Sandwich weggeschnappt und verspiesen
Ein Hundesitter wurde zu einer Buße verurteilt, weil ein von ihm beaufsichtigter Vierbeiner einer Fussgängerin ein Sandwich aus der Hand weggeschnappt hat.
Es war am 21. Juni 2012, als sich ein erfahrener Hundesitter aus Oberrieden mit mindestens fünf ihm anvertrauten Hunden auf die Allmend nahe Adliswil begab. Da dort kein Leinenzwang besteht, liess der Tierpsychologe die Vierbeiner frei laufen. Mit rechtlichen Folgen. So rannte der junge Labrador namens Riva plötzlich auf eine Fussgängerin zu. Ein gefundenes Fressen für Riva, da die Frau gerade im Begriff war ein Sandwich zu essen. Bevor sie reagieren konnte, hatte der Hund schon zugeschlagen. Er schnappte ihr das belegte Brot aus der Hand und schluckte es gierig hinunter. Zum grossen Ärger der erschrockenen Hundehalterin, die sich beim Beschuldigten aus Oberrieden beschwerte. Dieser entschuldigte sich bei der Frau sogleich und zahlte ihr für den verspiesenen Snack einen Schadenersatz von zehn Franken. Offenbar zu wenig für die empörte Dame, die sich in der Folge an das Veterinäramt wandte und den Hundesitter verzeigte.
Infografik Schweizer Hunde-Recht
Vom Stadtrichter gebüsst
Der über 40-jährige Hundetrainer musste sich schon wenige Wochen nach dem Vorfall zuerst vor dem Zürcher Stadtrichter verantworten. Dieser kam zu einem Schuldspruch und verurteilte den Mann aus Oberrieden wegen mangelnder Beaufsichtigung eines von ihm geführten Hundes zu einer Busse von 100 Franken. So sei die Fussgängerin von Riva belästigt worden, schrieb der Stadtrichter. Zum Unwillen des Verzeigten, der Einsprache erhob und eine richterliche Beurteilung des umstrittenen Vorfalls verlangte.
Freispruch verlangt
Am Donnerstag fand sich der Hundesitter vor dem Bezirksgericht Zürich ein und liess seinen Verteidiger Roger Vago auf einen vollen Freispruch plädieren. «Die Frau hat sich auf Riva eingelassen», beteuerte der Beschuldigte und schob damit einen Teil der Verantwortung auf die Geschädigte. Vago ging noch weiter und führte aus, dass die Zeugin mit dem Sandwich herumgefuchtelt habe. Weshalb Riva davon ausgegangen sei, das Brot werde ihm angeboten. Sie habe ihn damit sogar angelockt. Nicht zuletzt sei das Wegschnappen in Sekundenbruchteilen erfolgt, plädierte Vago. Damit sei es seinem Klienten gar nicht möglich gewesen, rechtzeitig zu reagieren. Ohnehin habe er es nicht voraussehen können. Vago ergänzte, dass sich die Parteien übrigens schon früher gegenseitig angegiftelt hätten.
Strenges Hundegesetz: Schuldspruch
Die zuständige Einzelrichterin Claudia Bühler sah es anders und kam zu einem vollen Schuldspruch. «Das neue Hundegesetz ist sehr streng», hielt sie dazu unmissverständlich fest. So müsse ein Hundeführer alle Tiere strikt unter Kontrolle haben, führte sie aus. Dabei spiele es keine Rolle, ob der Vierbeiner angelockt worden sei. Auch nicht, ob die Frau mit dem Sandwich herumgefuchtelt habe. Es liege alleine beim Hundehalter dafür zu sorgen, dass seine Tiere keine andere Personen belästigten. Gerade der Beschuldigte sollte als Hundetrainer speziell in der Lage sein, die Tiere zu kontrollieren, erklärte Bühler. Riva habe ihm aber keine Folge geleistet. So habe die Zeugin glaubhaft ausgeführt, dass der Beschuldigte vor dem Wegschnappen den Hund gerufen habe. Allerdings ohne Erfolg.
Schuldspruch angefochten
Mit dem Schuldspruch soll der Hundesitter neben der Busse von 100 Franken sämtliche bisher aufgelaufene Gerichts- und Verfahrenskosten von über 1000 Franken bezahlen. Allerdings kündigte er bereits vor den Schranken an, dass er den Fall an das Obergericht weiterziehen werde. Ihm sei der Ruf als seriöser Hundetrainer nämlich sehr wichtig, hatte er bereits während der Befragung ausgeführt.
Quelle
