Es war so 1985 rum und ich hatte meinen ersten Dackel - den Flocki - schon einige Jahre, als ich mit einem Jäger, den ich gut kannte, über Dackel/Teckel ins Gespräch kam. Er lud mich ein, der nächsten Baujagd mit seinem Teckel als Helfer beizuwohnen.
Und so wackelten wir denn eines schönen Herbsttages in der Früh ins Revier, 4 Mann, 2 Jäger und zwei Helfer. Die Jäger waren mit Gewehren, die Helfer mit Spaten, Schaufeln und Spitzhacken bewaffnet.
Mein Bekannter hatte seinen Teckel im Rucksack verstaut und diesen praktischerweise unterhalb des Teckelkopfes verschnürt, sodass das Jagdviech oben fröhlich herausschauen konnte. "Der wird immer getragen", hiess es, "der schafft ja nichts mit seinen kurzen Beinchen". "Das kennt er", hieß es noch.
Vor Aufbruch zur Jagd sagte mein Bekannter noch seinem Freund, dem Baggerfahrer, Bescheid. Dies für den Fall, dass dieses Gerät anrollen musste, damit notfalls der Teckel freigebaggert werden konnte.
Am Fuchsbau angekommen, wurde der Jagdgenosse ausgepackt und schliefte sogleich in diesen ein. Schon nach kurzer Zeit ertönte unten ein gewaltiges Getöse und Gekeife, der Hund war also am Fuchs.
Das ging so eine Zeitlang bis auf einmal Ruhe einkehrte.
"Der hat den Fuchs", hieß es, "nun liegt er fest".
Nachdem zunächst ein ordentlicher Doppelkorn - praktischerweise gleich aus der Flasche - zur Anwendung gebracht wurde, musste nun gegraben werden. Wozu hat man Jagdhelfer dabei, die die Ehre haben, den Vorgängen beizuwohnen.
Ausserdem ist ein Bagger teurer als eine Runde Korn.
Wir - also der andere Helfer und ich - schaufelten und hackten wie die Beknackten und waren nach kurzer Zeit etwa 2 Meter tief ins Erdreich eingedrungen.
"Manchmal geht das 7 oder 8 Meter tief" sagten die Jäger aufmunternd, während sie auf dem Boden lagen, per dort angepresstem Ohr versuchten, die ungefähre Lage zu peilen und über den Teckel fluchten, der mehr ein Packer denn ein Flieger war.
Einschub: Packer? Flieger?
Die Packer sind die Teckel, die mit dem Fuchs kämpfen (und gelegentlich früh sterben bzw. öfter mal krankgeschrieben sind) und sich in ihn verbeissen wollen. Die Flieger - die haben die Jäger am liebsten - sind die Teckel, die den Fuchs eher nerven, sich aber nicht auf einen wirklichen Kampf einlassen. Ihn also bedrängen, auch mal beissen, aber eben kein wirklicher Kampf, bis der Fuchs den Bau verlässt.
Das erklärt auch die zunächst befremdliche Eigenschaft vieler Teckel, beim Anschauen und Hinwenden keifend zurückzuweichen und anschliessend den Menschen, so er sich umgedreht hat, ebenso keifend in die Hacken zu beißen. Die sind demnach nicht "link" sondern verwechseln den Menschen mit ´nem Fuchs.
Nun, wir waren so auf 2,50 und ich befasste mich schon gedanklich mit dem Begriff "Magma" als der Hundeführer-Jäger mittels Taschenlampe in die Röhre leuchtete.
"Ich seh ihn" jubelte er. "Los Jungs, noch ´ne Runde graben, schnell, damit er Luft kriegt", anbefahl er uns. Nach einem weiteren halben Meter, leuchtete er wieder in die Röhre, versuchte, mit der Hand den Teckel zu greifen und versank mit dem halben Oberkörper in dieselbe und schrie "ich hab ihn, ich hab ihn am Schwanz zu fassen. Los, zieht uns raus".
Ok, jeder einen Gummistiefel und gezogen, derweil der andere Jäger seelenruhig seine Flinte aufmunitionierte.
Die Schultern erschienen, der hochrote Kopf erschien, der Arm kam ans Tageslicht, die Hand mit dem Schwanz des Teckels, das Hinterteil des Hundes, der ganze Hund, dann der Fuchs, in den sich der Teckel im Bereich dessen Augenpartie verbissen hatte.
Vorher hatten wir ja auf Geheiß der Spezialisten eine hinreichend flache Ebene geschaufelt und den Fuchsbau trichterförmig erweitert, sodass das Rausziehen an sich kein besonderes Problem war.
Nun, der Hundeführer rappelte sich hoch, hielt den Teckel mit dem Fuchs im Fang auf Brusthöhe immer noch am Schwanz und anbefahl dem anderen Helfer, sich vorsichtshalber in den Bau zu stellen und diesen zu blockieren.
Mir wurde angetragen, den Schwanz des Fuchses zu fassen und diesen zur Seite zu ziehen und den Fuchs in eine bestimmte Richtung zu schmeissen, sobald der Teckel diesen losgelassen hätte. Worauf dann der andere Jäger versuchen würde, diesen Fuchs vermittels Pulver und Bleischrot in die ewigen Jagdgründe zu befördern.
"Aber nur in diese Richtung", hieß es, "wegen der Schrote, verstehste?".
Ich verstand diesen genialen Plan sofort

Trotz Schüttelns am Nackenfell und scharfer Kommandos liess der Teckel seine Beute aber nicht los, sodass der Hundeführer-Jäger seinen treuen Jagdgenossen etwas würgen musste.
Man muss sich diese Situation mal vorstellen: Hund am Schwanz auf Bauchhöhe, das ganze Gespann am Fuchsschwanz seitlich gezogen und der Jäger würgt den Hund ab. Der ließ dann schließlich auch los, ich schwenkte mit den Armen einmal zwecks Schwung, schmiss den sichtlich angeschlagenen Fuchs in die vorher bestimmte Richtung und nahm anschließend volle Deckung mit Blickrichtung zur Flugkurve. Sowas hat man ja bei der Bundeswehr hinreichend geübt

Es knallte, der Fuchs rollierte und hauchte seine verdammte Seele aus, der Teckel wurde losgelassen, verbiss sich wieder in den Fuchs und schüttelte ihn röhrend und keifend wie toll.
Derweil beglückten wir den erfolgreichen Schützen mit einem kräftigen "Waidmannsheil", schlugen uns männlich-kernig gegenseitig auf die Schultern ob der guten Jagd und soffen praktischerweise die Pulle mit dem Doppelkorn leer.
Dann wurde der Teckel untersucht und eine halbe Flasche Desinfektionsmittel über ihn ausgeschüttelt. Er hatte nur leichte Verletzungen, ein zertackertes Ohr und kleinere Bisswunden im Bereich Fang und Hals.
Er wurde wieder in den Rucksack gestopft und wir traten den Heimweg an.
Ein erfolgreicher Jagdtag war zu Ende
