Der sensible Hund

Caniden ticken anders als Primaten

Der sensible Hund

Beitragvon chino » 31.05.2013, 09:00

Hallo,

"Mein Hund ist ja so sensibel."
"Die Rasse XY gilt als besonders sensibel."


Oft gehört und gelesen, aber was versteht man eigentlich darunter?
Wie äußert sich diese angesprochene Sensibilität im Alltag und wie geht man als Halter damit um?
Ist "sensibel" gleichzusetzen mit "ängstlich" oder "unsicher"? Oder kann auch die "Rowdy" sensibel sein?
Braucht ein sensibler Hund mehr Grenzen als einer mit "Teflongemüt" oder weniger? Und wie setzt man diese Grenzen am besten?
Ist so ein Hund automatisch ein Problemhund oder lässt sich mit der passenden Strategie sogar ein besonder Nutzen ziehen aus dieser erhöhten Empfindsamkeit?

Fragen über Fragen - ich freue mich auf eure Meinungen und Erfahrungen!

LG
Andrea
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Re: Der sensible Hund

Beitragvon Newi » 31.05.2013, 11:13

Ich selbst verstehe unter sensibel nicht unbedingt etwas negatives.
Klar kann man sensibel auch negativ sehen, z.B. als "anfällig" für Krach,....
Sensibel sind für mich aber vor allem Hunde, die "feine Antennen" haben.
Die sich z.B. Grobheiten in der Erziehung merken und schnell "geknickt" sind, wenn Herrchen schlechte Laune hat, während es an Anderen vielleicht abprallt.
Hunde, die Stimmungen sehr schnell erkennen und dementsprechend handeln.
Z.B. ist Neo auch sensibel, er merkt sofort, wenn ich schlechte Laune habe (aus welchem Grund auch immer) oder genervt bin und geht dann hinter mir, mich die ganze Zeit beobachtend.
Er will dann alles richtig machen, obwohl er gar nicht der Grund für meine Laune ist.
Allerdings ist er tatsächlich sensibel, wenn Autos, Trecker,...an uns vorbei rasen. Er gerät zwar nicht in Panik, weicht doch aber immer an den Seitenstreifen aus und guckt etwas "verstört".

Ich denke es kommt darauf an, wie der Hund ist und wie man selbst "sensibel" bewertet.
Die Fraktion spanischer Wasserhunde grüßt alle Vierbeiner - auch die Wasserscheuen

Liebe Grüße,
Tina
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Re: Der sensible Hund

Beitragvon gabi » 31.05.2013, 11:26

hmmmmm, ich weiß nicht recht. Spontan würd ich sagen, Hacki ist alles andere als sensibel - immer mit dem Kopf durch die Wand :lol:

Aber als ich krank war, hat er Ruhe gegeben - ohne Ansage, von sich aus, also hat er sensibel reagiert, er hat seine Antennen ausgefahren und gemerkt, das was nicht stimmt.
Wenn ein Kind hier Kummer hat, geht er auch hin, legt sich daneben und "tröstet"

Sensibel heißt für mich nicht ängstlich oder unsicher, eher einfühlsam - und ja, somit kann auch ein Rowdy, wenn er denn nen lichten MOment hat, sensibel sein
Liebe Grüße aus Berlin
Gabi
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Re: Der sensible Hund

Beitragvon Ebba » 31.05.2013, 12:03

Sensibel ist nicht gleich ängstlich! Unsre Teckel sind da die besten Beispiele ;)
LG Gabi mit Wenzel, Toni, Kendra, Charis und Ebba und Branka tief im Herzen

Ganze Weltalter von Liebe werden noitwendig sein, um den Tieren ihre Dienste an uns zu vergelten. Chr. Morgenstern, Stufen
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Re: Der sensible Hund

Beitragvon Dieter » 01.06.2013, 00:09

Es ist die Frage, woran man den Begriff "sensibel" festmacht, es gibt umweltsensible, futtersensible oder auch verhaltenssensible Hunde.
Oftmals sind diese entweder mehr oder weniger krank oder schlichtweg - aus welchen Gründen auch immer - ängstlich, bisweilen sind solche Probleme auch durch falsches - oder für den speziellen Hund unangebrachtes - Verhalten des Hundehalters "hausgemacht".

Es gibt aber nicht wenige Hunde, die sind schlicht und einfach führersensibel, wie man es etwa den leider in Mode kommenden Weimaranern nachsagt.
Also Tiere, die ihrem Menschen gefallen wollen, keinen Ärger mit ihm haben wollen, bemüht sind, alles richtig zu machen. Ungerechte oder unangemessene Behandlung erschüttert sie nachhaltig. Hunde, die Gemütsregungen ihres Halters/Führers schon merken und darauf reagieren, bevor sich der Mensch dessen überhaupt bewusst ist.

Deswegen sind es aber noch lange keine Problemhunde oder solche, die einer besonderen Strategie bedürften. Aber sie kommen nur mit selbstsicheren Menschen zurecht, die wenig Launen haben, beherrscht sind, aus Sicht des Hundes berechenbar und eine gewisse Empathie besitzen.
Menschen, die in der Lage sind, diese Hunde positiv zu führen, ihnen zeigen können, dass sie alles richtig machen oder gemacht haben, sie nicht überfordern und insgesamt aus dem Verhalten des Hundes Rückschlüsse auf das eigene Verhalten bzw. die eigene Ausstrahlung ziehen können.
Viele Grüße
Dieter

Erwachsensein? Ich mach ja viel Scheiß mit - aber nicht jeden!
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Re: Der sensible Hund

Beitragvon Getier » 01.06.2013, 21:42

chino hat geschrieben:Oft gehört und gelesen, aber was versteht man eigentlich darunter?

Für mich bedeutet sensibel erstmal, dass ein Lebewesen verhältnismäßig stark auf Reize reagiert. Das können äußere Einflüsse sein, Geräusche, Stimmungen, Einwirkungen, ...
chino hat geschrieben:Wie äußert sich diese angesprochene Sensibilität im Alltag und wie geht man als Halter damit um?

Na ja, ich denke das kommt ganz auf den Hundetyp an. Ein Hund ist ja nie "nur sensibel" - da gehen ja auch noch andere Eigenschaften mit einher. Neigt der Hund zur Nervosität? Hat der Hund Schutztrieb? Jagdtrieb? Ist er sonst eher führig oder macht er sein eigenes Ding? Geht er eher nach vorn oder weicht er zurück?
chino hat geschrieben:Ist "sensibel" gleichzusetzen mit "ängstlich" oder "unsicher"? Oder kann auch die "Rowdy" sensibel sein?

Ein Rowdy kann auch sensibel sein. Und wie!
Ich würde sogar behaupten, ein Sensibelchen neigt eher dazu ein Rowdy zu werden, als ein Hund der "härter" ist. Wo dem harten Kerl vielleicht alles eher egal ist und so auch schlechte Erfahrungen gut verkraftet, kann für einen sensiblen Hund die Welt zusammenbrechen. So wählt das Sensibelchen beim nächsten mal vielleicht eher den Angriff, statt die Flucht ...

Ich denke, solche Hunde haben viel davon, wenn sie ein gesundes Selbstvertrauen aufbauen dürfen, vom Welpenalter an. Wenn sie ihre Umwelt erkunden dürfen und viele positive Erfahrungen machen dürfen. Und natürlich einen Halter haben, der ihnen Souveränität vermittelt und dem sie vertrauen können. Dann muss so ein Hund auch nicht unsicher sein, ein Rowdy oder gar ängstlich - ein ganz normaler Hund ist es dann.
chino hat geschrieben:Braucht ein sensibler Hund mehr Grenzen als einer mit "Teflongemüt" oder weniger? Und wie setzt man diese Grenzen am besten?

Nicht mehr, aber auch nicht weniger Grenzen. Wieso auch? Wichtig ist - so denke ich - dass die Grenzen ganz klar für den Hund gesetzt werden und das Training immer fair & nachvollziehbar verläuft. Damit der Hund weiß, was richtig und was falsch ist - ich glaube, eine "Unsicherheit" im Training ist für einen sensiblen Hund noch viel schlimmer, als für andere Hunde. Gerade wenn es um führersensible Hunde, wie von Dieter beschrieben, geht.
chino hat geschrieben:Ist so ein Hund automatisch ein Problemhund oder lässt sich mit der passenden Strategie sogar ein besonder Nutzen ziehen aus dieser erhöhten Empfindsamkeit?

Ein Hund ist erst dann ein Problemhund, wenn sein Mensch ein Problem mit ihm hat. :mrgreen:
Ich denke schon, dass es von nutzen sein kann, wenn der Hund sensibel ist. Es ist eine enormen "Arbeitserleichterung", wenn man einen Hund hat, der auf kleinste Zeichen reagiert, bei einer Handbewegung seine Position verändert und ein Räuspern schon als unschön wahrnimmt - aber genau das ist auch der Fluch. Wer keine Selbstbeherrschung hat, die Fehler nur beim Hund sucht und nicht an sich arbeiten will, sollte die Finger von so einem Hund lassen.
Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.
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Re: Der sensible Hund

Beitragvon Xafira » 02.06.2013, 06:04

Dieter hat geschrieben:Es gibt aber nicht wenige Hunde, die sind schlicht und einfach führersensibel, wie man es etwa den leider in Mode kommenden Weimaranern nachsagt.
Also Tiere, die ihrem Menschen gefallen wollen, keinen Ärger mit ihm haben wollen, bemüht sind, alles richtig zu machen. Ungerechte oder unangemessene Behandlung erschüttert sie nachhaltig. Hunde, die Gemütsregungen ihres Halters/Führers schon merken und darauf reagieren, bevor sich der Mensch dessen überhaupt bewusst ist.


Malinois sind auch solch sensiblen Hunde - nach außen hin die Harten, die bereit sind es mit alles und jedem aufzunehmen, der ihren Leuten was will - innen aber, innerhalb der Familie und im Leben mit dem Besitzer sind es sehr sensible führerbezogene Hunde. Auch wenn Außenstehende, die diese Hunde nur bei der Arbeit kennen, es nicht glauben können.

Dieter hat geschrieben:Deswegen sind es aber noch lange keine Problemhunde oder solche, die einer besonderen Strategie bedürften. Aber sie kommen nur mit selbstsicheren Menschen zurecht, die wenig Launen haben, beherrscht sind, aus Sicht des Hundes berechenbar und eine gewisse Empathie besitzen.
Menschen, die in der Lage sind, diese Hunde positiv zu führen, ihnen zeigen können, dass sie alles richtig machen oder gemacht haben, sie nicht überfordern und insgesamt aus dem Verhalten des Hundes Rückschlüsse auf das eigene Verhalten bzw. die eigene Ausstrahlung ziehen können.


Absolut treffend formuliert Dieter! :thumb:
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