Was macht einen guten Hundehalter aus?

Allgemeine Fragen zur Hundehaltung sowie zu Haftpflicht- und Krankenversicherungen, Hundesteuer etc.

Was macht einen guten Hundehalter aus?

Beitragvon Getier » 29.10.2013, 17:54

Hallo,

die Tierheime/Tiervermittlungen haben ja oft überzogene Vorstellungen von einem guten Hundehalter... deshalb würde mich interessieren, was eurer Meinung nach einen guten Hundehalter ausmacht? Was braucht man als "Hundemensch" grundsätzlich? Welche persönlichen Eigenschaften sollten vorhanden sein?
Was ist bei "eurer" Rasse besonders wichtig?

Ich bin gespannt, was da für Antworten kommen.
Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.
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Re: Was macht einen guten Hundehalter aus?

Beitragvon chino » 31.10.2013, 12:52

Hallo,

ja, die Vorgaben von TH sind immer wieder ... interessant:

Gehst du arbeiten, hast du sicher nicht genug Zeit für den Hund.
Bist du arbeitslos, hast du sicher nicht genug Geld.
Wohnst du in einer Wohnung, kriegt er sicher nicht genug Bewegung.
Hast du Haus und Garten, ist das Risiko, dass er ausbrechen könnte, viel zu hoch und außerdem kriegt er dann garantiert nicht genug Sozialkontakt, weil du ihn im Garten allein verschimmeln lässt.
Willst du ihn als Zweithund, verträgt der von dir ausgesuchte Hund unter Garantie nur eine Soloposition.
Möchtest du nur diesen einen Hund, wird er seelisch verkümmern, weil er zu wenig Kontakt mit Artgenossen hat.
...

Nein, ich möchte damit nicht grundsätzlich alle TH und ihre Vergabepraktiken schlechtreden - es ist schon gut, dass die Mitarbeiter da genau hinschauen, um zu verhindern, dass der Hund schneller wieder zurückkommt als er abgeholt wurde. Aber man kann es auch übertreiben ...

Egal, BTT:
Wer definiert, was einen guten HH ausmacht? Wer KANN das überhaupt definieren?
In allererster Konsequenz wohl derjenige, um den es geht - also der Hund.
Somit ist ein guter (irgendwie stört mich das Adjektiv, aber mir fällt kein besseres ein, also lassen wir es mal bei diesem) HH einer, der dem Hund ein zu diesem Hund passendes Leben ermöglicht. Aus dieser Prämisse leiten sich für mich die wichtigsten Eigenschaften ab, die ein HH haben sollte:

- Ehrlichkeit gegenüber sich selbst
- verzichten können
- Konsequenz und Durchhaltevermögen
- Verantwortungsbewusstsein

@Ehrlichkeit:
Wer sich selbst ehrlich und kritisch bewertet, wird vielleicht feststellen, dass die absolute Traumrasse, die man schon ewig im Hinterkopf hat (oder überhaupt generell ein Hund), so GAR NICHT zum eigenen Charakter, den eigenen Vorlieben, dem eigenen Leben passt.

Große Laufhunde für jemanden, der zwar ganz gern ein knappes Stündchen gemütlich durch die Botanik wackelt, aber sich nicht mehr?
Hunde, deren Fell viel Pflegeaufwand bedeutet, für jemanden, der in dieser Richtung eigentlich nicht mehr als 10min/Woche investieren möchte?
Kangals im Plattenbau? Junge, triebige Hunde, wenn man selbst schon länger das Rentenalter erreicht hat und körperlich vielleicht doch nicht mehr sooo fit ist?

Ich finde z.B. die Weimaraner wunderschön. Aber es wurde an anderer Stelle schon öfter erwähnt, wie sehr/wenig tauglich ein Hund mit Mannschärfe und Raubzeugschärfe als reiner Familienhund ohne jegliche jagdliche Verwendung zu sehen ist. Ich bin kein Jäger, ich habe null Interesse daran, meinen Hund (weder den aktuellen, noch irgendeinen zukünftigen) tatsächlich jagdlich auszubilden oder gar zu führen. Und ob reine Dummyarbeit ein wirklicher Ersatz für so einen Hund ist, lassen wir jetzt mal dahingestellt.

@Verzicht:
Als (möglicher) HH sollte man auf einige Dinge verzichten können.
Die immer zu 100% perfekt aufgeräumte Behausung ist mit dem Einzug eines Hundes irgendwie Geschichte. Wer auf einen haarfreien, keimfreien Haushalt nicht verzichten kann, ist mit einem Hund als Hausgenossen schlecht beraten. Wer nicht darauf verzichten kann, drei Flugurlaube/Jahr in exotischen Ländern zu machen, muss sich ein gutes Betreuungskonzept für den Hund in dieser Zeit zulegen oder auf solche Urlaube verzichten können. Spontan mal nach der Arbeit einfach nicht direkt heim, um mit dem Hund rauszugehen, sondern mit Freunden bis in die Puppen um die Häuser zu ziehen, kann man als HH meist auch knicken. Einfach mal das ganze Wochenende nicht vor die Tür gehen, weil es saukalt ist oder man schlicht keinen Bock auf frische Luft hat oder sich nicht so besonders fühlt? Frag den Hund, ob er verzichten kann ...
Einen zweiten Hund, weil man das selbst gern möchte, aber der Ersthund ist (noch) eine wandelnde Großbaustelle oder wäre mit einem aufgezwungenen Artgenossen massiv gestresst/überfordert?
Und nicht zuletzt: wenn die ehrliche Selbsteinschätzung ergeben hat, dass man die Rassewahl komplett überdenken oder das Thema Hundehaltung per se in der aktuellen Lebenssitation postponieren muss, ist es enorm wichtig, verzichten zu können. Manche Träume lassen sich gut eine Zeitlang aufschieben, andere muss man schlicht begraben, zum Wohle aller Beteiligten.

@Konsequenz und Durchhaltevermögen:
Keine Art von Ausbildung oder Erziehung ist von Erfolg gekrönt, wenn es an Konsequenz mangelt.
Und schon beim "perfekten" Welpen ohne problematische Vorgeschichte gibt es immer wieder mal schwierige Phasen, wo man sich durchbeißen muss, bis aus dem kleinen Fellknäuel und seinem ambitionierten Halter ein richtiges Team geworden ist, das Spaß am Leben haben kann. Wie sehr das erst recht für Abgabe- oder Fundhunde gilt, davon können manche unter uns ein Liedchen singen. Diese berühmte "Dankbarkeit", die jeder TS-Hund mitbringt, die ihn bis ans Ende seiner Tage völlig problemfrei auf den leisesten Wink gehorchen und die restliche Zeit unauffällig neben unseren Füßen liegen lässt ... aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dieses Märchen nicht die Staussen von Tränen trockenlegt, die man aus Verzweiflung mit/über den ach so dankbaren Hund vergießt ...

@Verantwortungsbewusstsein:
Der Hund hat es sich selten wirklich ausgesucht, bei einem bestimmten Halter zu landen - WIR sind es, die die Wahl treffen.
Und wir sollten uns dabei dringend im Klaren darüber sein , dass wir damit nicht primär unseren Wunsch erfüllen, sondern eine Verantwortung übernehmen und eine umfassende Verpflichtung eingehen. Wir sind verpflichtet, die grundlegenden Bedürfnisse des Hundes nach Futter, Bewegung und Sozialkontakt zu erfüllen sowie insgesamt seine Gesundheit zu erhalten (bzw. zu verbessern, abhängig vom Übernahmestatus). Dazu gehört auch, sich mit dem aktuellen Erkenntnisstand bzgl Futter und Verhalten/Erziehung auseinanderzusetzen; die rassegerechte Auslastung tut ein Übriges zum Wohlbefinden des Hundes. Ebenso liegt es in unserer Verantwortung, dass niemand (auch nicht der Hund selbst) durch sein Verhalten Schaden nimmt. Darunter fallen eine Menge unbequemer Dinge wie Beachtung der Leinenpflicht, konsequente Erziehung in dem für das Alltagsumfeld des Halters nötige Maß und alle weiteren zur Konfliktvermeidung notwendigen Managementmaßnahmen.

LG
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Re: Was macht einen guten Hundehalter aus?

Beitragvon Emma » 31.10.2013, 13:32

Ein guter Hundehalter ist für mich jemand der es schafft seine Bedürfnisse mit den Bedürfnissen des Hunden deckungsgleich zu gestalten. Damit meine ich jetzt nicht:"Pinkelt Fiffi an den Baum und will markieren, muss Herrchen das bitteschön auch tun". Eher meine ich, ob man gewillt ist sein Leben so zu ändern, dass es Fiffi gerecht wird. Genügend Bewegung, Auslastung, genügend Ruhezeit zu zweit mit kuscheln...

Gute Hundehalter wollen auch keinen elektronischen Hund, der in dieses neumodische Schema passt. Lieb zu allem und jeden, muss jede Situation richtig einschätzen, muss sich von allein erziehen, darf niemals knurren, schnappen, laut atmen. Gute Hundehalter wissen, was sie da für ein Tier haben, haben einige Hintergrundinformationen bzgl Wesen, Gesundheit, Verhalten und Kommunikation.

Gute Hundehalter rufen nicht 500m hinter ihrem Hund:"Der will nur Hallo sagen, das machen die unter sich aus!" :d
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Re: Was macht einen guten Hundehalter aus?

Beitragvon Queenie » 24.11.2013, 12:41

Emma hat geschrieben:Ein guter Hundehalter ist für mich jemand der es schafft seine Bedürfnisse mit den Bedürfnissen des Hunden deckungsgleich zu gestalten. Damit meine ich jetzt nicht:"Pinkelt Fiffi an den Baum und will markieren, muss Herrchen das bitteschön auch tun". Eher meine ich, ob man gewillt ist sein Leben so zu ändern, dass es Fiffi gerecht wird. Genügend Bewegung, Auslastung, genügend Ruhezeit zu zweit mit kuscheln...

Gute Hundehalter wollen auch keinen elektronischen Hund, der in dieses neumodische Schema passt. Lieb zu allem und jeden, muss jede Situation richtig einschätzen, muss sich von allein erziehen, darf niemals knurren, schnappen, laut atmen. Gute Hundehalter wissen, was sie da für ein Tier haben, haben einige Hintergrundinformationen bzgl Wesen, Gesundheit, Verhalten und Kommunikation.

Gute Hundehalter rufen nicht 500m hinter ihrem Hund:"Der will nur Hallo sagen, das machen die unter sich aus!" :d


Ich glaube, besser hätte ich es nicht ausdrücken können :d
Viele Menschen verpassen das kleine Glück, weil sie zu sehr damit beschäftigt sind das Große zu finden.

Grüße von Dani & Barnie :)
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Re: Was macht einen guten Hundehalter aus?

Beitragvon chino » 25.12.2013, 11:45

Hallo,

ein netter Artikel zum Thema und zur Verantwortung als Hundehalter: CLICK :thumb:

LG
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Re: Was macht einen guten Hundehalter aus?

Beitragvon Getier » 25.12.2013, 13:36

Ach, wie wahr der Text ist. Vor allem der Punkt "Frust aushalten" wird in der "modernen Erziehung" gerne vergessen, finde ich. Da soll der Hund möglichst schöne Dinge verknüpfen, viel Spaß haben und gut ausgelastet sein. Im wahren Leben ist aber nicht alles rosa-rot. :sorry:
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