Hallo,
eine Magendrehung stellt einen absoluten lebensbedrohlichen Notfall dar und kann (fast) jeden treffen.
Die Zeit, die zwischen dem Auftreten und der tierärztlichen Behandlung verstreicht, entscheidet über Leben oder Tod des Hundes!
Es kann also nicht schaden, über Risikofaktoren, Symptome und Notfallmaßnahmen Bescheid zu wissen.
Was passiert bei einer Magendrehung?
Der Magen ist an zwei Stellen im Bauchraum fixiert und hat ansonsten viel Bewegungsspielraum.
Bei übermässiger Futter-, Wasser- oder Gasansammlung im Magen kann es zu einer Drehung um die Längsachse kommen.
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Aus dem nun verschlossenen Magen können die entstehenden Gase nicht entweichen und dehnen den Magen weiter aus. Der vergrößerte Magen drückt nun auf das Zwerchfell und auf die hintere Hohlvene, wodurch Atmung und Blutzirkulation massiv beeinträchtigt werden. Dies führt innerhalb von Minuten bis wenigen Stunden zum einem schweren Schockzustand. Die verminderte Durchblutung der Magenwand führt zum Absterben von Teilen der Magenwand, wodurch ein Magenriss eintreten kann. Durch die Verbindung des Magens mit der Milz kann es zu Abdrehung der Milzgefäße und zur Schädigung der Milz kommen.
Symptome - Wie erkenne ich eine Magendrehung?
- Unruhe/Gebetsstellung: Der Hund ist wegen einsetzender Bauchschmerzen auffällig ruhelos, läuft hin und her, legt sich hin, steht wieder auf und versucht durch "Gebetsstellung (= hochgestellte Hinterbeine bei liegenden Vorderbeinen) das schmerzende Abdomen zu entlasten.
- Speicheln, Würgen, erfolgloser Versuch zu erbrechen: je weiter die Drehung fortgeschritten und je vollständiger der Verschluss ist, desto geringer ist die Chance, den aufgeblähten Magen durch Erbrechen zu entleeren - außer etwas Schaum wird nichts ausgewürgt.
- Aufblähung: der Hund wirkt zunehmend tonnenförmig durch Vergrößerung des Bauches unmittelbar hinter den letzten Rippen.
- Hecheln, Atemnot, Herzrasen, schwacher Puls, blasse Schleimhäute: mit steigender Kreislaufbelastung kann der Hund nur mehr schwer aufstehen und/oder sich nicht mehr auf den Beinen halten.
Diagnose und Behandlung:
Sobald der Hund auf schnellstem Weg und unter telefonischer Vorankündigung in die Tierklinik transportiert wurde, kann der TA zur Absicherung der Diagnose im Röntgen die typische Zipfelmützenform erkennen:
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Dabei kann auch die Magendrehung von einer reinen Magenblähung unterschieden werden. Eine Magenblähung ruft ähnliche Symptome hervor, jedoch verbleibt der Magen dabei in seiner normalen Lage.
Vor der eigentlichen Operation muss der Schockzustand behandelt und gleichzeitig der Magen entgast (über Magensonde oder Punktion per Hohlnadel von außen) werden. Danach kann der Magen unter Vollnarkose wieder in die richtige Lage gebracht, entleert und gespült werden. Je nach Situation müssen dabei auch nekrotische Teile der Magenwand und/oder die Milz entfernt werden. Weiters wird der Magen an der Bauchwand festgenäht, um eine neuerliche Drehung zu verhindern.
Etwa zwei Drittel der Patienten überleben, die Chancen hierfür hängen vom Schweregrad der Belastung und somit unmittelbar von der Zeit ab, die zwischen Auftreten und Behandlung verstreicht. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Nachbehandlung: durch die o.g. Vorgänge ist die Magenschleimhaut fast immer so nachhaltig geschädigt, dass eine "normale" Fütterung über Monate nicht möglich ist.
Auslöser der Magendrehung:
- Stress
- Gastritis und andere Irritation des Magens
- Bewegung nach dem Fressen
- zu große Futtermengen/Mahlzeit
- schlechtes/verdorbenes/zu lange eingeweichtes Futter bzw. frisches Brot
- herabgesetzte Magenmotorik und/oder Hemmung der Magenentleerung durch Darmträgheit oder z.B. Medikamente
- stumpfe Verletzung des Bauches
- Verletzung der Wirbelsäule oder Einklemmung von Nerven
- chirurgische Eingriffe und Rekonvaleszenz
- Bindegewebsschwäche (vor allem bei alten Hunden)
Achtung:
- Auch ein (fast) leerer Magen kann aufgasen.
- Nicht nur s.g. Riesenrassen können eine Magendrehung haben. Vor allem tiefbrüstige Hunderassen, darunter fallen auch mittelgroße, sind betroffen.
- Auf lange eingeweichtem Futter können sich Bakterien ansiedeln, die zur Gasbildung im Magen führen.
- Nicht immer ist der Bauch tatsächlich sehr schnell sehr stark aufgetrieben.
- Nicht jeder TA und nichtmal jede Tierklinik kann eine Magendrehung zu jeder Tageszeit erfolgreich operieren: es macht Sinn, in einer ruhigen Minute abzuklären, welche Klinik im erreichbaren Umfeld auch nachts genügend Personal mit ausreichend Erfahrung garantiert bereitstellen kann - die meisten Magendrehungen treten in der Nacht auf!!
- Eine überstandene Operation ist kein Garant für das Überleben und schon gar kein Retourfahrschein zur bisherigen Ernährungsweise: für zumindest 8-10 Tage braucht der gesamte Verdauungstrakt Schonung und langsame Aufbauarbeit.
Sehr lesenswert: Risikofaktoren im Zusammenhang mit der Magendrehung des Hundes
Weitere Textquelle: Kleintierpraxis Reutter
LG
Andrea