Raufergruppe - Sinn oder Unsinn?

Caniden ticken anders als Primaten

Raufergruppe - Sinn oder Unsinn?

Beitragvon chino » 03.09.2013, 07:07

Hallo,

neulich wurde mir wärmstens empfohlen, das grantige Köterchen doch in eine s.g. Raufergruppe zu bringen:

"Dort gewöhnt er sich sein unfreundliches Verhalten total schnell ab."
"Die anderen schenken ihm schon richtig ein, wenn er deppert wird. Dann merkt er schnell, dass er damit nicht weiterkommt."


Diese und ähnliche Aussagen wurden zur Untermauerung der Empfehlung geäußert.

Was bringt so eine Gruppe?
Was bringt sie absolut nicht?
Bringt das überhaupt was?
Gibt es gute und schlechte Raufergruppen? Und wie erkennt man eine gute?
Oder ist das alles Dummfug, von dem man die Finger lassen sollte?

Fragen über Fragen ... :think1:

LG
Andrea
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Re: Raufergruppe - Sinn oder Unsinn?

Beitragvon MickyMausi » 03.09.2013, 09:11

Also Lea hätte sich in die Gruppe geworfen und wild um sich gebissen. Micky weiß ich nicht, aber ich würde es nicht testen wollen.
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Re: Raufergruppe - Sinn oder Unsinn?

Beitragvon Kailyn » 03.09.2013, 13:27

Was genau soll eine Raufergruppe sein? Eine Gruppe von Hunden, die alle insgesamt recht grob sind? Erstmal sollte geklärt werden, was genau eine Raufergruppe ist, durch was sie sich auszeichnet.

Ich kenne diesen Begriff bisher nur von diversen Hundeschulen, wo eine Raufergruppe eine Gruppe von sozial problematischen Hunden ist. Und sowas halte ich für Blödsinn, sogar für gefährlich.

Ein Hund, der Schwierigkeiten mit anderen Hunden hat oder damit, Körpersprache zu empfangen und darauf einzugehen, wird das "richtige" Verhalten sicherlich nicht von Hunden lernen, die ebenso ungeschickt sind. Meiner Meinung nach sollte ein problematischer Hund viel eher mit Hunden zusammengeführt werden, die friedlich sind und eine klare Körpersprache beherrschen, also sehr gut sozialisiert sind. Was nützt es ihm denn, wenn er von anderen "eine eingeschenkt" bekommt? Warum sollte man das überhaupt wollen? Ich würde meinen Hund nie einer Gruppe aussetzen, von der er dann quasi "verprügelt" wird, bis er Ruhe gibt. Wenn die Hunde dort ebenso rabiat sind, glaube ich nicht, dass meinem Hund das hilft. Am Ende ist er vielleicht total eingeschüchtert und traut sich gar nichts mehr, das Verhalten ist unterdrückt, aber wie er es richtig macht, lernt er nicht von Hunden, die ebenfalls nicht korrekt mit Artgenossen umgehen können.
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Re: Raufergruppe - Sinn oder Unsinn?

Beitragvon MickyMausi » 03.09.2013, 19:30

Ich erinnere mich, dass ich mal einen Bericht gesehen hab über eine Frau mit ner Horde Wischelhunde, die mit denen Problemhunde therapiert hat. Also den Raufbold zu ihrer Truppe gelassen. Ich glaube, deswegen die Wuschelhunde, weil man da die Signale schlecht sieht oder so. Aber das ist schon ewig her, weiß es nimmer genau
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Re: Raufergruppe - Sinn oder Unsinn?

Beitragvon Shnarph » 03.09.2013, 19:37

Und was soll das bringen? Außer einer Massenkeilerei?
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

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Re: Raufergruppe - Sinn oder Unsinn?

Beitragvon Getier » 03.09.2013, 19:50

Die "Definition" einer Raufergruppe, legt ja tatsächlich jeder Trainer anders aus.
Mir bekannt sind folgende "Raufergruppen":
a) Hunde sind alle angeleint, mit Maulkorb gesichert und gehen (anfangs) in relativ kleinen Gruppen zusammen spazieren, wobei der Abstand zu den anderen Hunden angepasst wird. Soll eine Art Stressresistenz bringen, Toleranz anderen Hunden gegenüber und positive neue Erfahrungen.
b) die Hunde sind mit Maulkorb gesichert alle auf einem Hundeplatz und "die machen das schon unter sich aus"
c) der problematische Hund wird in eine funktionierende Hundegruppe geworfen, zeitweise sogar "stationäre" Aufnahme.

Ich finde es ist schwierig zu sagen, ob so eine Raufergruppe was bringt. Gruppe b) und c) sind für mich eigentlich indiskutabel. Gruppe A hat was, erinnert mich aber stark an das Flooding-Thema.

Was ist überhaupt ein Raufer? Ein Hund, der Spaß hat zu raufen, grob zu spielen, sich zu messen? Ein Hund der ernsthaft verletzen will? Ein unsicherer Hund, der nach vorn geht?

Habe ich einen Hund, der nicht wirklich sicher im Umgang mit anderen ist und eigentlich nur Schiss hat, dann kann ich mir vorstellen, dass Option A Erfolg bringen kann. Ich kann mir auch vorstellen, dass ein "Hau drauf"-Hund was dabei lernt, wenn er mit einer Gruppe von Hunden unterwegs ist ohne diese in den Boden stampfen zu können. Auch ESsi hatte schon das Vergnügen mit einzelnen Hunden in gebührendem Abstand spazieren zu gehen - andere Hunde mag sie deshalb nicht lieber, aber ich kann jetzt schon "einundzwanzig" sagen, bevor sie explodiert. Auf solchen Spaziergängen kann man wunderbar - wenn man es richtig anstellt - Gehorsam, Frustrationstoleranz und Impulskonrolle trainieren.

Was irgendwie logisch ist und für eine "Raufergruppe" spricht (bzw. für gezielte Zusammenführung von Hunden): Kann ein Hund die "Hundesprache" nicht oder ist er ängstlich, wird er sein Verhalten gegenüber anderen Hunden nicht ändern, wenn man ihn isoliert.
Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.
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Re: Raufergruppe - Sinn oder Unsinn?

Beitragvon MickyMausi » 03.09.2013, 19:56

Also a), also mit Maulkorb gesichert und angeleint in der Gruppe Gassi hab ich auch gemacht und das sehr erfolgreich, allerdings nur mit gut sozialisierten Hunden. Andere Keifer würden sie wohl nur provozieren.

Und meine ehemalige Hundeschule bietet Social Walks an, da ist das auch so, der Raufer geht erst mit Abstand mit der Gruppe und wird dann immer näher geführt, immer nur soweit, wie der Hund es aushält. Das finde ich gut. Mehrere Raufer auf einem Haufen dagegen klingen nicht erfolgversprechend
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