Schon jeder zweite Hund kommt aus dem Ausland
Schweizer holen sich ihre Welpen immer häufiger aus dem Ausland. Dies zeigt die neuste Statistik der Schweizer Hunde-Datenbank Anis.
«Ich habe zu verkaufen Mini chihuahua welpen. Sie sind schön. Ich habe verschiedene Farben. Gerne senden mehr Fotos.» So wird teilweise im Internet um Hundekäufer geworben – manchmal auch erfolgreich. Dies lässt zumindest die aktuelle Statistik der Schweizer Hunde-Datenbank Anis (Animal Identity Service) vermuten.
Fast jeder zweite Hund, der letztes Jahr in der Schweiz registriert wurde, stammt aus dem Ausland. Die beliebtesten Importhunde sind dabei seit einigen Jahren vor allem kleine Hunde wie Chihuahuas, Französische Bulldoggen und Yorkshire Terrier. Die 22'582 neu eingetragenen ausländischen Hunde entsprechen 46,5 Prozent der Neuregistrierungen im vergangenen Jahr. Eine Zahl, die seit Jahren steigt. 2010 waren es noch 34,5 Prozent. Die Zunahme vor allem von illegalem Hundehandel bezeichnet die Tierschutzorganisation Vier Pfoten als «besorgniserregend».
Schweiz kann Bedarf nicht selber decken
Warum Schweizer ihre Vierbeiner oft lieber beim ausländischen Züchter holen und seltener beim heimischen, ist für Verena Ammann, Sprecherin der Kynologischen Gesellschaft, klar: «Viele kaufen sich als Modeerscheinung einen Hund – wie eine Handtasche. Häufig über das Internet, da sie ihn sofort haben und wenig dafür bezahlen wollen.» Solche Schnäppchenjäger würden den Hund nur als Produkt betrachten und nicht als Partner. «Sonst würden sie länger nach einem seriösen Züchter suchen und wenn nötig auch auf ein passendes Tier warten.»
Allerdings kann die Schweiz laut Ammann die grosse Nachfrage gar nicht befriedigen.«Es gibt Schweizer Chihuahua-Züchter, aber die nutzen ihre Hunde nicht wie viele ausländische Massenproduktionen aus. In der Regel gebärt ein Weibchen zwei bis drei Welpen pro Wurf. In der Schweiz wurden 2013 rund 80 Chihuahua-Welpen mit Stammbaum geboren.» Die meisten Schweizer Züchter seien auch Hundeliebhaber und würden lieber weniger Tiere halten, sich dafür richtig um sie sorgen. Mehr Tiere zu halten, sei für sie deshalb keine Option.
Welpen werden viel zu früh von Mutter getrennt
Um etwas gegen die Tendenz der billigen Hundeimporte zu unternehmen, arbeitet die Kynologische Gesellschaft schon längere Zeit mit dem Schweizer Tierschutz zusammen. «Auf verschiedenen Kanälen versuchen wir über die schlimmen Konsequenzen von Billigkäufen zu warnen.» Bis jetzt trägt die Kampagne aber leider noch keine Früchte. «Wir können uns nicht erklären, warum sich viele beim Hundekauf blenden lassen oder einfach die Augen schliessen.»
Wie eine aktuelle Studie von Vier Pfoten belegt, stammen die gekauften Welpen oft aus der Tschechischen Republik, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei. Dort werden die Hunde in Massenzuchtanlagen unter schlimmsten Bedingungen regelrecht produziert und zu Spottpreisen exportiert. Ausweisdokumente und Impfungen würden in den meisten Fällen gefälscht. «Zudem werden die Welpen ihren Müttern viel zu früh weggenommen und so auf tagelange Transporte quer durch Europa geschickt. Viele Welpen sind oft schon todkrank, wenn sie importiert werden», so Chantal Häberling, Sprecherin von Vier Pfoten...
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