soziale Verträglichkeit

Caniden ticken anders als Primaten

soziale Verträglichkeit

Beitragvon Emma » 09.09.2014, 10:52

Liebe Leute,

Ich würde gerne mal eine Diskussion über soziale Verträglichkeit starten.

Was bedeutet es bei euch? Wann ist der Hund absolut nicht mehr mit anderen kompatibel und welches Verhalten ist auffällig?
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Emma
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Re: soziale Verträglichkeit

Beitragvon Wolfskralle » 09.09.2014, 15:30

Hey,

geht's dir jetzt nur um die Verträglichkeit zwischen Hunden oder auch zu anderen Lebewesen?
Und dann wäre es ja auch noch interessant, wie jeder von uns die Worte "Verträglichkeit" und "kompatibel" auffasst.

Verträglichkeit für mich ist, wenn die Hunde miteinander klarkommen.
Kompatibel ist ein Hund hingegen, wenn er den anderen zwar nicht mag, ihn aber ignoriert.

Daher ist soziale Verträglichkeit zwischen Artgenossen für mich nur bedingt wichtig,
kompatibel ist ein Hund für mich solange, wie er Warnzeichen zeigt, bevor er den anderen angreift.
Ein Hund, der alle anderen komplett ignoriert ist auch okay.

Soziale Verträglichkeit und Kompatibilität als Einzelhundehalter ist mMn sowieso ein recht langweiliges Thema,
spannend wird's für mich, wenn man von Mehrhundhaltung ausgeht.

Da wird's schon schwieriger, da die Hunde ja miteinander konfrontiert werden.
Nicht kompatibel wäre hier für mich ein Hund, der keine Körpersprache zeigt, bevor er handelt,
genauso inkompatibel ist aber auch ein Hund, der zu aufdringlich ist und Warnungen seines Gegenübers nicht ernst nimmt.

Dijego ist auch der Typ Hund, der die Warnungen anderer nicht wirklich ernst nimmt, daher hat der oft schon eine von Timmy kassiert.
Für mich jetzt kein Problem, da ich mittlerweile weiß, mit welchen Hunden er klarkommt und ich zu 95% vorher eingreifen kann. In nem Rudel von Hunden, die aber eher Einzelgänger sind und keinen Bock auf den haben, wäre er verloren und absolut nicht kompatibel, obwohl er sozial absolut verträglich ist.
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Re: soziale Verträglichkeit

Beitragvon Getier » 09.09.2014, 21:32

Emma hat geschrieben:Liebe Leute,

Ich würde gerne mal eine Diskussion über soziale Verträglichkeit starten.

Was bedeutet es bei euch? Wann ist der Hund absolut nicht mehr mit anderen kompatibel und welches Verhalten ist auffällig?

"Verträglich" bedeutet für mich erstmal, dass der Hund das Gegenüber nicht gleich zerpflückt, weil es da ist - und zwar mehr oder weniger, ohne dass ich z.B. durch Kommandos eingreife. Normale, höfliche Kommunikation, angemessene Reaktion, normales Stressverhalten, usw.

Bei dem Wort "sozial" scheiden sich dann die Geister. :xcool:
Da gibt es die, welche:
- "sozial" mit "verträglich in der eigenen Familie/Rudel" gleichsetzen. (Liest man witzigerweise auf sehr vielen Homepages von DSHs)
- "sozial" mit "versteht sich mit allem was atmet" gleichsetzen.
- "sozial" mit "kommuniziert gut, prügelt dann aber trotzdem" gleichsetzen.

Und natürliche unzählbare Zwischenstufen. Verhalten lässt sich so schlecht kategorisieren.

Tja, wann ist ein Hund absolut nicht mehr mit anderen kompatibel?
Erstmal müsste man eingrenzen, wer "die Anderen" sind. Nur weil ein Rüde keine anderen Rüden mag, ist er ja nicht komplett unverträglich. Wenn mein Hund wirklich sofort in aggressive Stimmung umschlägt oder aggressive Reaktionen mit seinem Verhalten provuziert, also auf Stress aus ist, fängt es mMn an. Manche Hunde zeigen so ein Verhalten nur in den ersten Minuten, andere ständig. Ein gewisses Maß an Dominanzgesten ist natürlich normal, Aggressionen ebenso - aber eben alles in angemessener Form. Mein Hund hat seinen Stress nicht an anderen Hunden auszulassen und er hat auch keinen anderen Hund zu verprügeln, weil er atmet.

Bei Beschädigungsabsicht/Tötungsabsicht müssen wir ja nicht sprechen, denk ich.

Wenn eine normale Kommunikation nicht mehr möglich ist, ist ein Hund mMn nicht mit anderen kompatibel. Auffällig ist alles, was in diese Richtung geht und wo man eingreifen muss, damit wieder normal kommuniziert werden kann - z. B. Übersprungshandlungen, (zu) geringe Frustrationstoleranz, starkes Schutzverhalten, usw. Das spielt ja alles zusammen und lässt sich nur schlecht trennen, finde ich. Manche Hunde verhalten sich ohne "ihren" Menschen unter Hunden z. B. komplett anders.

Ich finde das ist ein riiiiesiges Thema. Da könnte man Seiten darüber diskutieren, was überhaupt NORMAL ist oder was "angemessen" ist.
Die heutige Rosa-Plüschhundewelt, mit schön spielenden Hunden auf der Hundewiese ist es für mich nicht.
Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.
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Re: soziale Verträglichkeit

Beitragvon Xafira » 15.09.2014, 15:07

Ich finde auch, dass dies ein sehr breitgefächertes und sehr interessantes Thema ist.

Und gerade wir hier - mit unseren unterschiedlichen Hunden und Hundetypen sollten was Nettes dazu auf die Reihe bekommen. :)

Wieviel an sozialer Verträglichkeit ist angeboren (rasseabhängig) und wieviel erlernt?
Das wäre schon sehr interessant, denn so ganz glaube ich das: "Alles reine Sozialisierungssache" nicht.

Wenn wir uns die FCI Klassen ansehen, dann gibt es - unter anderem - die Meutehunde. Hunde, die in der Gruppe jagen oder die sich in einer Gruppe am wohlsten fühlen.
Dann gibt es Rassen/Typen, die dazu gezüchtet wurden, sich in einer Herde anderer Tiere aufzuhalten und sich eher zu diesen "hingezogen" fühlen.
Dann gibt es Hunde, die auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet wurden - da wurde wohl weniger Wert auf soziale Verträglichkeit gelegt.

Wenn man bedenkt, dass Hunde doch auch recht territoriale Wesen sind, dann fände ich es schon fast bedenklich, wenn mein Hund mit jedem Hund auf "seinem" Weg klarkommen würde.

Aber... ich schweife ab.
Sozial verträglich - das hängt glaube ich davon ab, wie man es interpretiert oder definiert. Ist ein Hund sozial verträglich, der mit jedem Hund klar kommt? Ist ein Hund sozial verträglich, wenn er mit den meisten Hunden klar kommt? Ist er sozial verträglich, wenn er andere Hunde ignoriert?

Meine zwei Rüden sind beide so lange verträglich, bis sie von einem blöd angepampt werden. Wobei sie auch beide ganz schön imponierend provozieren können bei manchen.
Sie sind allerdings nicht miteinander verträglich. Heißt: Beide kommen mit anderen Hunden klar, aber untereinander kann ich sie nicht vergesellschaften.

Meine alte Hündin ist mit den Hunden hier verträglich, gibt aber eindeutig den Ton an - kann aber mit Deutschen Schäferhunden und Rottweilern gar nicht. Cocker Spaniel, Labbis und Malinois lassen sich mit ihr vergesellschaften. Auch hier akzeptiert sie nur jene, die mit uns/mir leben - alle anderen werden bestenfalls ignoriert (aber nur, weil sie gelernt hat, dass sie diese Hunde zu ignorieren hat) - körpersprachlich provoziert werden sie trotzdem. :sorry:

Nicht mehr mit anderen kompatibel wäre wohl meine Hündin, wenn ich sie führungslos "wüten" lassen würde. Sie provoziert und greift an - binnen weniger Sekunden. Wenn sie darf und man sie lässt.
Gewisse Gundulas würden jetzt wohl die These vertreten, dass der Hund aus Angst und Unsicherheit so reagiert...
Wenn man die Hündin kurz vor dem Angriff sieht, dann weiß man, dass sie weder Angst hat noch unsicher ist - sie hasst andere Hunde in ihrer Nähe, in meiner Nähe und auf "ihrem" Grund und Boden.

Für genauso gefährlich halte ich aber jene Form, wo Hunde andere Hunde mit übersteigert unterwürfigem Verhalten nerven. Penetrant die Lefzen und die Schnauze lecken, vor dem anderen Hund kriechen, etc. Ich kenne doch auch Hunde, die erst dann aggressiv reagieren, wenn ein Hund ein derartig kriecherisches Verhalten zeigt.

Mir persönlich ist nicht wichtig, dass meine Hunde mit jedem Hund klar kommen oder mit jedem Hund spielen - sie müssen den anderen ignorieren, wenn ich es ihnen sage.
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Re: soziale Verträglichkeit

Beitragvon gabi » 16.09.2014, 05:31

Ich glaube, der Hacki ist - so wie es allgemein verstanden wird - nicht sozialverträglich.
Er ignoriert in der Regel alle kleinen Hunde. So Westies, Malteser, Yorkis und so, er schnuppert gern und geht weiter, wenn die auf der anderen Seite sind, hebt er kaum den Kopf.
Bei jedem Hund, der uns direkt entgegen kommt, schafft er es nicht, weiter an lockerer Leine zu gehen, er hebt den Kopf und trabt stolz, dann senkt er den Kopf nen bißchen - läßt dabei sein gegenüber überhaupt nicht aus den Augen, das sieht aus, als wenn er sich anschleicht und gleich drauf hüpft. Wenn er ohne Leine wäre, würde er drauf zu sausen, direkt rein in den Hund.
Wenn er denn aber angekommen ist, macht er nüscht, er schnuppert, er spielt.
Hunde, die er nicht leiden kann, werden schon von weitem angekläfft, er schmeißt sich in die Leine, dass ich ihn kaum halten kann
Ein System ist da (leider) nicht erkennbar
ein kleiner grauer Schnauzer von gegenüber - gaaaaaaaaaaanz schlimm, ein schwarzer Cocker, ein älterer völlig ruhiger dicker Schäferhund, ein brauner Labrador und ein super braver Golden Retriever, das sind die Kandidaten hier aus der Umgebung.

Das macht es für mich sehr schwer, unterwegs rechtzeitig zu reagieren und auszuweichen. Ich weiß nie, wann er durchdreht

Sozial verträglich wäre für mich hier in der Stadt ein Hund, der die Hunde ignoriert, die er nicht leiden kann. Der zumindest auf mich hört und dann leise ist, der nicht in der Leine lautstark pöbelt. Er muss nicht alle mögen, mach ich ja auch nicht, ich würde es aber toll finden, wenn er einfach weiter gehen würde...........
Liebe Grüße aus Berlin
Gabi
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