Altenbetreuung mit Hunden: „Tiere brechen oft das Eis“ – Die OÖNachrichten begleiteten Manuela Martini und ihre drei Vierbeiner Gismo, Winni und Leila bei einem Hausbesuch.
„Einmal hat meine Sandy einem Polizisten ans Bein gepinkelt. Er hat es Gott sei Dank nicht sofort bemerkt. Das war vielleicht peinlich“, erzählt Aloisia Hofer, während sie Hündin Winni am Ohr krault. Früher hatte die 76-Jährige selbst einen Hund, Sandy, ein ungarischer Hirtenhund. „Sie hatte Locken wie ein Schaf, als sie klein war“, schwelgt die Linzerin in Erinnerungen, „die Haare am Bauch habe ich ihr dann immer gestutzt, weil sie sonst so viel Dreck ins Haus gebracht hätte.“ Heute kann sich die Seniorin nicht mehr um ein eigenes Haustier kümmern, umso größer ist die Freude, wenn Altenpflegerin Manuela Martini mit Gismo, Winni und Leila zu Besuch kommt.
Tiere wecken Erinnerungen
„Mit Hunden findet man oft schneller einen Zugang zu den Menschen, gerade am Anfang, um das Eis zu brechen“, sagt Manuela Martini, die seit drei Jahren als mobile Altenpflegerin beim Verein Miteinander beschäftigt ist. Die 52-jährige Leondingerin nimmt ihre drei Hunde gerne zur Arbeit mit, wenn ihre Klienten das wünschen. „Vielen macht das großen Spaß. Oft gehen wir dann gemeinsam spazieren. Über die Tiere kommt man gut ins Gespräch.“
Hofer wohnt alleine in einer kleinen Wohnung in Linz. Seit ihrem Herzinfarkt vor einigen Jahren kommt drei Mal täglich jemand vorbei, um sie im Haushalt und bei der Körperpflege zu unterstützen, den Einkauf zu erledigen und um ihr ein bisschen Gesellschaft zu leisten. „Wo sind sie denn heute?“, fragt die ehemalige Krankenschwester enttäuscht, wenn die Vierbeiner einmal zu Hause bleiben.
Während die beiden Frauen über Männer und Beziehungen plaudern, den neuesten Klatsch und Tratsch über Lothar Matthäus besprechen und lustige Anekdoten über ihre Vierbeiner austauschen, schlummert Winni zufrieden am Schoß der alten Dame, Töchterchen Leila erkundet das Wohnzimmer und Familienoberhaupt Gismo beobachtet das Geschehen vom gegenüberliegenden Sessel. Die drei sind zwar keine ausgebildeten Therapiehunde, aber alleine ihre Anwesenheit hilft: Sie verbreiten gute Stimmung, lenken vom einsamen Alltag ab und aktivieren die Lebensenergie.
„Verstehen Sie jetzt, warum mir mein Job so Spaß macht?“, fragt die Altenpflegerin. Die beiden Damen haben einen guten Draht zueinander, keine ist um einen Witz verlegen. Manuela Martini liebt, was sie macht, das merkt man. Seit 17 Jahren hat sie Hunde als Haustiere. Vor vier Jahren holte sie Gismo aus dem Tierheim. Jemand hatte ihn ausgesetzt. „Hunde sind sehr gescheite und gefühlvolle Tiere. Sie merken sofort, ob jemand sie mag oder nicht“, sagt Martini.
Menschenmagnete
„Mein Gott, sind die lieb“: Wenn die Pflegerin mit ihren Vierbeinern durch die Tagesheimstätte geht, ist sie schnell von einer Menschentraube umgeben. „Auch Kinder sprechen auf die Vierbeiner sehr gut an“, sagt Martini. „Früher habe ich oft auf kranke Kinder aufgepasst, wenn die Eltern Termine hatten. Der Abschiedsschmerz war bei weitem nicht so groß, wann ich die Hunde dabei hatte.“
Es klingelt. Winni, Leila und Gismo spitzen ihre Ohren und laufen aufgeregt zur Tür. Es ist der OÖN-Fotograf. Nach dem Fotoshooting muss auch Manuela Martini weiter. „Kommt bald wieder“, sagt Hofer und streichelt den Hunden noch einmal liebevoll übers Fell. Sie wirkt zufrieden.
„Pflege-Helfer“ auf vier Pfoten