So, endlich komme ich dazu, Noras Artikel etwas näher zu beleuchten.

Sie hat recht, Aggression ist nicht Gewalt - und warum soll mein Hund nicht merken, dass das, was er gerade tut, einfach Mist ist? Dass es falsch ist? Warum soll ich so tun, als wäre ich gar nicht sauer, wenn ich es doch bin?
Meint man wirklich, dass es funktioniert, wenn man honigsüß-säuselnd seinen Hund ruft, während man innerlich kocht? Und vor allem, denkt man wirklich, dass der Hund dies nicht spürt, riecht, oder ähnliches?
Da hält man unsere Vierbeiner für ganz schön dumm.
Gewaltfreies Hundetraining?
Wie definiert ihr dieses?
Wo hört eine Korrektur auf und fängt Gewalt an?
Und ist es nicht auch eine Form der Gewalt - der psychischen - wenn man den Hund über sein Tun so im Ungewissen lässt? Falsches ignoriert und darauf wartet, dass er einmal einen richtigen Ansatz zeigt?
Kann dies nicht erst recht zu Fehlverhalten führen?
Vor allem - setzt man den Hund dann nicht viel zu lange diesem psychischen Stress aus, wenn man ihm nie zeigt, welches Verhalten wir uns wünschen?
Amon würde bei dieser Art des Trainings oder der Haltung noch nervöser werden - würde bellend, zähneklappernd und einen zwickend versuchen, eine Reaktion von einem zu erhalten.
Hat man überhaupt einmal darüber nachgedacht, was dieser Stress im Körper des Hundes verursacht? Wie er sich auswirken kann?
Da breche ich lieber ein Verhalten ab - auch mal etwas heftiger, aber wer meine Hunde kennt, weiß, dass es angemessen ist - und gebe ihnen den korrekten Weg vor, als sie tagtäglich ausprobieren zu lassen, was jetzt richtig ist.
Während mein Hund pöbelnd in der Leine hängt, ist es ihm nämlich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vollkommen egal, ob ich hinter ihm die intermediäre Brücke runterbete oder clickernd mit Leckerlies um mich werfe. Und jaja, natürlich, man MUSS alle Eventualitäten im Vorhinein sehen, damit der Hund gar nicht erst zum Pöbeln kommt. Schonmal im Wald von Spaziergängern, freilaufenden Hunden oder Wild überrascht worden? Schonmal um ein Hauseck gebogen und fast Nase an Nase mit einer Person oder einem Hund gestanden?
Nein, natürlich nicht - weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
Non-aversiv - das Schlagwort der letzten Jahre...
Mir wurde letztens gesagt, dass Menschen, die ihren Hunden klare Grenzen setzen, Fehlverhalten ahnden und dem Hund den Weg vorgeben, seinem Hund den eigenen Willen nehmen, weil er nur noch ausführen müsste, was ihm gesagt wird.
Vielleicht sollte dieser jemand einmal überlegen, wie das Konzept der non-aversiven Ausbildung abläuft? Was ist denn Zeigen und Benennen? Sind nicht eher diese so trainierten Hunde (sorry, ich weiß, die Leute wollen nicht, dass man dies als "trainiert" oder "Training" bezeichnet - sie selbst hören gern "Kommunikation") jene, die um alles fragen - fragen müssen? Die ständig ihren Halter ansehen und sich rückversichern?
Ich wünschte mir, dass all jene, die angeblich ach so gewaltfrei mit Hunden umgehen, genauso gewaltfrei mit ihren Mitmenschen umgehen - da liegen ja oft Welten dazwischen.