chino hat geschrieben:Oft gehört und gelesen, aber was versteht man eigentlich darunter?
Für mich bedeutet
sensibel erstmal, dass ein Lebewesen verhältnismäßig stark auf Reize reagiert. Das können äußere Einflüsse sein, Geräusche, Stimmungen, Einwirkungen, ...
chino hat geschrieben:Wie äußert sich diese angesprochene Sensibilität im Alltag und wie geht man als Halter damit um?
Na ja, ich denke das kommt ganz auf den Hundetyp an. Ein Hund ist ja nie "nur sensibel" - da gehen ja auch noch andere Eigenschaften mit einher. Neigt der Hund zur Nervosität? Hat der Hund Schutztrieb? Jagdtrieb? Ist er sonst eher führig oder macht er sein eigenes Ding? Geht er eher nach vorn oder weicht er zurück?
chino hat geschrieben:Ist "sensibel" gleichzusetzen mit "ängstlich" oder "unsicher"? Oder kann auch die "Rowdy" sensibel sein?
Ein Rowdy kann auch sensibel sein. Und wie!
Ich würde sogar behaupten, ein Sensibelchen neigt eher dazu ein Rowdy zu werden, als ein Hund der "härter" ist. Wo dem harten Kerl vielleicht alles eher egal ist und so auch schlechte Erfahrungen gut verkraftet, kann für einen sensiblen Hund die Welt zusammenbrechen. So wählt das Sensibelchen beim nächsten mal vielleicht eher den Angriff, statt die Flucht ...
Ich denke, solche Hunde haben viel davon, wenn sie ein gesundes Selbstvertrauen aufbauen dürfen, vom Welpenalter an. Wenn sie ihre Umwelt erkunden dürfen und viele positive Erfahrungen machen dürfen. Und natürlich einen Halter haben, der ihnen Souveränität vermittelt und dem sie vertrauen können. Dann muss so ein Hund auch nicht unsicher sein, ein Rowdy oder gar ängstlich - ein ganz normaler Hund ist es dann.
chino hat geschrieben:Braucht ein sensibler Hund mehr Grenzen als einer mit "Teflongemüt" oder weniger? Und wie setzt man diese Grenzen am besten?
Nicht mehr, aber auch nicht weniger Grenzen. Wieso auch? Wichtig ist - so denke ich - dass die Grenzen ganz klar für den Hund gesetzt werden und das Training immer fair & nachvollziehbar verläuft. Damit der Hund weiß, was richtig und was falsch ist - ich glaube, eine "Unsicherheit" im Training ist für einen sensiblen Hund noch viel schlimmer, als für andere Hunde. Gerade wenn es um führersensible Hunde, wie von Dieter beschrieben, geht.
chino hat geschrieben:Ist so ein Hund automatisch ein Problemhund oder lässt sich mit der passenden Strategie sogar ein besonder Nutzen ziehen aus dieser erhöhten Empfindsamkeit?
Ein Hund ist erst dann ein Problemhund, wenn sein Mensch ein Problem mit ihm hat.

Ich denke schon, dass es von nutzen sein kann, wenn der Hund sensibel ist. Es ist eine enormen "Arbeitserleichterung", wenn man einen Hund hat, der auf kleinste Zeichen reagiert, bei einer Handbewegung seine Position verändert und ein Räuspern schon als unschön wahrnimmt - aber genau das ist auch der Fluch. Wer keine Selbstbeherrschung hat, die Fehler nur beim Hund sucht und nicht an sich arbeiten will, sollte die Finger von so einem Hund lassen.
Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.
Jean-Jacques Rousseau