Diplomarbeit zu BARF

Tipps und Anregungen zu Gesundheitsfragen können und sollen keinen Tierarztbesuch ersetzen!

Diplomarbeit zu BARF

Beitragvon Dieter » 28.05.2013, 18:16

Von der Veterinärmedizinischen Universität Wien liegt eine aktuelle Magisterarbeit zum Thema BARF vor.
Danach wies die Mehrheit der ausgewerteten Ernährungspläne Mängel auf (Überversorgung mit Protein, Unterversorgung mit Calcium und Phosphor.
Selbst habe ich die Arbeit noch nicht gelesen, hole dies aber sobald als möglich nach.

Seht selbst:

http://www.vetmeduni.ac.at/hochschulsch ... 794119.pdf
Viele Grüße
Dieter

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Dieter
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Re: Diplomarbeit zu BARF

Beitragvon stencille » 28.05.2013, 19:16

Hmmm..... *grübel*

Ich hab's jetzt nicht komplett durchgelesen, eigentlich nur Einleitung und Schluß, aber nach dieser Diplomarbeit kann wahrscheinlich jeder von uns ziemlich sicher sein, dass er "falsch" barft. Die einen versorgen über, die anderen unter. Richtig macht es kaum jemand.

Stellen sich mir die Fragen:
Was ist richtig?
Wer hat die "richtige" Menge aller Inhaltsstoffe, die ein Hund braucht, definiert? (Braucht ein Chihuahua proportional genau das Gleiche wie eine Dogge?)
Inwiefern ist ein Organismus in der Lage eine Über- oder Unterversorgung auszugleichen?

Irgendwie vergleiche ich da schon gern mit dem Menschen. Ich hab keinen blassen Schimmer wieviel Vitamin ABC, Spurenelement XY oder Mineralien ich täglich brauche. Klar - die einen von uns ernähren sich gesünder und haben dadurch weniger ernährungsbedingte Krankheiten, aber wer rechnet täglich aus, wieviel er wovon noch essen darf, damit es OPTIMAL ist...? Und wieviele von uns werden (wenn man nach der Statistik geht) trotzdem 80 Jahre, Tendenz steigend?

Was mich brennend interessiert: Wie würden denn die "hochwertigen" Fertigfutter nach dieser Studie abschneiden? So optimal können die alle nicht sein, wenn ich mir anschaue, wieviele Hunde damit ernährt werden und TROTZDEM krank sind.

Hach, schwierig. Ich werde trotzdem weiterbarfen, mal hiervon was rein und mal davon was rein und das beste für meine Liesl hoffen (so füttert übrigens auch meine Schwester ihre kleinen Menschlein und so hat meine Mutter uns gefüttert...). Ich kann nur von dem ausgehen, was ich selber seit dem Barfen erlebt habe, auch wenn das ja nicht "objektiv" ist (wie es die Diplomarbeiterin bemängelt hat,) aber ich weiß dass Zeus seit dem Barfen nie wieder ein Problem mit Schuppen hatte und meine Katzen von denen eine chronischen Durchfall hatte und zwar ihr ganzen eineinhalbjähriges Leben lang (egal welches Futter - wurden so gut wie alle durchprobiert) haben seitdem endlich ein normales Output, kein Durchfall mehr, kein Erbechen mehr, haben endlich ein normales Gewicht.

Aber naja, die Wissenschaft... was in einem Jahr noch Gültigkeit hat, wird zwei Jahre später widerlegt, nur um dann irgendwann wieder als doch richtig hingestellt zu werden... ich tau jetzt erst mal falsch zusammengesetztes Fleisch auf und bin die nächsten Tage wieder latent verunsichert. Egal. Mahlzeit. :mrgreen:

(edit: gibt es eigentlich irgendwo eine Angabe darüber wie die Arbeit benotet wurde?)
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Re: Diplomarbeit zu BARF

Beitragvon Dieter » 28.05.2013, 23:10

So - ich hab die Arbeit mal quergelesen.

Es ist schon etwas abenteuerlich - scheint mir - ab Seite 49 (unten) zu postulieren, dass 71,5% der Befragten angegeben habe, nach der Umstellung auf BARF Veränderungen an Haut, Haarkleid und Verdauung und 73,3% der Befragten positive Veränderungen am Verhalten - aktiver oder ruhiger - bemerkt zu haben.
Dabei handele es sich aber um subjektive Einschätzungen der Besitzer, die von BARF überzeugt seien und daher positive Veränderungen am Hund sehen möchten. Klinische Untersuchungen seien nicht durchgeführt worden.

Soso, die weit überwiegende Mehrzahl der Befragten sind nicht (objektiv) in der Lage, Verbesserungen bei ihrem Hund zu erkennen sondern bilden sich sowas - weil sie von BARF überzeugt sind - lediglich ein. :mrgreen:

Aber ein positives hat die Magisterarbeit allemal:

Seite 55, ich zitiere:

"Allerdings werden ältere HundehalterInnen einem modernen Trend wie BARF wahrscheinlich nicht so rasch folgen wie jüngere".

Zitatende.

In einigen Monaten werde ich 59. Indes ist mit dem o.a. Zitat bewiesen, dass BARF jung hält. :mrgreen:

stencille hat geschrieben:Wer hat die "richtige" Menge aller Inhaltsstoffe, die ein Hund braucht, definiert?


Die Verfasserin bezieht sich dazu auf die Angaben der National Research Council 2006.

http://de.wikipedia.org/wiki/National_R ... te_Staaten)

Ich denke, das NRC bezieht diese Empfehlungen bzw. die diesen zugrunde liegenden Daten von der Fertigfutter-Industrie (Mars, Purina etc.), diese Daten beruhen letztlich wieder auf meist getreidebasierten Futtersorten.

Wie heutzutage ein Hund zu ernähren ist, definiert in den Bedarfswerten die Futterindustrie und legt dazu Maßstäbe an das Calcium-Phosphor-Verhältnis (etwa 1,2 : 1) an, die für Pflanzenfresser wie Pferde gelten, mit einer auch ausgewogenen BARF-Ernährung aber nie zu erreichen sind. Diese Rationen haben immer einen Phosphor-Überschuss, der auch mit Knochen - die ebenfalls nicht geringe Menge Phosphor enthalten - nicht auszugleichen ist.
Viele Grüße
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Re: Diplomarbeit zu BARF

Beitragvon Dieter » 29.05.2013, 22:14

Ich hab noch mal ein bischen rumgelesen, verglichen, recherchiert und sowas :mrgreen: .

Das sind die Empfehlungen (in der Kurzform) des NRC, auf die sich die Verfasserin in ihrer Arbeit bezieht und als Referenz für eine Über- oder Unterversorgung mit Vitaminen, Proteinen etc. angibt:

http://dels.nas.edu/resources/static-as ... _final.pdf

Dort ist u.a. eine Tabelle mit den optimalen Mengen für Mineralien aufgeführt, ich nehme jetzt nur mal Zink (S. 9)

Danach beträgt die optimale Menge Zink 15 mg für einen 33 Pfund (pounds) schweren erwachsenen Hund. Die Gewichtsdifferenz zwischen dem angelsächsischen Pound und dem hier gebräuchlichen Pfund vernachlässige ich jetzt mal, der Zink-Referenz-Hund der NRC wiegt rd. 15 kg. Ein 15 Kilo-Hund benötigt also 15 mg Zink.
Teile ich nun die 15 mg durch 15 komme ich somit auf 1 mg, die je Kilo Hund benötigt würden.

Die Verfasserin gibt aber in ihrer Tabelle auf Seite 27

Tabelle 2: Bedarf eines adulten Hundes im Erhaltungsstoffwechsel an jenen Nährstoffen, welche in dieser Auswertung berücksichtigt wurden (National Research Council, 2006)

eine optimale Versorgung/maximale Zufuhr an Zink mit 2 mg je Kilo Körpergewicht für einen erwachsenen Hund an,

mithin das Doppelte des vom NRC empfohlenen Wertes und gelangt auf Seite 41 bei Zink zu folgender Erkenntnis:

Bei fast allen (93 %, n=52) Ernährungsplänen lag die Zinkversorgung unter dem empfohlenen Optimalwert, keiner lieferte die optimale Menge von 2 mg/kg Zink. Insgesamt 7 % (n=4) lagen über der maximal empfohlenen Zufuhr von Zink.
Die niedrigste Versorgung mit Zink in einem Ernährungsplan lag bei 0,06 mg/kg/Tag, die höchste bei 3,91 mg/kg/Tag. Der Mittelwert der Zinkversorgung lag bei 0,61 mg/kg/Tag.


Ein (immer noch zu niedriger) Wert der Zinkversorgung von im Mittel 0,61mg/kg/Tag im Verhältnis zum (richtigen) Referenzwert von 1 mg/kg/Tag ergibt aber ein ganz anderes Bild, als wenn man (fälschlicherweise) von einem Optimal-/Maximalwert von 2 mg/kg/Tag ausgeht.

Dabei habe ich die höhere Bioverfügbarkeit von Zink aus natürlicher Nahrung im Verhältnis zu industriell hergestellter Nahrung nicht berücksichtigt. Nimmt man die Bioverfügbarkeit von Zink aus getreidebasiertem Fertigfutter mit 0,25% an, sind die Zinkwerte in einer fleischbasierten Barf-Ration allemal hinreichend.

Es gibt noch andere Werte, die falsch gerechnet wurden. Wer Spaß daran hat, kann sich ja mal mit dem Eisenwert beschäftigen :mrgreen: :mrgreen: . Angesichts der Qualität dieser Arbeit ist mir dafür meine Zeit zu schade.
Viele Grüße
Dieter

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