Raum kontrollieren

Caniden ticken anders als Primaten

Raum kontrollieren

Beitragvon Dieter » 08.06.2013, 11:53

Angeregt durch Kia´s Post "Wieviel Hund darf noch sein"

viewtopic.php?f=67&t=202&p=1769#p1686

sowie durch Birgit´s Link

http://www.easy-dogs.net/home/blog/der_ ... eiber.html

schiessen mir folgende Gedanken durch meine müden Gehirnzellen, wobei ich folgenden Satz aus eben diesem Link vorausschicke:

Wenn der Hund sein Umfeld kontrollieren konnte, sodass er sich wohl fühlte, haben wir es wahrscheinlich geschafft!

Umfeld? Welches Umfeld?

Fahr ich mit dem Dackel in irgendeinen Wald - wo er noch nicht war - läuft der interessiert hin und her, schnüffelt, markiert und tut alles, was Hunde eben so tun.

Fahre ich mit dem Dackel zum Angelteich - wo er sehr häufig ist und wo alles "ihm gehört", schnüffelt er höchst interessiert, markiert, grollt andere Angler an, macht den Proll, so er andere fremde Hunde riecht (die Zufahrt zum Teich ist ein beliebtes Spaziergebiet für Hunde) und zeigt mir durch sein Verhalten an: Hier war ein fremder Hund, der noch nie da war.

Besonders augenfällig ist das bei uns im Dorf auf der Hauptstraße, der Dorfstraße :d . Dort ist Bärbel´s Mantrailing-Schule ansässig und viele ihre Kunden gehen bei den Treffen zum Training zunächst mit den Hunden zum Lösen einStück die Dorfstraße entlang und fahren dann anschließend zum Ort des Trainings.
Läuft dann irgendwann später der Dackel auf der Dorfstraße rum, zeigt er mir durch Kläffen, Prollen, Pöbeln und vermehrtes Markieren: Hier waren fremde Hunde. Der kann sich dann mitten auf die Straße stellen und gewaltig loskotzen, was regelmäßig zu Heiterkeitsausbrüchen der Anwohner führt, die etwa im Vorgarten sind. Viele sagen schon: Stimmt, Dieter, heute hab ich fremde Hunde gesehen :d .
Das macht er ohne Bärbels Trainingszeiten nie, eben nur übliches Verhalten und "feste" Pinkelstellen (das sind die der bekannten Dorfhunde Theo, Spencer, Giovanni, Suri, Kalli und noch einige andere). Die kennt er, zumindest deren Geruch.

Er kontrolliert also sein Umfeld, dieser Dackel. Er reagiert sichtbar auf Veränderungen bzw. Gerüche anderer Hunde, die in dieses "eindringen".

Nun zur Frage: Wie wichtig ist "fremdes" Umfeld, also solches, wo er nie war, was ihn - abgestellt auf sein Verhalten - nicht sonderlich interessiert, aber immerhin - aus menschlicher Sicht - Abwechslung darstellt.

Tu ich ihm wirklich einen Gefallen, wenn ich ihn viel in fremde Gegenden schleppe oder wäre es besser, ihn häufiger "sein Dorfumfeld kontrollieren" zu lassen, was - wieder aus menschlicher Sicht - eher eintönig und bekannt ist.

Ist also die "Abwechslung" für den Hund bereits eine Art Vermenschlichung insoweit als ich oft denke: Fahr mal da oder da hin, geh dort spazieren, da war der Dackel auch noch nicht und "hat was davon"?
Viele Grüße
Dieter

Erwachsensein? Ich mach ja viel Scheiß mit - aber nicht jeden!
Benutzeravatar
Dieter
Registrierter Benutzer
 
Beiträge: 550
Registriert: 09.05.2013, 23:04

Hundehalter seit: 2012
Anzahl der Hunde: 1
Rassen: Rauhhaar-Zwergdackel

Re: Raum kontrollieren

Beitragvon gabi » 08.06.2013, 12:19

Mir wurde gesagt, das Hunde - nee, es ging um Hachiko, also nicht verallgemeinern - also dass es für meinen Hund besser sei, immer die gleiche Strecke zu laufen.
Weil er halt immer sehr aufgeregt ist und es ihn halt noch mehr aufregt, wenn ich "fremde" Strecken gehe.
Auf unserer normalen Runde können wir inzwischen sehr entspannt laufen, geh ich woanders lang (oder auch im Urlaub am Strand entlang) zerrt er an der Leine, dass ich ihn kaum halten kann.
Ich versuche jetzt, da die normale Runde inzwischen super klappt, einmal am Tag ne andere Biege zu drehen - weil ich hoffe, dass er irgendwann merkt, dass er dort auch normal mit mir gehen kann :?
Auf meine Frage, ob das denn für den Hund nicht eintönig sei, wurde gesagt, dass Tiere halt ihr Revier hätten und das Eindringen in fremde Reviere Gefahr darstellt - und mein Hund halt noch viele dieser "urwüchsigen Gene" in sich hätte..........
Liebe Grüße aus Berlin
Gabi
Benutzeravatar
gabi
Registrierter Benutzer
 
Beiträge: 216
Registriert: 22.05.2013, 08:15
Wohnort: Berlin


Re: Raum kontrollieren

Beitragvon Getier » 08.06.2013, 13:05

Ich halte eine gewisse Routine des Tages ohnehin für wichtig, da schließe ich auch die Spaziergänge nicht aus.
Wenn ich mir überlege, was meine Hunde alles abscannen, wenn wir schon auf bekannten Strecken unterwegs sind... puh. Fahrradfahrer, Jogger, Passanten, Vögel, Wildspuren, vielleicht ein Hase, andere Hunde, unzählige bekannte und unbekannte Gerüche, ein seltsamer LKW, der da gestern vielleicht noch nicht stand oder der Bauer auf dem Feld. Das mag alles eher unwichtig für uns sein - und sicher auch für viele "gelassene" andere Hunde - aber es sind alles Reize, die ein Hund aufnimmt und verarbeiten muss. Jeder Hund - der eine mehr, der andere weniger stark.
Natürlich ist das normal, keine Frage. Und eine gewisse Reizlage sollte der Hund meiner Meinung nach auch aushalten, für die allermeisten Hunde auch kein Problem - aber als "anstrengend" bzw. abwechslungsreich empfinde ich das schon.

Kommt jetzt noch eine neue Umgebung dazu, hat der Hund noch viel mehr zu verarbeiten. Das kann für unsichere Hunde oder solche mit einer dünnen Zündschnur schon zu viel sein - die regen sich auf, hängen gestresst in den Leinen, schießen von rechts nach links und haben für "lockeres Gassi gehen" eigentlich gar keine Zeit.

Wir haben drei oder vier ganz typische Strecken für uns - ab und an laufe ich auch mal ganz anders oder nehme die Hunde kurz mit ins Dorf, zur Bank etc. oder sie begleiten unseren Familienausflug (Park, Zoo, See etc.), das wird dann auch gerne angenommen, aber man merkt auch, dass die Hunde dann anders beansprucht werden. Die Konzentration (und die Leinenführigkeit...) lässt dann eher nach und danach sind die Hunde einfach müde(r).

Ich glaube, das "Zeitung lesen" von Struppi und Lassie aus der Nachbarschaft ist für Hunde - für Tiere, die eher in festen "Gruppen" und Rudeln leben, und so also häufiger mit bekannten Hunden zu tun hätten - sehr wichtig. Was auch immer die Hunde da für Informationen rausziehen können.
Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.
Jean-Jacques Rousseau
Benutzeravatar
Getier
Moderatorin
 
Beiträge: 942
Registriert: 09.05.2013, 22:41

Anzahl der Hunde: 2
Rassen: Yorkimischling, Fusselmali

Re: Raum kontrollieren

Beitragvon Xafira » 09.06.2013, 05:47

Eine sehr gute Frage, Dieter.
Wie wichtig ist fremdes Umfeld für den Hund?

Ich denke, hier sind einige Unterscheidungen zu treffen.
Für Welpen und Junghunde finde ich verschiedene Umgebungen wichtig - nicht zuviel und nicht jeden Tag, aber doch so, dass der junge Hund einiges kennen lernen kann.

Für nervöse, ängstliche, zur Hyperaktivität neigende Hunde halte ich persönlich Strukturen für sehr wichtig und dazu gehört dann auch, dass man so seine fixen Spaziergehrouten hat - das hilft auch den Hunden enorm, die sonst von so vielen fremden Einflüssen quasi erschlagen werden.

Ich habe Hunde, die nach einem Spaziergang in fremden Gebieten nicht müde und entspannt sind - das Gegenteil ist der Fall - sie drehen hoch (schon während des Spaziergangs und je länger dieser dauert, umso schlimmer wird es), kommen nicht zur Ruhe und sind dann auch einige Zeit Zuhause unausstehlich. Für mich gilt daher solche Situationen zu vermeiden - weil jeder Stress in der Gruppe zu Raufereien führen kann, die ich dann wieder beenden muss (und das geht dann halt manchmal für mich selbst nicht so toll aus).

Ich denke also schon, dass diese Ansicht, dass man ständig in andere Gebiete muss, um für Abwechslung zu sorgen, sehr menschlich gedacht ist.
Perfect Human are so perfect inhuman
Benutzeravatar
Xafira
Malinoid
 
Beiträge: 1402
Registriert: 10.05.2013, 05:54

Anzahl der Hunde: 5
Rassen: Malinois, Malinois-Mix

Re: Raum kontrollieren

Beitragvon Dieter » 11.06.2013, 16:04

Xafira hat geschrieben:Ich denke also schon, dass diese Ansicht, dass man ständig in andere Gebiete muss, um für Abwechslung zu sorgen, sehr menschlich gedacht ist.


Ja, das denke ich auch. Und wenn wir den Problemanriss auf menschliches Verhalten erweitern, stellt sich mir die Frage, weshalb Menschen - insbesondere Frauen - so gerne im näheren Umfeld des Hauses/der Wohnung spazieren gehen und mit vertiefter Freude anderer Leute Vorgärten beglotzen.
Und es stellt sich mir die Frage, ob das eine Art archaisches Verhalten sein könnte.

Dazu machen wir jetzt einen Cut oder Break und beamen dieses Forum in die mittlere Steinzeit.

Die männlichen Mitglieder der Horde (also des Forums) - mithin Manfred und ich - befinden sich auf Jagd, haben sich dazu 8 Kilometer von den Höhlen entfernt und erspähen ein Mammut.
Zeitgleich springen die beiden geübten Jäger auf je einen der Stoßzähne, dreschen dem Mammut eine solide Keule vors Hirn und dieses sinkt entseelt zu Boden.
Die Beute ist also gemacht, die Horde/Sippe überlebt, wir sind die Helden und alles ist gut. Später müssen die Frauen das Teil dann nur noch auseinander schneiden und zu den Behausungen schleppen.

Derweil sind die Frauen - also der weibliche Teil der Forum-Belegschaft - zu Hause bei/in den Höhlen geblieben, ziehen die gemeinsamen Kinder auf, putzen die Höhle, sammeln Beeren und Wurzeln und schauen im näheren Umfeld, was nahrungsmäßig so los ist.
Dazu müssen sie eine gute Beobachtungsgabe haben und auf scheinbare Kleinigkeiten achten können, weil der gelbe Fleck unter dem Busch vorne links gestern noch nicht vorhanden war und es sich um einen Säbelzahntiger handeln könnte. Oder um einen Kerl vom anderen Stamm, der ein paar Frauen klauen will.

Wenn sie also die sichere Höhle verlassen, scannen sie mit Rundumblick in 0,004 Sekunden zunächst die Umgebung ab und bemerken jede noch so kleine Veränderung.

Sie kontrollieren also den Raum.

Ist also das heutige Spazierengehen der Rest solchen Verhaltens?
Viele Grüße
Dieter

Erwachsensein? Ich mach ja viel Scheiß mit - aber nicht jeden!
Benutzeravatar
Dieter
Registrierter Benutzer
 
Beiträge: 550
Registriert: 09.05.2013, 23:04

Hundehalter seit: 2012
Anzahl der Hunde: 1
Rassen: Rauhhaar-Zwergdackel

Re: Raum kontrollieren

Beitragvon chino » 11.06.2013, 16:30

OT on:

:lol: :xlol: :lol:

Bin kurz nach der Sache mit der Keule lachend vom Sessel gekippt und muss daher den Rest später zu Ende lesen.

OT off
Hundetrainer? Wir brauchen einen EXORZISTEN!
Benutzeravatar
chino
Moderatorin
 
Beiträge: 1660
Registriert: 09.05.2013, 22:24
Wohnort: NÖ West

Hundehalter seit: 15. Mai 2012
Anzahl der Hunde: 1
Rassen: Flat Coated Retriever X Neufundländer

Re: Raum kontrollieren

Beitragvon Treasure Bay » 11.06.2013, 17:35

Liebe Freunde, was habt ihr geraucht?
Kann ich das auch haben?

Dieter, schreib ruhig weiter. Ich bin immer sehr gespannt, was so aus deinen grauen Zellen kommt... :giggle: :giggle: :giggle:
Janett mit Benny, Dream of Golden Eddy und Tingledales Brittany ( Ylvi)
Benutzeravatar
Treasure Bay
Chefchaot
 
Beiträge: 92
Registriert: 28.05.2013, 13:45
Wohnort: Haffkrug

Hundehalter seit: 10. Nov 2006
Anzahl der Hunde: 3
Rassen: GR ( 9 und 5 Jahre alt, sowie 15 Monate)

Re: Raum kontrollieren

Beitragvon Emma » 11.06.2013, 21:21

:lol: :xlol:

Wobei ich gerne andere Wege einschlage und nicht auf Kleinigkeiten achte Bin ich dann eine steinzeitliche Transe?
Benutzeravatar
Emma
Flederstein
 
Beiträge: 213
Registriert: 22.05.2013, 08:36
Wohnort: Adenbüttel

Hundehalter seit: 23. Feb 2013
Anzahl der Hunde: 1
Rassen: Weißer Schweizer Schäfi - Einstein

Re: Raum kontrollieren

Beitragvon Dieter » 11.06.2013, 21:31

Emma hat geschrieben:Bin ich dann eine steinzeitliche Transe?


Natürlich nicht. Hast Du nicht letztens Schuhe gekauft? Weil es Dich überkommen hat?
Siehste. Alles ist gut.
Viele Grüße
Dieter

Erwachsensein? Ich mach ja viel Scheiß mit - aber nicht jeden!
Benutzeravatar
Dieter
Registrierter Benutzer
 
Beiträge: 550
Registriert: 09.05.2013, 23:04

Hundehalter seit: 2012
Anzahl der Hunde: 1
Rassen: Rauhhaar-Zwergdackel

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste