder, ist aber, bedingt dadurch, dass er vor allem für die Arbeit an Rinderherden gezüchtet wurde, weitaus härter als ein Border Collie und verfügt über einen doch erwähnenswerten Schutztrieb. Der Australian Shepherd arbeitet eher eigenständig, ist es gewohnt selbst Lösungen zu finden.

Genauso unterschiedlich ist auch das Fehlverhalten, das diese Rassen bei nicht entsprechendem Umgang oder nicht entsprechender Haltung zeigen. Der Border Collie zeigt sehr starke Sequenzen aus dem Jagdverhalten beim Hüten - anschleichen, fixieren, etc. Genau dieses angezüchtete Verhalten wird auch als Fehlverhalten gezeigt - Hunde, Autos, Schatten, etc. werden fixiert und gehütet.

Ein falsch gehaltener Australian Shepherd wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in die Aggression fallen - anderen Hunden und Menschen gegenüber, wird seine Ressourcen zu verteidigen wissen.

Man sieht - diese beide Rassen benötigen absolut unterschiedliche Haltungsbedingungen und absolut unterschiedliche Besitzertypen.

chino hat geschrieben:Wonach eintscheidet man sich als Käufer gegen die eine und für die andere Rasse?


Ein typischer Hundesportler, der auf Turnieren glänzen möchte und das zuverlässig, der wird sich für den Border Collie entscheiden.

chino hat geschrieben:Und wie bewährt sich dann diese Entscheidung im Alltag?


Da ich weder Border Collies noch Australian Shepherds führe, kann ich diese Frage nicht beantworten. :d
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Re: Australian Shepherd vs. Border Collie

Beitragvon chino » 28.07.2013, 21:33

Danke, Birgit - sehr ausführliche und aufschlussreiche Antwort! :thumb:

Dazu passt etwas, das ich vor einiger Zeit mal wo über den AS gelesen hatte.
Ich kann zwar leider den genauen Text nicht mehr wiedergeben, inhaltlich war es etwa:
Beide Rassen sind sehr schlau und lernen extrem schnell. Während aber der BC das Gelernte (z.B. bestimmte Regeln) akzeptiert und abspeichert, sucht der AS immer wieder, nahezu täglich, nach einem Weg, das zu umgehen.


Was ich allerdings nie verstehen werde, ist der oft geschilderte Konflikt mit Artgenossen, der aus dem Anschleichen und/oder Fixieren entsteht: natürlich weiß ich, dass unter Hunden das Anstarren als extrem unhöflich aufgefasst wird. Trotzdem bleibt da in meinem Hinterkopf immer dieser laienhafte Glaube, das Gegenüber müsste doch irgendwie "wissen", dass der Kollege ihn nur "hüten" will. Das ist jetzt ziemlich holprig formuliert, mit fällt aber absolut nichts Besseres ein. :oops:

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Re: Australian Shepherd vs. Border Collie

Beitragvon chino » 29.07.2013, 13:02

Hach,

ich habe die Stelle wieder gefunden:

... "borderlike" hat man verinnerlicht … ist die Tür zu, kann man sie auch nicht von innen aufmachen). Praktisch ist das schon … nicht wie bei Aussienasen die immer ausprobieren müssen ob was nicht doch geht.

Quelle

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Re: Australian Shepherd vs. Border Collie

Beitragvon Xafira » 29.07.2013, 16:45

Natürlich Andrea, aber "Hütenwollen" heißt auch Raum kontrollieren, Bewegung des anderen kontrollieren und einschränken und dieses typische "Eye" - also dieses lange monotone, fast hypnotisierende Anstarren - läutet in der Hundewelt vielfach eine Rauferei ein (Stichwort: Beschwichtigungssignal - Blick abwenden). :oops:
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