Animal Hoarding

Allgemeine Fragen zur Hundehaltung sowie zu Haftpflicht- und Krankenversicherungen, Hundesteuer etc.

Animal Hoarding

Beitragvon Xafira » 19.08.2013, 09:54

Hallo,

eigentlich ist dies ja kein reines Hundethema sondern betrifft jegliche Tierart, die man nur ansatzweise irgendwie bei sich Zuhause halten kann, dennoch möchte ich dieses Thema gern aufgreifen...

SpiegelTV brachte einmal eine Reportage darüber:
Animal Hoarding

Auch G.K., die sich dem Tierschutz verschrieben hatte, allen Leuten gut bekannt und auch allen nur positiv in Erinnerung war, schien irgendwann in diese Animal Hoarding Falle getappt zu sein... Vielleicht, vielleicht war es bei ihr auch etwas anderes, das sie zu solchen Taten trieb - wer weiß das schon so genau.

Aber, um G.K. soll es hier auch gar nicht gehen, mich würde einfach interessieren, wo ihr die Grenze zwischen normaler Tierhaltung/Hundehaltung (klar, in erster Linie Hunde) seht und wo ihr schon eher Animal Hoarding seht.

Was sind für euch Anzeichen von Animal Hoarding?
Erkennt man das auf den ersten Blick?
Was glaubt ihr, ist der Auslöser, dass man von der normalen Hundehaltung in die Hoarding Fall tappt?
Geschieht das bewusst?
Oder eher unbewusst?
Weiß man als Hoarder, dass man Tiere jetzt nur noch hortet und nicht mehr ordnungsgemäß hält?
Ist davon eine bestimmte Personengruppe eher betroffen, als andere?
Wenn ja, welche ist das in euren Augen?
Schreibt mir einfach eure Gedanken/Ansichten zu diesem Thema!

Liebe Grüße
Birgit
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Re: Animal Hoarding

Beitragvon Shnarph » 19.08.2013, 11:04

Interessantes Thema!

Was sind für euch Anzeichen von Animal Hoarding?
Wenn eine Person (die Fälle, die ich mitbekommen haben, waren immer Einzelpersonen), die mehrere Tiere besitzt, nicht mehr in der Lage ist, diese artgerecht zu versorgen. Im schlimmsten Falle vermehren sich die Tiere unkontrolliert, sie werden krank und sterben aufgrund mangelnder tierärztlicher Versorgung oder aber sie verhungern/verdursten. Die Tierleichen werden in den meisten Fällen nicht entsorgt und teilweise von den Artgenossen angefressen. Meistens ist aber der gesamte Haushalt auch sehr vermüllt und ungepflegt.

Erkennt man das auf den ersten Blick?
Als Außenstehender, denke ich, nicht, außer man ist direkter Nachbar, Familienangehöriger, etc. und bekommt Sachen mit, die einen stutzig werden lassen. Z.B. abgemagerte, krank aussehende Hunde im Garten.

Was glaubt ihr, ist der Auslöser, dass man von der normalen Hundehaltung in die Hoarding Fall tappt?
Probleme im eigenen Leben, denke ich, sind mit ein großer Auslöser. Mal als Beispiel eine Sendung, die ich im TV gesehen haben. Diese Person hat ihren Job verloren, hat sich von der Familie und dem Freundeskreis zurückgezogen, weil sie damit nicht zurecht kam. Der einzige Trostspender war für diese Person ihre Hunde und deswegen hatte sie, nach eigener Aussage, sich immer mehr geholt. Aber: allein schon nicht genug Geld vorhanden für das Futter mehrerer Tiere, dann nicht die Kraft gehabt, sich um den Haushalt zu kümmern, geschweige denn mit den Hunden rauszugehen. So kam eins zum anderen.

Geschieht das bewusst?
Ich denke nicht.

Oder eher unbewusst?
In gewisser Weise ja.

Weiß man als Hoarder, dass man Tiere jetzt nur noch hortet und nicht mehr ordnungsgemäß hält?
Manche scheinen sich darüber im Klaren zu sein und holen sich Hilfe. Andere müssen auf den Boden der Tatsachen geholt werden.

Ist davon eine bestimmte Personengruppe eher betroffen, als andere?
Wenn ja, welche ist das in euren Augen?

Meiner Meinung nach kann man das nicht unbedingt festmachen, außer eben daran, dass diese Personen meistens alleine sind und andersweitig persönliche Probleme haben.
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

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Re: Animal Hoarding

Beitragvon Dieter » 19.08.2013, 13:02

Xafira hat geschrieben:Was sind für euch Anzeichen von Animal Hoarding?

Das gehäufte Halten von - in diesem Falle - Hunden, weit mehr, als es üblicherweise der Fall ist. Die Tiere werden in beengten Verhältnissen gehalten und sind regelmäßig in schlechtem Zustand (krank, abgemagert, voller Parasiten). Es findet auch kein Management (z.B. Trennung der Geschlechter) statt, alles wuselt da halt umeinander.
Es geht also vornehmlich nicht um die reine Anzahl der Hunde, vielmehr muss - nach meiner Ansicht - auf deren Zustand, das Management und die hygienischen Verhältnisse in der Wohnung oder am Haltungsort abgestellt werden.

Erkennt man das auf den ersten Blick?

Ja, bei den krassen Fällen auf den ersten Blick, vorher schon am Geruch. Die Grenzen sind aber fliessend, siehe dazu unten.

Was glaubt ihr, ist der Auslöser, dass man von der normalen Hundehaltung in die Hoarding Fall tappt?

Ich denke, es gibt keinen Auslöser (im Sinne eines Ereignisses oder "Schalter umgelegt"). Es ist ein schleichender Prozess, der von einer "normalen" Hundehaltung im Laufe der Zeit - begleitet von anderen Symptomen (zunehmende soziale Isolation des Halters, Realitätsverlust) - zu Hunde-Hoarding führt.

Geschieht das bewusst?

Schwierig, ich denke zumindest nicht im Sinne eines gewollten Hoardings.

Oder eher unbewusst?

Ja, wobei die Frage ist, auf welcher Stufe der Bewusstseinsebene angesetzt werden muss. Wird also das Bewusstsein im Sinne einer Realitätsverhaftung durch zunächst Emotionen (etwa Tierliebe) blockiert und daraus entwickelt sich im Laufe der Zeit eben die Krankheit oder wissen Hoarder im Grund genau was sie tun bzw. nicht tun und können nur ihr Verhalten nicht mehr steuern (vergleichbar etwa der Spielsucht)?

Weiß man als Hoarder, dass man Tiere jetzt nur noch hortet und nicht mehr ordnungsgemäß hält?

Nein, zumindest im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit nicht mehr. Der Realitätsverlust ist so gravierend, dass die nicht mal mehr tote und verwesende Tiere wahrnehmen, den Zustand der übrigen Hunde ohnehin nicht. Im Laufe des o.a. Prozesses gibt es sicherlich ein Stadium, wo den Hoardern irgendwie bewusst ist, was sie tun bzw. wo das alles hindriftet, aber sie haben nicht die Kraft oder die Einsicht, was zu ändern bzw. sich Hilfe zu holen.

Ist davon eine bestimmte Personengruppe eher betroffen, als andere?

Ja

Wenn ja, welche ist das in euren Augen?

Es sind nach meiner Erfahrung ältere, sozial isolierte Menschen, vielfach auch Frauen. Meist mussten sie Schicksalsschläge ertragen und/oder kamen allgemein mit ihrer Umwelt oder den Menschen nicht klar. Aus der Hinwendung zu Tieren entwickelt sich dann irgendwann die Krankheit mit den bekannten Symptomen.


Ich hab im Laufe der Berufsjahre 3 mal Tier-Hoarding-Fälle bearbeiten müssen, Katzen, Kaninchen/Meerschweinchen und Pferde/Ponys.
Das Schicksal und der Leidensweg der Tiere ist schon schwer zu ertragen, um ein Vielfaches dramatischer ist aber der Sicherstellungs- und Beschlagnahmevorgang in praktischer Hinsicht durch das dann auftretende Verhalten der Betroffenen.
Viele Grüße
Dieter

Erwachsensein? Ich mach ja viel Scheiß mit - aber nicht jeden!
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