von Kailyn » 08.02.2014, 12:28
Das Welpen vertauschen finde ich noch das harmloseste eigentlich. Wenn die Welpen noch sehr jung sind, ist das, zumindest für sie, nicht so wild, glaube ich (ich bin kein Züchter und habe dahingehend keine Erfahrungen). Ich würde mich aber diesbezüglich nicht mit jeder Hundemutter anlegen wollen. Nicht jede Mutterhündin lässt sich völlig entspannt ein paar Welpen wegnehmen oder unterschieben. Wenn es notwendig wäre, weil eine Hundemutter die Welpen nicht versorgen kann, ist das ja was anderes. Aber gezielt so derb zu manipulieren, finde ich abartig.
Dann das Tauschen untereinander. Was soll das? Da werden dann Hunde, die Jahre in einer Familie verbracht haben, wegen völlig abstrusen Gründen getauscht (wie lieblos kann man sein?) und verlieren ihr Zuhause. Sie werden einfach herumgereicht. Sowas macht man nicht mit einem Tier. Dann wird einem ja nicht selten ein Zweit- und Dritthund aufgeschwatzt. Und ich habe eben Bedenken, dass ein Mensch, der nichtmal mit einem einzigen Hund klarkommt, plötzlich mit drei Hunden klarkommen soll. Das sagt einem doch schon der gesunde Menschenverstand, dass man Probleme, die man mit einem Hund hat, nicht negieren kann, indem man einfach weitere Hunde dazuholt. Zudem nicht jeder die finanziellen Mittel hat, drei Hunde zu halten. Das schlechte Gewissen, das einem eingeredet, wird, wenn man es nicht so macht (asoziale Hunde, mental zerstörte Hunde) kann bei Menschen die seltsamsten Blüten treiben.
Dann kommt hinzu, dass Hunde, die nach Meinung des Konzepts keine Eckhunde sind, bewusst benachteiligt werden. Man kontrolliert jede Interaktion und so kann sich auch individuell eine gehörige Portion Frust bei den Hunden aufbauen. Rangreduktionsprogramme gab es wie gesagt schon und es ist kein Gerücht, dass diese, abhängig vom Individuum, zu Unsicherheit, Hemmungen und durchaus in einigen Fällen auch zu Frustrationsaggressionen führen können. Einen Hund höher zu stellen als den anderen passiert ja auch, unabhängig von diesem Konzept, in vielen Haushalten und ist meist darauf zurückzuführen, dass es einen "Liebling" gibt, der alles zuerst darf und der immer betüddelt wird und dem insgesamt mehr Raum zur Entfaltung gegeben wird. Ein gutmütiger Hund lässt das über sich ergehen, wenn er immer wieder die zweite Geige spielen muss und eingeschränkt wird, aber es gibt eben auch Hunde, die dadurch Frust aufbauen und irgendwann ein Ventil suchen. Das ist der Grund, warum ich es zumindest langfristig nicht für ungefährlich halte, Hunde in Positionen pressen zu wollen. Zwar spricht Barbara Ertel von "angeborenen Rudelstellungen" und das Hineinpressen wäre dadurch nicht widernatürlich, sondern entlastend und förderlich für den Hund, aber da es diese Rudelpositionen de facto einfach nicht gibt, ist das alles großer, großer Mist (auch Bloch, Riepe und Gansloßer halten das für Nonsens und ich persönlich habe eine hohe Meinung von diesen drei Männern). Noch kratzen Nachahmer nur an der Oberfläche, aber wenn Frau Nowak sich erstmal voll und ganz darauf einlässt (laut ihrer Aussage lässt sie momentan nur einige Dinge des Konzepts mit einfließen, arbeitet aber noch nicht vollständig danach, weil es sich noch nicht etabliert hat und auch für sie noch neu ist) und "das Wissen" in einem vermeintlich seriösen Sender wie ZDF auf die Menschheit loslässt, schwant mir Übles. Wir haben gesehen, wie Millan die Hundwelt beeinflusst hat, überall gibt es völlig degenenierte Nachahmer. Bei Leuten wie Schröck will ich einfach nur schreien.
"At least, we all are Earthlings." (Joaquin Phoenix)