eine ganz persönliche Betrachtung darüber, wie man als Hundehalter von der Gesellschaft bewertet wird:
Ich bin höflich, regelhörig und angepasst. Und ich muss mich jetzt mal auskotzen...
Es gibt kein Recht auf ein Leben ohne Hunde
Eine Bekannte überlegte neulich, ob sie sich als Statement eine Armbinde anfertigt mit einem gelben Stern und der Aufschrift "Hundehalter". Ich war sehr erschrocken über diese Idee, kam aber auch noch einmal sehr ins Grübeln!
Jeder muss die Bedürfnisse der Mitmenschen mit ihren eigenen Lebenskonzepten respektieren. Gerade in Ballungsräumen wie einer Großstadt ist es wichtig, einander zu achten und rücksichtsvoll miteinander umzugehen. Zur Regelung von Begegnungen im öffentlichen Raum gibt es gesellschaftliche Normen und gesetzliche Vorgaben. Innerhalb dieses Rahmens sollte sich jedoch jeder unbelästigt bewegen können. Ein hehrer Wunsch.
Immer wieder treffe ich auf Menschen, die sich durch die reine Existenz meiner Hunde maximal belästigt fühlen und das lauthals verkünden. Mir ist völlig schleierhaft, woher es zu dieser maßlosen Überschätzung des eigenen Lebenskonzepts kommt. Wenn Menschen mit Hunden leben möchten, dann ist das genau so zu respektieren wie bei Menschen, die nicht mit Hunden zusammen leben möchten. Es muss akzeptiert werden, dass Hunde im öffentlichen Raum angetroffen werden genau so wie telefonierende Mitmenschen, Radfahrer oder Familien mit Kleinkindern etc.
Um ein Beispiel zu nennen: Für mich ergibt sich durch die vielen Jogger am Wochenende und das für mich völlig selbstverständliche Heranrufen meiner Hunde, was ich ungefragt immer tue, ebenso eine deutliche Einschränkung der Qualität des Spaziergangs wie für den Jogger durch das Schauen, ob ich reagiere und meine Hunde im Griff habe. Keiner von uns hat mehr Recht darauf hier zu sein als der andere. Beide müssen wir uns bemühen, einander möglichst wenig zu behelligen, aber wir müssen akzeptieren, dass der andere den öffentlichen Raum nutzt wie man selbst. Mir ist das klar und ich handele entsprechend. Ich nehme Rücksicht. Aber ich sehe keinen Grund geduckt herumzulaufen und ich bin sicher, dass jedem meine Anwesenheit zuzumuten ist.
Warum aber meinen andere, dass es ihnen zustünde meine Existenz in ihrem Umfeld kritisieren zu dürfen?
Selbstverständlich darf jeder intervenieren, wenn eine andere Person ein Fehlverhalten zeigt. Aber bitte nur dann! Wüste Beschimpfungen, abfällige Kommentare oder auch nur abwertende Blicke ohne jeglichen Grund zur Beschwerde sind jenseits dessen, was toleriert werden darf. Ich möchte mit meinen Hunden dort, wo es erlaubt ist, im Freilauf durch die Grünanlagen der Großstadt gehen, ohne befürchten zu müssen von wildfremden Menschen grundlos beschimpft zu werden nur aufgrund meiner Anwesenheit. Das empfinde ich als abwertend und völlig absurd. Es ergibt sich für niemanden das Recht, das eigene Lebenskonzept für wichtiger zu halten als das der Mitmenschen.
Mir als im "hundefreien" Alltag angesehenem Mitglied der Gesellschaft fällt das Verhalten dieser Mitmenschen vermutlich deshalb besonders auf, weil es mich nur im Bereich der Hundehaltung betrifft und ich damit den Kontrast zwischen gesellschaftlichem und beruflichem Alltag mit und ohne Hunde sehr stark wahrnehme. Wie mag es wohl Menschen mit anderen äußerlich erkennbaren Merkmalen wie Handicap oder Hautfarbe gehen, die das 24 h am Tag in allen möglichen Situationen erleben? Was macht das mit den betroffenen, auf diese Weise ausgegrenzten Personen? Hat sich hier in den letzten 70 Jahren gar nichts weiter entwickelt?
Eine derart narzisstische Wahrnehmung der eigenen Existenz sollte eine funktionierende Gesellschaft mit unserer Historie nicht unterstützen - in keinem einzigen gesellschaftlichen Bereich!
Britta Schumann, Facebook