Hunde kennen keine Eifersucht (höchstens Keksgier)
Heute Mittag unterhielt ich mich mit meinem Nachbarn, der dabei geistesabwesend meine Hunde streichelte, bis er plötzlich ganz hektisch zu seinen Wohnungsfenstern blickte: „Hoffentlich sieht meine Mietzi mich nicht“, sagte er und nahm die Hände hoch. „Die ist nämlich sehr eifersüchtig. Ich darf kein anderes Tier streicheln.“
Die Katze saß in der Tat an der Balkontür und beobachtete ihren Menschen aus schmalen Augen. Bestimmt konnte er was erleben, als er nach Hause kam.
Manche Hunde drängen sich zwischen ihre Menschen, wenn die versuchen, einander zu umarmen; manche quetschen sich dazwischen, wenn der Mensch einen anderen Hund streichelt oder hopsen aufgeregt herum, wenn ihr Mensch mit einem anderen Menschen oder Hund spricht. „Der ist so eifersüchtig“, sagen die Menschen dann, und sind irgendwie gerührt, weil sie es für ein Zeichen von Liebe halten, wenn einer eifersüchtig ist.
Wobei Eifersucht mit Liebe übrigens überhaupt nichts zu tun hat. Weder bei Menschen, noch bei Tieren. Eifersucht hat mit einem Selbstwertdefizit zu tun. Darunter leiden Hunde nicht, Gott sei Dank.
Hunde sitzen nicht da und heulen: „Was hat der Dalmatiner, was ich nicht habe?“
Auf solche Ideen kommen nur Menschen. Menschliche Eifersucht ist eine sehr komplexe, schmerzliche Emotion, weil man keine oder zu wenig Anerkennung von einem geliebten Menschen bekommt oder das Gefühl hat, der Partner stelle seine Liebe zu einem infrage.
„Findest du den etwa besser als mich?“, gibt es bei Hunden nicht, weil sie gar nicht über Bewertungen wie „besser“ oder „schlechter“ verfügen.
Für Hunde ist es, wie es ist, und genau dafür lieben wir sie doch auch.
Das, was wir bei unseren Haustieren für Eifersucht halten, ist Kontrollzwang. Das kann man erlauben oder nicht: Ich erlaube es nicht, weil ich so ein Verhalten schon bei Menschen unerträglich finde, und mit denen kann man wenigstens diskutieren. Wenn ein Hund sich zwischen Sie und einen anderen Hund drängt, sagt der „eifersüchtige“ Hund damit nicht: „Du liebst mich aber mehr, stimmt’s?“, sondern: „Hau ab, das ist mein Mensch, und die Kekse in seiner Tasche gehören mir!“, oder er sagt: „Runter von meinem Platz, ich bin hier der Häuptling, und die beste Aussicht beanspruche ich!“
Auch wenn das Verhalten so ähnlich AUSSIEHT wie menschliche Eifersucht, ist es doch nur das, was wir hineininterpretieren. Eifersucht liegt nahe bei Neid, und den empfinden Hunde auch nicht.
Wenn es anders wäre, würde es auch deutlich weniger Spaß machen, mit Hunden zusammen zu leben, finde ich.
Quelle
Ich glaube auch nicht, dass Hunde das empfinden, was wir unter Eifersucht verstehen. Aber Kontrollzwang?
Ob man das oben beschriebene Verhalten wirklich in diese Schublade packen kann ...?

LG
Andrea