Arbeitsprüfungen - was sagen sie überhaupt aus?

Allgemeine Fragen zur Hundehaltung sowie zu Haftpflicht- und Krankenversicherungen, Hundesteuer etc.

Arbeitsprüfungen - was sagen sie überhaupt aus?

Beitragvon Getier » 30.05.2013, 20:13

Hallo,

es gibt ja einiges an Prüfungen für Hunde, die man ablegen kann oder sogar muss, wenn der Hund in die Zucht gehen soll.

Züchter schmücken sich dann mit diesen Titeln, begründen darauf den „Wert“ ihrer Hunde für die Zucht und stellen klar, dass sie nicht nur auf Schönheit, sondern NATÜRLICH auch auf Leistung (und Gesundheit) züchten.

Jagdgebrauchshundeprüfungen für Jagdhunde, Dummyprüfungen für Retriever, Hütetrials für Border und Co., VPG/IPO für die Gebrauchshunde und was es nicht alles gibt.

Aber wie aussagekräftig sind solche Prüfungen überhaupt? Lässt sich vieles nicht auch einfach ohne entsprechende Veranlagung bzw. nur gering ausgeprägtes Potential (an)trainieren?

Schaue ich mir die „Dummyprüfung für Einsteiger“ an, dann bin ziemlich fest davon überzeugt, dass Boomer diese auch ohne Probleme bestehen könnte. Und der hat mit einem Retriever so viel gemein, wie eine Maus mit einem Kamel.

VPG/IPO – schaut man sich z.B. dieses Video BSZS 2009 an, stellt sich mir die Frage, wie Gebrauchshunde auf einer Bundessiegerzuchtschau so auftreten können - selektiert über Generationen hinweg.
Was ganz interessant ist, dass es neben diesen schönen Deutschen Schäferhunden parallel noch Arbeitshunde gibt, also so Richtige. ;-)
Legten die Züchter die Schwerpunkte einfach anders – waren sie vielleicht ehrlicher zu sich selbst?

Ich möchte Niemandem seine Leistungen absprechen, ganz sicher nicht. Hinter all dem steckt immer viel Arbeit und ich ziehe meinen Hut vor denjenigen, die ihre Hunde auf Prüfungen führen (und würde so einen Züchter auch immer vorziehen).

Stellt sich mir noch die Frage: Wie unterscheidet man gemachte Champions von guten Hunden?
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Re: Arbeitsprüfungen - was sagen sie überhaupt aus?

Beitragvon Dieter » 30.05.2013, 21:42

Getier hat geschrieben:VPG/IPO – schaut man sich z.B. dieses Video BSZS 2009 an, stellt sich mir die Frage, wie Gebrauchshunde auf einer Bundessiegerzuchtschau so auftreten können - selektiert über Generationen hinweg.
Wie unterscheidet man gemachte Champions von guten Hunden?


Die Schäferhunde wurden m.E. zu hart "saubergemacht" und trauen sich nichts mehr. Besonders deutlich wird das ab 5.55.
Die Tiere erwarten nur noch Druck - von allen Seiten. Sogar wenn der Richter die Hand hebt.
Vielleicht wurden sie auch falsch aufgebaut, erst beissen lassen wie die Irren und irgendwann mit immensem Zunder -ggf. idiotischerweise auch noch vom Helfer - zum Ablassen bewegt.

Ich denke, es kommt im übrigen auf die Art bzw. Schwere der Prüfung an. Bei den (jungen) Jagdhunden gibt es z.B. die sog. Anlagenprüfung, in der - wie der Begriff schon ausführt - bestimmte jagdliche Veranlagungen überprüft werden.
Kein Jäger wird einen Hund weiter ausbilden, der so gerade mal eben da durchrutscht.

Die späteren Gebrauchs- und Leistungsprüfungen sind dann schon ein anderes Kaliber.

Aber natürlich kann man einem Gebrauchshund - gleich welcher Couleur - einiges von dem antrainieren - mehr oder weniger mühsam -, wozu er gezüchtet wurde. Die Frage ist nur, wo Versagensprobleme liegen - etwa Schußscheue beim Jagdhund - die jede weitere Verwendung oder Prüfung ausschliessen
So gibt es Hunde, die eben nur das Potential für (gerade so eben) VPG I haben und da nutzt dann auch alles Training nichts. Wer zu höheren Weihen strebt, wird sich mit so einem Hund nicht abgeben. Für Hobbysportler, die eben nicht nur ein Sportgerät haben wollen, mag das kein besonders wichtiges Kriterium sein.

Aber ohne eine entsprechende Veranlagung wäre auch das nicht möglich. Und das ist der entscheidende Punkt.
Daher sind Prüfungsergebnisse für sich genommen nur bedingt aussagekräftig - und jeder Käufer - egal ob für einen VPG- oder Jagdhund - wird sich den Hund bei der Arbeit vorführen lassen um zu beurteilen, wie die Veranlagung ist und welches Potential vorhanden ist.
Viele Grüße
Dieter

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Re: Arbeitsprüfungen - was sagen sie überhaupt aus?

Beitragvon Xafira » 01.06.2013, 07:26

Ich bin handmäßig ja leider gerade eingeschränkt, deshalb leider auch erst in zwei Wochen oder so mehr dazu, aber es gibt einen Hundesportler, der seinen Hund auf Meisterschaften vorführte, mit ausgezeichneten Ergebnissen. Wenn man den Sportler dann darauf ansprach, dass man den Rüden gern für die Hündin zum Decken hätte, erwähnte er auch immer, dass der Hund das Potential nicht hat sondern sehr viel antrainiert ist.

Man sieht: Alles ist möglich. :)
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Re: Arbeitsprüfungen - was sagen sie überhaupt aus?

Beitragvon Ebba » 01.06.2013, 18:09

Ausstellungen und Prüfungen sind schön und gut, aber leider gibt es viele Züchter, die da nur die Pokale"sammeln",echt!!! Hab schon wo geschrieben: Champion mal Champion ergibt nicht zwangsläufig einen Wurf Champions. Und doch gibt es Züchter, die ihre Welpen so "anpreisen"und die auch, unglaublich, Welpen mit kleineren u.gravierenden Fehlern ausmerzen!
Ich lege Wert auf die Anlagen unserer Hunde, auch ein paar Prüfungen(weil es eben Jagdhunde sind). Auch ihre Bewertung(en) müssen sie logischerweise haben. Wichtiger aber für die Zucht sind die Auswahl nach dem Inzuchtkoeffizenten, nach Gesundheit, Leistung und dann erst Schönheit (nach Dieter Fleig).
Bisher haben alle fast 60 Welpenkäufer sich nur positiv über die von uns erworbenen Hunde geäußert - das zeigt mir, dass auch sg - Hunde gut für die Zucht sein können. Schon des Genpools wegen müssen diemit rein!!!
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Re: Arbeitsprüfungen - was sagen sie überhaupt aus?

Beitragvon Getier » 01.06.2013, 18:44

Ebba hat geschrieben:Wichtiger aber für die Zucht sind die Auswahl nach dem Inzuchtkoeffizenten, nach Gesundheit, Leistung und dann erst Schönheit (nach Dieter Fleig)

Das ist der Punkt.
Wie stelle ich fest, dass der Hund entsprechendes Potential hat - vielversprechend ist, was "Leistung" betrifft - kann man das so einfach?

Den IK kann ich berechnen; Gesundheitsergebnisse kann ich meist einsehen, vom Tierarzt und Co. ausgefertigt. Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters bzw. im Auge des Richters. ;)

Aber woher weiß ich, dass die Bracke sucht, weil es ihr "im Blut liegt" und nicht, weil Herrli so viel mit ihr geübt hat?

Ist es sinnvoll, einen Hund bspw. auf eine Körung/Wesenüberprüfung/what ever mit vielen Eindrücken, Menschengruppen etc. noch einmal extra vorzubereiten (von Sozialisierung etc. im Welpenalter rede ich natürlich nicht!) - oder sollte der Hund "roh" in so eine Menschengruppe geschmissen werden, damit man überhaupt erkennt, wie er reagiert?
Und: Würde ein Züchter so ein Risiko eingehen? :mrgreen:

Kann ein geschultes Auge sowas in einer Prüfung noch erkennen?
Habt ihr Beispiele für - in euren Augen - gelungene Prüfungsordnungen?
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Re: Arbeitsprüfungen - was sagen sie überhaupt aus?

Beitragvon Ebba » 02.06.2013, 09:53

Prägung beim Züchter setz`ich mal voraus - weiß auch, dass es beileibe nicht überall gegeben ist :-( Aber gehen wir mal von guten, verantwortungsvollen Züchtern aus: Anlagen kann man schon nur in natura prüfen. Also z.B. in der Hundegruppe (mit der GG z.Zt. grad auf die BHP hin übt), da zeigt sich schon beim 1. Zusammentreffen, wie der Hund sich verhält. Bei den Anlagenprüfungen, die es im DTK gibt, sagt man eigentluich auch. entweder der Hund hat´s oder er hat´s nicht. Trotzdem fährt man die Sache Testen - normalerweise. Charis hat z.B. die Kunstbauprüfung noch nicht - da gibt es dreimal die Möglickeit zu üben. Ich hab da bisher immer erlebt, dass ich sofort sehe/höre, ob der Hund den Fuchs "verfolgt und verbellt". Bei Spurlaut ist es ähnlich. Da gibt es Züchter, die fahren ohne mal zu testen zur Prüfung und der Hund verfolgt die Hasenspur einwandfrei. Wir haben immer getestet - einfach, um dann zu wissen.... Es gibt noch den Wassertest: ein vorher vom Jäger erlegtes Federwild unter einem Schuss aus dem tiefen Wasser holen. Und da z.B. ist es möglch, dass der Hund erst lernen muss, in Federn zu "beißen" - mögen nicht alle....
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Re: Arbeitsprüfungen - was sagen sie überhaupt aus?

Beitragvon chino » 02.06.2013, 10:21

Hallo,

vorweg: ich verstehe von der Jagdhundausbildung genau GAR NICHTS, ich habe auch keine richtigen Jäger im näheren Bekanntenkreis.

Als sich Freunde letzten Sommer einen KLM geholt hatten, war lange Zeit die Rede davon, dem Kleinen eine jagdliche Ausbildung angedeihen zu lassen. Als er dann letzten Monat zur Anlagenprüfung ging, hatte er dazu im Vorfeld parallel zwei Hundeschulen besucht: die eine für die "normale" Erziehung, die man einem Welpen/Junghund angedeihen lässt. Die andere, um ihn auf ebendiese Anlagenprüfung vorzubereiten.

Neugierig wie ich bin, musste ich natürlich im Netz nach ein paar Informationen über diese Prüfung stöbern. Und siehe da: vielfach war davon die Rede, den Hund quasi ohne jegliche Art der Vorbereitung in die Prüfung zu schicken. Dies dient offenbar dazu, die tatsächlich vorhandenen Anlagen zu prüfen und nicht über Wochen und Monate eingeübtes Verhalten. :?

Das scheint für einen blutigen Laien wie mich der "ehrlichere " Weg zu sein.
Stellt sich nur noch die Frage, warum dann solche Kurse überhaupt angeboten werden ... *grübel*

LG
Andrea
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Re: Arbeitsprüfungen - was sagen sie überhaupt aus?

Beitragvon Ebba » 02.06.2013, 12:24

Ja! Anlagen heißen ja so, weil sie angewölft (angeboren) sind. Nur für den Hundeführer ist es natürlch schön zu wissen,wie verhält sich mein Hund bei einer bestimmten Prüfung??
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Re: Arbeitsprüfungen - was sagen sie überhaupt aus?

Beitragvon Newi » 02.06.2013, 12:43

Da kann ich leider nicht so mitreden.
Arbeitsprüfungen gibt es bei meiner Rasse nicht, weil sie für so viele unterschiedliche Arbeiten genutzt wurden, dass es mehrere Prüfungen geben müsste.

Mir geht es vor allem erst einmal um die Gesundheit der Rasse.
Und das bedeutet nicht nur den einzelnen Hund untersuchen zu lassen, sondern auch auf IK und genetische Vielfalt zu achten, ebenso wie die Vielfalt des äußeren Erscheinungsbildes (das gehört beim perro für mich dazu).
Natürlich achte ich auch darauf, dass der Hund rassetypisch arbeitsliebend, ausdauernd und sportlich ist.
Aber hätten wir Prüfungen, müssten die Hunde wahrscheinlich Wasserarbeit, Hütearbeit, Wasserjagd/Apportieren, Antreiben machen. In fast jedem der Hunde sind diese Anlagen vorhanden, bei einigen mehr oder weniger stark ausgeprägt.
Die Fraktion spanischer Wasserhunde grüßt alle Vierbeiner - auch die Wasserscheuen

Liebe Grüße,
Tina
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Re: Arbeitsprüfungen - was sagen sie überhaupt aus?

Beitragvon Getier » 02.06.2013, 15:18

Newi hat geschrieben:Natürlich achte ich auch darauf, dass der Hund rassetypisch arbeitsliebend, ausdauernd und sportlich ist.
Aber hätten wir Prüfungen, müssten die Hunde wahrscheinlich Wasserarbeit, Hütearbeit, Wasserjagd/Apportieren, Antreiben machen. In fast jedem der Hunde sind diese Anlagen vorhanden, bei einigen mehr oder weniger stark ausgeprägt.

Aber wie stellt man sicher, dass es in 20 Jahren auch noch so ist?
Ich kenne mich mit Perros nicht aus, ich weiß auch nicht, was dafür getan wird, dass die Hunde so bleiben wie sie sind (oder mal waren... ?), aber mir leuchtet es natürlich ein, dass sich nicht jeder Perrozüchter eine Herde Schafe oder Rinder halten kann. :mrgreen:
Will man diese Anlagen denn beibehalten? Wenn ja, wie bewerkstelligt man das?
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