"Der ist dominant!"

Caniden ticken anders als Primaten

"Der ist dominant!"

Beitragvon Getier » 04.08.2013, 17:33

Hallo,

Dominanz in der Hundeerziehung ist ein alter Hut - sollte man meinen. Esther Hufschmied hat dazu eine interessante Artikelreihe verfasst.

-> zu Teil 1

Wie haltet ihr es denn mit dem Thema? "Alles Quatsch!" oder ist doch was dran?
Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.
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Re: "Der ist dominant!"

Beitragvon Newi » 05.08.2013, 08:19

Ich war schon immer der Meinung, dass es "Dominanz" durchaus gibt...und bin damit immer wieder angeeckt.
Merlin z.B. ist ein dominanter Hund.
Er weiß, was er will, hat durchaus Führungsqualitäten und ist immer sehr souverän mit Welpen umgegangen (d.h. er hat gespielt, aber auch unmissverständlich klar gemacht, wenn etwas nicht in Ordnung war).
Für ihn sehr interessante Hündinnen hat er durchaus als sein Eigen betrachtet und stark aufpassen wollen, dass ihnen kein anderer Rüde zu nahe kam.
Sein Revier hat er durchaus weitläufig abgesteckt und fremde Rüden auch gewarnt (was dann ja leider mit Willows Einzug immer schlimmer wurde, da er sich dann in seiner Rolle nur noch selbst überforderte).
Es gab sehr viele Einblicke, in denen man Merlins Dominanz erkennen konnte.
Aber das war eine (Rang-)Ordnung unter den Hunden.

Ich sehe Dominanz nicht als Problem mit Menschen/Besitzern. Das ist in meinen Augen eher Unerzogenheit, falsche Erziehung,....
Dominanz gehört für mich einfach zum Führungsverhalten eines Hundes.
Ein dominanter Rudelführer ist ruhig, souverän und weiß sich durchzusetzen - das muss er ja auch.

Merlin ist einfach ein Hund, der gut hätte führen können, wenn er durch viele blöde Vorfälle nicht unsicher in Bezug zur Hundesprache geworden wäre und Rudeltrubel dann einfach nicht mehr ertragen konnte.
Er ist auch heute, als Einzelhund, ein dominanter Hund.
Aber er hat durch die Einzelhaltung und damit einhergehende Ruhe im eigenen Heim wieder zu seiner eigenen inneren Ruhe gefunden.
Er geht jetzt wieder souverän und sicher mit anderen Hunden um (nur schwarze Hunde sind für ihn immer noch etwas schwierig).

Neo hingegen ist alles andere als dominant. Er hätte nie die Führungsqualitäten, die er für ein Rudel bräuchte.
Das Ruder, jedenfalls zwischen den Beiden, hat Willow jetzt übernommen.

Ich finde jedenfalls nicht, dass das Wort Dominanz schlecht ist.
Es wird nur schlecht, wenn man es für falsche Zwecke/Eindrücke/Ansichten missbraucht.
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Liebe Grüße,
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Re: "Der ist dominant!"

Beitragvon Xafira » 07.08.2013, 17:56

Danke Kia, den Text wollte ich auch schon einstellen, aber ich komme derzeit ja zu nichts. :oops:

Ja, wie ist das so mit der Dominanz?
Ich finde es schade, dass sich dieses Wort zu so einem Unwort entwickelt hat - kaum hört jemand das Wort "Dominanz" oder "dominant" schon merkt man, wie jegliche Diskussionsversuche geblockt werden, man in die typische alte Hundeschublade gesteckt wird und überhaupt ist es so, als wäre Dominanz etwas ganz Böses, das unseren Hunden natürlich völlig fremd zu sein hat.

Dominantes Verhalten oder Auftreten gehört für mich genauso zum Hund wie Aggression oder Jagdverhalten - oh, auch alles schlechte Dinge, die man lieber nicht erwähnt.
Nur, womit liegt das zusammen? Warum ist das Wort so schlecht behaftet?
Ich glaube, das liegt genau an diesen Aussagen: "Der ist dominant, der will die Weltherrschaft, dem musst du zeigen, wer das Sagen hat." "Der darf nicht am Sofa liegen, das ist dominantes Verhalten und wenn du kommst, dann hat der Hund sich vom Boden zu erheben und auszuweichen - er muss wissen, dass du der Herr bist."

Dabei ist Dominanz situationsabhängig und wie heißt es so schön? Ein Hund kann nur dann dominant sein, wenn der zweite Part diese Dominanz zu lässt und ihr nachgibt. Dies geschieht - oh Wunder - unter Hunden sehr subtil und - man mag es kaum glauben - freiwillig. Der eine Hund akzeptiert die Dominanz des anderen - in dieser Situation. In einer anderen Situation kann die Sache dann genau umgekehrt sein.

Ja, "dominante" Hunde sind souverän - in dieser Situation - das heißt aber nicht, dass ein Hund, der in dieser einen Situation dominant auftritt immer und überall dominant und souverän ist.

Für mich gehört dominantes Auftreten zum Verhaltensrepertoire unter Hunden dazu - völlig wertfrei und ohne Vorurteile - und es sagt schon gar nichts über die Beziehung des Hundes zum Menschen aus.
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Re: "Der ist dominant!"

Beitragvon Getier » 05.10.2013, 19:20

Ich habe noch einen schönen Artikel zum Thema gefunden, schaut mal: Kein Häuptling ohne Indianer
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Re: "Der ist dominant!"

Beitragvon Xafira » 29.10.2013, 09:31

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Re: "Der ist dominant!"

Beitragvon gabi » 29.10.2013, 10:01

Tja, ob Hachiko dominant oder einfach nur frech ist, weiß ich immernoch nicht - gibt es da eigentlich nen Unterschied???

Also wenn Dominanz bedeutet, sich auf einen anderen Hund zu legen, ihn zu unterdrücken, ihn zu maßregeln, dann ist er nicht dominant - macht er nicht, läßt sich viel gefallen, auch in seinem Revier (Garten, Haus) dürfen fremde Hunde tun, was sie wollen, nur bei seinem Futter wird er böse

Wenn Dominanz bedeutet, dass er es nicht erträgt, das mein Mann und ich nebeneinander sitzen und er nicht dazwischen passt, dann ist er dominant - aber sowas von.............

Warum man nicht drüber redet??? Weil viele das Verhalten eines Hundes aufs eigene Können projizieren. Weil die Hunde in ihrem Leben so einen immensen Stellenwert haben, dass sie sich darüber definieren, wie gut der Hund in die Gesellschaft passt. Weil viele nicht anerkennen, dass es auch unter Hunden gleicher Rasse verschiedene Persönlichkeiten gibt. Weil viele das Fehlverhalten des Hundes gleichsetzen mit dem Unvermögen des Halters - und dann nen schlechtes Gewissen haben.

Nun gilt es nur noch das "Fehlverhalten" zu definieren :d
Liebe Grüße aus Berlin
Gabi
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