Mein Hund, der Stein des Anstoßes

Allgemeine Fragen zur Hundehaltung sowie zu Haftpflicht- und Krankenversicherungen, Hundesteuer etc.

Mein Hund, der Stein des Anstoßes

Beitragvon chino » 27.07.2014, 21:47

Hallo,

eine ganz persönliche Betrachtung darüber, wie man als Hundehalter von der Gesellschaft bewertet wird:

Ich bin höflich, regelhörig und angepasst. Und ich muss mich jetzt mal auskotzen...

Es gibt kein Recht auf ein Leben ohne Hunde

Eine Bekannte überlegte neulich, ob sie sich als Statement eine Armbinde anfertigt mit einem gelben Stern und der Aufschrift "Hundehalter". Ich war sehr erschrocken über diese Idee, kam aber auch noch einmal sehr ins Grübeln!

Jeder muss die Bedürfnisse der Mitmenschen mit ihren eigenen Lebenskonzepten respektieren. Gerade in Ballungsräumen wie einer Großstadt ist es wichtig, einander zu achten und rücksichtsvoll miteinander umzugehen. Zur Regelung von Begegnungen im öffentlichen Raum gibt es gesellschaftliche Normen und gesetzliche Vorgaben. Innerhalb dieses Rahmens sollte sich jedoch jeder unbelästigt bewegen können. Ein hehrer Wunsch.

Immer wieder treffe ich auf Menschen, die sich durch die reine Existenz meiner Hunde maximal belästigt fühlen und das lauthals verkünden. Mir ist völlig schleierhaft, woher es zu dieser maßlosen Überschätzung des eigenen Lebenskonzepts kommt. Wenn Menschen mit Hunden leben möchten, dann ist das genau so zu respektieren wie bei Menschen, die nicht mit Hunden zusammen leben möchten. Es muss akzeptiert werden, dass Hunde im öffentlichen Raum angetroffen werden genau so wie telefonierende Mitmenschen, Radfahrer oder Familien mit Kleinkindern etc.
Um ein Beispiel zu nennen: Für mich ergibt sich durch die vielen Jogger am Wochenende und das für mich völlig selbstverständliche Heranrufen meiner Hunde, was ich ungefragt immer tue, ebenso eine deutliche Einschränkung der Qualität des Spaziergangs wie für den Jogger durch das Schauen, ob ich reagiere und meine Hunde im Griff habe. Keiner von uns hat mehr Recht darauf hier zu sein als der andere. Beide müssen wir uns bemühen, einander möglichst wenig zu behelligen, aber wir müssen akzeptieren, dass der andere den öffentlichen Raum nutzt wie man selbst. Mir ist das klar und ich handele entsprechend. Ich nehme Rücksicht. Aber ich sehe keinen Grund geduckt herumzulaufen und ich bin sicher, dass jedem meine Anwesenheit zuzumuten ist.
Warum aber meinen andere, dass es ihnen zustünde meine Existenz in ihrem Umfeld kritisieren zu dürfen?
Selbstverständlich darf jeder intervenieren, wenn eine andere Person ein Fehlverhalten zeigt. Aber bitte nur dann! Wüste Beschimpfungen, abfällige Kommentare oder auch nur abwertende Blicke ohne jeglichen Grund zur Beschwerde sind jenseits dessen, was toleriert werden darf. Ich möchte mit meinen Hunden dort, wo es erlaubt ist, im Freilauf durch die Grünanlagen der Großstadt gehen, ohne befürchten zu müssen von wildfremden Menschen grundlos beschimpft zu werden nur aufgrund meiner Anwesenheit. Das empfinde ich als abwertend und völlig absurd. Es ergibt sich für niemanden das Recht, das eigene Lebenskonzept für wichtiger zu halten als das der Mitmenschen.
Mir als im "hundefreien" Alltag angesehenem Mitglied der Gesellschaft fällt das Verhalten dieser Mitmenschen vermutlich deshalb besonders auf, weil es mich nur im Bereich der Hundehaltung betrifft und ich damit den Kontrast zwischen gesellschaftlichem und beruflichem Alltag mit und ohne Hunde sehr stark wahrnehme. Wie mag es wohl Menschen mit anderen äußerlich erkennbaren Merkmalen wie Handicap oder Hautfarbe gehen, die das 24 h am Tag in allen möglichen Situationen erleben? Was macht das mit den betroffenen, auf diese Weise ausgegrenzten Personen? Hat sich hier in den letzten 70 Jahren gar nichts weiter entwickelt?
Eine derart narzisstische Wahrnehmung der eigenen Existenz sollte eine funktionierende Gesellschaft mit unserer Historie nicht unterstützen - in keinem einzigen gesellschaftlichen Bereich!

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Re: Mein Hund, der Stein des Anstoßes

Beitragvon Wolfskralle » 27.07.2014, 22:11

Mh... worüber genau regt sie sich nun auf? Dass Leute sich durch ihre Hunde belästigt fühlen und das kundtun?

Ich meine... klingt ja so ganz nett und richtig, was sie da schreibt, aber ich verstehe ihr Bedürfnis des Abreagierens nicht. Die ein oder andere Anekdote ihrer Erlebnisse wäre da ja ganz nett ~
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Re: Mein Hund, der Stein des Anstoßes

Beitragvon chino » 27.07.2014, 22:47

Hallo,

Ich werde von hinten von Radfahrern überholt, die mir und meinen angeleint bei Fuß laufenden Hunden ein gezischtes "Scheißköter" in den Nacken schleudern. Rufe ich die Hunde im Freilaufgebiet zu mir, um jemanden durchzulassen, dann höre ich statt "Danke" "sollte man vergiften, die Viecher".
Räume ich den Hundekot weg, dann schallt es "das machen Sie doch auch nur, wenn einer zuguckt" usw
Niemals hätte ich gedacht, dass mir so etwas passieren kann, als ich noch ohne Hunde war.

Quelle: siehe oben

Wobe es ihr gar nicht um bestimmte Situationen geht, sondern um den Gesamteindruck: dass man sich als Halter absolut regelkonform verhalten kann und trotzdem mit Anfeindungen und Ausgrenzung konfrontiert ist. Dass die bloße Existenz des Hundes manche Mitmenschen dazu veranlasst, mit unflätigen Ausdrücken um sich zu werfen und sich in das Leben anderer in einem Umfang einzumischen, der ihnen nicht zusteht.

LG
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Re: Mein Hund, der Stein des Anstoßes

Beitragvon Wolfskralle » 27.07.2014, 23:35

Achso, oke... wahrscheinlich verstehe ich ihre Aufregung einfach nicht, weil mir sowas egal ist. Man kann doch tun, was man will, irgendjemand findet dennoch was daran auszusetzen, irgendjemand hat immer einen dummen Kommentar auf Lager, das ist halt so.

Die Beispiele, die sie da schildert, die hab ich übrigens auch schon alle erlebt - und mich ebenfalls drüber aufgeregt. Mittlerweile frage ich mich bloß noch, was die Menschheit dazu verleitet anderen das Leben zu erschweren. Und das dann auch noch unberechtigt.
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Re: Mein Hund, der Stein des Anstoßes

Beitragvon Getier » 28.07.2014, 05:00

Wir haben ja "schon immer" Hunde, mit ESsi auch durchaus einen, der anfangs - und zwischendurch - durch lautes Gekeife und rumspringen aufgefallen ist. Sogar einen Jogger wollte sie mal angehen... der hatte dafür mehr Verständnis als ich. ;)

Sicher sind mir auch schon Leute begegnet, die nichts für Hunde über haben. Aber dieser "Hundehass", wie er von vielen beschrieben wird, ist hier nicht anzutreffen. Die meisten Leute freuen sich, wenn sie Hunde sehen oder gehen kommentarlos dran vorbei.
Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.
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Re: Mein Hund, der Stein des Anstoßes

Beitragvon chino » 28.07.2014, 07:44

Hallo,

Hundehasser gibt es hier zur Genüge (wenn auch weniger als in der Großstadt). Solche, die offen aggressiv auftreten und solche, die ihren Hass im Verborgenen pflegen - Giftköder werden für gewöhnlich nicht von Menschen ausgelegt, die Hunde toll finden.

Es hat wohl jeder seine eigene Art, damit umzugehen.
Der eine denkt sich: "Rutscht mir doch den Buckel runter, euch kann man es so oder so nicht recht machen."
Der andere hat eine grundsätzliche Abneigung gegen Intoleranz und Ausgrenzung, wo und in welcher Form auch immer sie ihre hässliche Fratze erheben.

LG
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Re: Mein Hund, der Stein des Anstoßes

Beitragvon gabi » 30.07.2014, 06:32

Das kommt ja auch immer nen bissl drauf an, wo das so herkommt

Hier radelt ein alter Mann rum, der jedesmal fürchterlich zu schimpfen anfängt, wenn er Hunde sieht - sch.......... Tölen, kacken alles voll, kläffen rum bla bla bla........... Der radet weiter und du hörst ihn noch ewig meckern. Den kannste ja nicht ernst nehmen, der hat zu lange in der Sonne gesessen

Ich finde schon, dass die Leute insgesamt immer intoleranter werden. Ein Hund wird geliebt, auf einen Thron gehoben oder gehasst, dazwischen gibts nichts
Genauso geht das mit Kindern, entweder sind das die süßen Kleinen oder die Plagen und mit vielem anderen

Leben und leben lassen - sollten sich wieder mehr dran halten ;)
Liebe Grüße aus Berlin
Gabi
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