Wieviel Liebe zum Hund ist "normal"?

Allgemeine Fragen zur Hundehaltung sowie zu Haftpflicht- und Krankenversicherungen, Hundesteuer etc.

Wieviel Liebe zum Hund ist "normal"?

Beitragvon chino » 29.01.2014, 18:39

Hallo,

eine TV-Kurzreportage: Wenn Tierliebe zum Lebensinhalt wird

und einen Artikel Hundeliebe – es ist nicht weit zum Fetischismus

kann ich als Diskussionsgrundlage beisteuern.

Wo ist für euch die Grenze zwischen "Naja, Hundenarr halt. Mache ich nicht anders." und "Das ist keine normale, gesunde Beziehung mehr."?
Kann man jemandem helfen, der ein Leben jenseits dieser Grenze führt? Muss man ihm vielleicht sogar helfen um des Hundes willen, der sich der Lebenssituation nicht entziehen kann?

LG
Andrea
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Re: Wieviel Liebe zum Hund ist "normal"?

Beitragvon Xafira » 30.01.2014, 04:15

Das Video habe ich gesehen... und es ist schockierend... sowohl die Damen mit ihren Menschen-Hunden als auch der Typ mit seinem Cross (?), der so punktgenau das Klischee der Listenhundehalter erfüllt.

Der Artikel... hm, interessant - einerseits stimme ich zu, andererseits sehe ich die Sache in manchen Bereichen etwas anders:

..., ihm Gefühle zutraut, die er nicht haben kann – ihm Verhaltensmuster andichtet, die keine sind, wer in seinen Hund etwas hineininterpretiert, was der Hund gar nicht leisten kann, der tut ihm unrecht...


Quelle: http://www.bestehunde.de/hundeliebe.html

Stimmt schon, wer zuviel hineininterpretiert oder zuviel erwartet, der tut dem Hund unrecht und kennt ihn nicht. Aber mal ehrlich, nichtmal Wissenschaftler sind sich einig, was und wie Hunde jetzt genau fühlen (können) und was nicht und studieren auf diesem Gebiet noch fleißig herum.
Empfinden sie Liebe? Oder doch nur eine Form der Zugehörigkeit zu ihrer Gruppe? Empfinden sie Glück oder Trauer? Oder wünschen wir uns nur, dass Hunde diese Gefühle kennen?

Ist es eine übersteigerte Form der Liebe, wenn man seinen Hund so behandelt wie diese drei Damen in der Doku? Oder ist es nicht auch eine Form von "unnormaler" Liebe, wenn wir unseren Hund in Restaurants, Kaffeehäuser, etc. mitschleppen, obwohl dieser das vielleicht gar nicht will?
Ist es nicht auch eine übersteigerte und gefährliche Form der Liebe, wenn wir den Hund einer Dauerbespaßung aussetzen, weil es heißt, der Hund muss artgemäß beschäftigt werden, wir dabei aber darauf vergessen, dass der Hund auch wieder Ruhe benötigt, um seinen Stresslevel ausgleichen zu können.
Wo fängt übersteigerte Tierliebe an?
Wer entscheidet dies?

Das mit der Hilfe empfinde ich als sehr schwierig.
Wenn man sich so ansieht, wer denn an diesem Hunde-Fetisch (also dieser besonders ausgeprägten Form der Tierliebe) leidet, dann sind das Menschen, die von anderen Menschen enttäuscht wurden - vorwiegend Frauen, wie es scheint. Diese scheinen da anfälliger zu sein, sich dann Hunden oder anderen Tieren zuzuwenden - bedingungslose Liebe und Treue und so...
Oder es handelt sich um Menschen, die jahrelang mit ihrem Partner gelebt haben und wo der Partner dann verstorben ist - ältere Menschen, die "nur" noch ihren Hund haben.
Sind solche Menschen offen für Hilfe? Sehen sie ihre Situation überhaupt so, dass sie Hilfe benötigen?

Ein weiterer Punkt ist sicher der Tierschutz... falsche Tierliebe, falsch angewandte Tierliebe...
Auch hier sind Frauen stärker betroffen als Männer, argumentieren mit: der arme Hund, man wollte ihn erschlagen, also haben wir ihn in die Tötung gebracht und dann wurde er von dort gerettet... (Ja, das mit retten, Tötung, retten ist bewusst so gewählt, weil es vielfach so gehandhabt wird).
Oder: Hunde aus dem Tierschutz sind so dankbar, die vergessen nie, was man für sie getan hat.
Fällt das nicht auch unter diesen Fetisch? Interpretiert man nicht auch hier viel mehr in den Hund, als er leisten und verstehen kann?

Ein sehr komplexes Thema...

Liebe Grüße
Birgit
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Re: Wieviel Liebe zum Hund ist "normal"?

Beitragvon gabi » 30.01.2014, 07:12

Hier in meiner Umgebung wohnen viele ältere Frauen mit kleinen Hunden. Sie lieben die Tiere über alles, gehen bei Wind und Wetter ihre Runden und reden mit ihnen, wie mit einem Menschen. Früher hab ich die oft belächelt, jetzt seh ich das etwas anders.
Stell euch mal die Gabi vor, in einer 6köpfigen turbulenten Familie aufgewachsen, natürlich mit Haustieren, mit 19 geheiratet, mit 21 das 1. Kind, mit 22 das 2. Kind mit 31 das 3. Kind - immer nen turbulenter Haushalt, immer Hund und andere Haustiere, dann die Tageskinder, inzwischen auch schon seit über 20 Jahren, also jetzt immernoch tägl. 5 Kleinkinder, der jüngste Sohn samt Freundin noch zu Hause, dazu die Enkel, in Schicht arbeitende Kinder, die angewiesen sind auf die Hilfe und immernoch einige Haustiere :xlol:
Wenn nun mein Mann irgendwann vor mir stirbt - und das ist in der Regel so, das Haus leer wird, weil auch der jüngste Sohn endlich auszieht :d , die Tageskinder nicht mehr kommen, weil ich auf Rente bin - klar werd ich dann mit nem kleinen Schoßhund meine Runden hier drehen und wer weiß, ob ich nicht auch auf den einrede wie heute auf die Kids ;)

Für mich hört "normal" auf, wenn es den Tieren erkennbar schlecht geht, wenn das eigene Geld vorn und hinten nicht mehr reicht, um sie entsprechend zu versorgen. Solange die Tiere nicht gequält werden, ist es wohl egal, ob die Diamantenhalsbänder tragen oder was gezwirbeltes aus alter Wolle, ich glaub, das ist jedem Hund wurscht............
Liebe Grüße aus Berlin
Gabi
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Re: Wieviel Liebe zum Hund ist "normal"?

Beitragvon Schlemeldog » 30.01.2014, 16:41

gabi hat geschrieben:Für mich hört "normal" auf, wenn es den Tieren erkennbar schlecht geht, wenn das eigene Geld vorn und hinten nicht mehr reicht, um sie entsprechend zu versorgen. Solange die Tiere nicht gequält werden, ist es wohl egal, ob die Diamantenhalsbänder tragen oder was gezwirbeltes aus alter Wolle, ich glaub, das ist jedem Hund wurscht............


:thumb:
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Liebe Grüße,
Lotta mit Emil und Queso
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Re: Wieviel Liebe zum Hund ist "normal"?

Beitragvon Getier » 31.01.2014, 16:31

Normal? Normal finde ich, wenn der Hund sich meinem Alltag anpasst, der Hund das bekommt, was er braucht und ich auch auf meine Kosten komme. Das heißt, dass ich auch mal weggehen kann oder arbeiten gehe, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen, auch mal Besuch empfange, normal in die Gesellschaft integriert bin, etc.

Wenn man sein Leben nur noch nach dem Hund richtet, dann ist es für mich nicht mehr "normal" - wobei das für mich nichts schlechtes bedeutet, es ist dann eben nur eine andere Art zu leben - die kann ja auch viel angenehmer sein. Stellen wir uns nur mal vor, ein großer Bauernhof, viel Land, viele Hunde.... ich würde SOFORT mein "normales" Leben eintauschen. :giggle:
Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.
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