Hundetraining auf leerem Magen

Tipps und Anregungen zu Erziehungsfragen

Hundetraining auf leerem Magen

Beitragvon Xafira » 17.08.2013, 07:19

Angeregt durch Dieters Link im Schnauzgriff-Thema lese ich mich so durch die HP und da - da steht er, DER Artikel schlechthin:

Das Loch im Hundebauch

Viele, sehr viele, Trainer tätigen Tag für Tag diese Aussage, oder ähnliche wie: "Kein Wunder, dass der Hund nicht mit dir trainieren will, der ist ja satt. Vor dem nächsten Training gibst du ihm einen Tag nichts zu fressen und wenn das nichts hilft dann zwei Tage..."

Mir dreht sich dabei, gelinde gesagt, immer der Magen um. Da tituliert man sich als positiv arbeitender Verein/arbeitende Hundeschule, wirft geradezu mit dem Clicker um sich und dann so etwas. Manchmal reicht mein Entsetzen nicht einmal mehr dafür, den Kopf zu schütteln.

Hunde, die so wirklich hungrig ins Training gehen können sich nicht konzetrieren und können NICHT lernen - wie auch - deren Fokus liegt am Futter, nicht an der Handlung, die es auszuführen gilt. Das merkt man im Agilitytraining sehr sehr oft - das sind dann Hunde, die hektisch der Hand mit dem Futter nachlaufen, dabei in die Hürden laufen statt drüber zu springen und die vom Steg fallen, wenn die Futterhand sich etwas vom Gerät entfernt. Ganz logisch, der Hund weiß nicht einmal was er da tut - er läuft dem Futter hinterher, hat nur noch den Gedanken, eines der wichtigsten Bedürfnisse zu stillen: Hunger.

Ich stimme mit der Autorin überein - so ein Handeln ist tierschutzrelevant - man entzieht dem Hund grundlos Nahrung. Ach nein, nicht grundlos... für das Training, weil man es sich einfach machen will, weil man sich nicht damit auseinandersetzen will, wie man den Hund sonst zur Mitarbeit motivieren kann.
Wer als Trainer immer noch solche Aussagen propagiert sollte sich schnellstmöglich fort- und weiterbilden, oder sein Trainerdasein an den Nagel hängen. :sorry:
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Re: Hundetraining auf leerem Magen

Beitragvon Emma » 17.08.2013, 09:09

Meinen Hund hungern lassen? Für Training? Never ever!

Wenn ein Trainer sowas zu mir sagen würden, hätte der erstmal ne garstige Maren am Hals und dann würde er mein semi-optimales Heck bewundern dürfen.

Einstein ist ja auch so ein Fresskopp, aber manchmal nimmt er kein Futter an. Da muss ich anders belohnen. Motivation ist auch immer situationsabhänging.

Beispiel 1:

Hund und ich clickern ne Runde in der Wohnung Quatsch-Kommandos. Da wird sein Abendessen verclickt. Würde ich jetzt Leberwurst oder gar Käse nutzen, hätte ich einen mega gestressten Hund. Einstein würde sich nur hinsetzten, mich doof angucken und frustriert rumjauern. Er käme dann nicht mal auf die leise Idee, nachzudenken, was ich jetzt wollen würde...
Nehme ich aber sein Trockenfutter will er es zwar haben, ist aber nicht völlig benebelt und macht freudig mit.

Beispiel 2:

Der Abruf. Heute morgen das beste Beispiel. Mein von Größenwahn geplagter Jungspund dachte ein Wildschwein wäre bestimmt ein toller Spielkumpel. Fand ich nicht. Hab ihn im Lauf abrufen können. Da für ihn in dieser Situation Futter aber keine wirkliche Belohnung ist, sind wir uns zusammen auf dem Weg rumgekugelt und haben gerangelt. Dann flog noch der Futterbeutel und gut wars (wobei bei ihn das Futter im Beutel weniger interessant ist, sondern eher die Suche danach die Belohnung ist)

Wenn der Hund nicht mit Futter belohnt werden kann, sollte jeder Trainer in der Lage sein für den jeweiligen Hund bedüfnisorientiert zu belohnen und nicht aus unkreativität/unwissen dem Hund das Futter zu entziehen.

Der Hund soll Spaß daran haben mit mir zu kooperieren und nicht aus Zwang. Für mich ist hungern lassen nichts als Zwang.

Whoa, ne.. Sowas regt mich auf.
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Re: Hundetraining auf leerem Magen

Beitragvon Dieter » 17.08.2013, 10:37

Hungernlassen halte ich ebenso für Blödsinn wie Birgit, Maren und die Verfasserin des Artikels.

Eine Einschränkung würde ich allerdings für Fährtenarbeit gelten lassen.

Alle meine Hunde bekamen 2 Mahlzeiten täglich. Darüberhinaus sind Hund extreme "Gewohnheitstiere".
Wenn ich also früher morgens Fährtenarbeit trainiert habe, fiel das "Frühstück" knapper aus, aber etwas haben sie immer gekriegt. Deshalb, damit der Hund allein durch eine Änderung der Gewohnheit nicht verunsichert, abgelenkt oder sonstwas ist.
Früher kannte ich Leute, die diese Hungertheorie ebenfalls vertraten. Die hatten sämtlich Hunde, die hektisch und "mit Volldampf" die Fährte angingen und bei schwierigen Fährten eine schlechte Leistung zeigten.
Gerade dabei hab ich immer auf eine sehr ruhige, bedachte und konzentrierte Arbeitsweise geachtet und bin dabei gut gefahren.
Viele Grüße
Dieter

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Re: Hundetraining auf leerem Magen

Beitragvon chino » 18.08.2013, 09:03

Hallo,

wer Gier mit Motivation verwechselt, hat wohl ein paar grundlegende Dinge nicht so recht verstanden.
Aber sich dann groß wundern, wenn mit Präzision (z.B. Agility - Kontaktzonen) so gar nichts zu wollen ist ... :roll:

Es macht nicht viel Sinn, dem Flohtaxi erst eine halbe Rinderhälfte hinzuwerfen und 30min später, wenn der sich den Ranzen so richtig vollgeschlagen hat und eigentlich nur ein Verdauungsschläfchen im Sinne hätte, vollen Speed beim Treibball o.Ä. von ihm zu erwarten. Aber deswegen lasse ich ihn sicher noch lange nicht hungern.

Außerdem gibt es auch Hunde, die es überhaupt nicht gut vertragen, wenn der Magen zu lange leer bleibt - denen ist sichtbar übel, die würgen dann gerne mal galligen Schleim und sind somit auch nicht gerade in Form, um "Leistung" zu bringen.

LG
Andrea
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Re: Hundetraining auf leerem Magen

Beitragvon Getier » 18.08.2013, 14:26

Ich habe einen Hund - wer mag das wohl sein? - der SEHR gierig ist, was Futter betrifft (und eigentlich auch alles andere...). Die hätte ein Pferd fressen können und konnte sich trotzdem nicht konzentrieren, wenn da nur ein Stück Trofu lag. Ging einfach nicht. Kopf aus, Motorik dahin, Tunnelblick zum Futter.

Außerdem ist sie noch viel leichter reizbar, wenn sie hungrig ist und fährt schneller aus der Haut.
Das ist allerdings auch ein Hund, der IMMER frisst - egal, wie viel sie schon im Magen hat.

Bei Boomer ist das anders. Der frisst, wenn er Hunger hat. Das ist nicht oft. ;)

Wenn wir da in die Hundeschule gegangen sind und ich wusste, der Hund kann quasi nur mit Futter oder Spielzeug belohnt werden, gab es kurz vorher nichts/weniger.

Aber richtig "hungern" lassen? Nein! Ich kann auch dieser Futterbeutel-Methode von wegen "wir jagen zusammen unser Futter" nichts abgewinnen ...
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