Hündinnen haben den Durchblick
Unter Hunden scheint es wie auch unter Katzen oder Menschen einige Geschlechtsunterschiede zu geben – die Mädels sehen die Welt ein wenig anders als die Jungs. Genau genommen nehmen Rüden unlogische Veränderungen ihrer Umwelt als selbstverständlicher hin als ihre weiblichen Artgenossen.
Dies fand ein Forscherteam um Corsin A. Müller vom Clever Dog Lab der Universität Wien heraus, nachdem je 25 Hündinnen und Rüden in einem Verhaltensexperiment getestet wurden. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse in Biology Letters. Die Versuche waren eigentlich konzipiert, um die Wahrnehmung von Größenkonstanz zu untersuchen (die Fähigkeit zu erkennen, dass ein Objekt seine Größe nicht willkürlich verändern kann, wenn es einen Moment lang verschwindet), die geschlechtsspezifischen Unterschiede wurden erst nach der Auswertung der Ergebnisse sichtbar.
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Im Gegensatz zum Wiener Forscherteam ist Stanley Coren, emeritierter Professor der University of British Columbia in Kanada, der Ansicht, dass solche Unterschiede evolutionären Ursprungs sind. Er vermutet, dass es für Hündinnen wichtiger ist, sich auf ihre optischen Eindrücke zu verlassen, etwa wenn sie einen Wurf Welpen beaufsichtigen. Rüden scheinen dagegen eher mit ihrem Geruchssinn zu arbeiten, sie werden daher auch häufiger als Hündinnen zur Spurensuche eingesetzt.
Corsin Müller empfiehlt allen Verhaltensforschern, bei ihren Untersuchungen auf ähnliche geschlechtsspezifische Unterschiede zu achten, statt alle Daten von beiden Geschlechtern für die Untersuchung zusammenzufassen. Hier scheinen sich noch einige Phänomene zu verbergen, die es zu entdecken gilt.
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