Der Pferdehof mit Hundepension wurde geschlossen. Weil es Probleme gab und Auflagen nicht erfüllt wurden, so die Behörden. Die Besitzerin will Anzeige gegen die Amtstierärztin stellen.
Von Karoline Beyer und Florian Bussmann
Auf dem Preußenhof in Berlin-Spandau, einem Pferdehof mit Hundepension, wird es bis auf Weiteres keine Tierhaltung mehr geben. Das hat das zuständige Amt für Veterinär- und Lebensmittelüberwachung bewirkt. 37 Pferde wurden bereits verkauft, die dazugehörige Hundepension geschlossen. Stephan Machulik, der zuständige Bezirksstadtrat der Abteilung Bürgerdienste und Ordnungsangelegenheiten, die dem Veterinäramt übergeordnet ist, bestätigte die Schließung.
Insbesondere habe es große Probleme mit der Hundepension gegeben, so Machulik. Aber auch die Haltung der Pferde sei nicht in Ordnung gewesen. Die zuständige Amtstierärztin, die das Verfahren betreut, befindet sich zurzeit nicht im Dienst und war für eine Stellungnahme nicht zu sprechen.
Immer wieder hätte das Amt bezüglich der Hundepension Auflagen ausgesprochen, sogar das Verwaltungsgericht sei eingeschaltet worden. "Dieser Prozess zieht sich nun bereits seit ungefähr einem Jahr hin", so Machulik. Schließlich musste das Haus, in dem Hundehalter ihre Tiere zum Beispiel im Urlaub abgeben konnten, Mitte Januar 2014 geschlossen werden.
Keine Angaben zu Gründen
Die Eigentümerin des Preußenhofes, Inga Snelsire, erhebt dagegen schwere Vorwürfe gegen die Amtstierärztin und die Vorgehensweise des Veterinäramtes. Obwohl sie die Auflagen nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt habe, seien immer wieder Mängel gefunden oder neue Auflagen erteilt worden. "Wir haben umfassende Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, die Mängel zu den Vorwürfen, die erhoben wurden, beseitigt", sagt Inga Snelsire, die den Hof seit 46 Jahren betreibt. "Doch für das Amt konnten wir nichts richtig oder gut genug machen und hatten sehr bald das Gefühl, die Amtstierärztin will unseren Hof möglichst schnell schließen lassen und unseren Betrieb ruinieren."
Auf dem Preußenhof standen bis vor Kurzem noch Groß- und Kleinpferde. Reitlehrer unterrichteten Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Kursen auf dem Sandplatz. Was genau in den Räumlichkeiten der Hundepension und der Außenanlage zu den Maßnahmen des Veterinäramtes geführt hatte, dazu wollte sich Bezirksstadtrat Machulik mit Verweis auf laufende juristische Fristen nicht äußern. "Wir gehen in einer solchen Situation immer gleich vor", sagte er. "Zunächst kriegen wir von Bürgern eine Meldung – das war auch in diesem Fall so –, dass etwas auf dem Hof nicht stimmt. Dann fahren amtlich bestellte Tierärzte hin und gucken sich die Tiere objektiv an. Das ist ein ganz normaler Plan. Gibt es Missstände, dokumentieren wir diese und erteilen gegebenenfalls Auflagen." Erfolge anschließend vonseiten der Eigentümer ein Widerspruch, erteile sein Amt einen Widerspruchsbescheid. "So lange solche Verfahren noch nicht abgeschlossen sind, äußere ich mich prinzipiell nicht."
6000 Quadratmeter Grundstück nicht groß genug?
Inga Snelsire erklärt, sie habe in den zehn Zimmern ihrer Hundepension, in denen je zwei Hunde Platz fanden, Glasbacksteine einsetzen lassen, um mehr Licht hineinzulassen. Außerdem seien die Räume sowie der Flur nach Auflage gefliest worden, die Türen erneuert. "Wir haben viel Geld investiert", sagt die 75-Jährige. "Als sich der Zustand der Räume nicht mehr beanstanden ließ, warf uns die Amtstierärztin vor, wir hätten dies in Schwarzarbeit machen lassen. Dabei haben wir ganz normal Betriebe damit beauftragt und können zu allem Rechnungen vorweisen." Unter anderem habe die Frau hinter einer Hundehütte ein Haarbüschel entdeckt und daraufhin behauptet, es sei zu dreckig und ungepflegt für Hundehaltung.
Tina Kube, Diplomverwaltungswirtin und Sprecherin des Hofes erzählt, als ihnen vom Amt vorgeworfen wurde, die Hunde hätten nicht genug Auslauf, habe sie darauf hingewiesen, sie könnten sich auf dem 6000 Quadratmeter Grundstück frei bewegen. Außer, es sei gerade eine Reitstunde gegeben worden. "Das wäre natürlich zu riskant gewesen. Wir haben sehr ordentlich darauf geachtet."
Das schriftliche Urteil über die Schließung der Hundepension habe Inga Snelsire nach eigenen Angaben nicht pünktlich erreicht, sodass die Amtstierärztin bei ihrem anschließenden Besuch noch Hunde vorgefunden hätte. Schließlich sei die Veterinärin am 4. März 2014 erschienen, so Tina Kube, und habe vor Zeugen mündlich verkündet, Inga Snelsire werde ab heute das Halten und Betreuen von Tieren zu gewerblichen Zwecken, die Zucht von Tieren jeglicher Art, sowie das eigenverantwortliche Betreuen von Tieren untersagt, ausgenommen drei vorhandene Privathunde. "Weil ich nicht in der Lage sei, mich um sechs Privathunde auf einmal zu kümmern, hatte man mir drei von ihnen weggenommen", sagt Inga Snelsire. "Wenn die Pferde bis 31. März nicht verkauft würden, so sagte die Veterinärin, würden sie beschlagnahmt, in die Tierverwahranstalt oder fremd untergebracht und dann eine Pferdeauktion einberufen."
"Ungerecht behandelt"
Schließlich habe die Preußenhof-Eigentümerin ihre Pferde verkauft. Die Amtstierärztin habe darauf bestanden, auf jedem Kaufvertrag die Zustimmung des Veterinäramtes zu vermerken. Dies habe zur Folge gehabt, dass der Verkaufspreis wesentlich geringer ausgefallen sei. "Das ist fatal und völlig unverständlich", so Snelsire.
Am 28. März 2014 sei dann schließlich erst der schriftliche Bescheid eingegangen, so die Hofbesitzerin – nach dem die Pferde allerdings erst bis zum 30. April veräußert werden müssten. Somit seien die Einnahmen eines ganzen Monats verloren gegangen. "Wir werden Strafanzeige gegen das Amt erstatten", sagt Tina Kube. "Dieser Hof war vielleicht nicht perfekt. Aber es war ein traditionsreicher, ordentlich geführter Hof, auf dem es Menschen und Tieren gut ging. Wir sind sehr ungerecht behandelt worden."
Veterinäramt schließt den Preußenhof in Berlin-Spandau