Eigentlich wissen wir “nichts” über unsere Hunde!

Caniden ticken anders als Primaten

Eigentlich wissen wir “nichts” über unsere Hunde!

Beitragvon Xafira » 21.08.2013, 09:37

Die Hounds & People veröffentlichte ein Interview mit Dr. Juliane Kaminski vom Max-Plank-Institut - mit doch recht überraschenden Aussagen (Thema Clicker), die dann aber, vor allem, wenn man die letzten verlinkten Sendungen von Thomas Riepe hier gesehen hat, selbsterklärend sind. :)

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Re: Eigentlich wissen wir “nichts” über unsere Hunde!

Beitragvon gabi » 21.08.2013, 10:41

Für mich stimmt die Aussage "wir hören zu wenig auf unser Bauchgefühl" voll und ganz.
Auch ich wollte bei und mit Hacki alles richtig machen, hab gelesen und studiert, hab verschiedenes ausprobiert von dem ich eigentlich vorher schon wußte, dass das nichts wird, hab aber lange gebraucht, um mich soweit selbst zu reflektieren, dass ich gesagt hab, es reicht. Hacki ist, wie er ist, dieses und jenes bekommen wir in den Griff, anderes halt nicht...............
Liebe Grüße aus Berlin
Gabi
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Re: Eigentlich wissen wir “nichts” über unsere Hunde!

Beitragvon Xafira » 21.08.2013, 15:04

Ja, Gabi, das Bauchgefühl ist leider sehr vielen abhanden gekommen. Da pilgert man dann lieber von Trainer zu Trainer und bei manchen scheint es auch, als würden sie mit Betreten der Hundeschule auch ihre Verantwortung und ihr eigenes Handeln ablegen. Da wird alles in die Hand des Trainers gelegt. :oops:
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Re: Eigentlich wissen wir “nichts” über unsere Hunde!

Beitragvon chino » 22.08.2013, 18:25

Hallo,
... Wenn es in der Kommunikation zwischen Mensch und Hund nicht klappt liegt das sicher meistens eher an einer gestörten Grundbeziehung, aber nicht daran, dass der Hund mit der Kommunikation des Menschen nichts anfangen kann. Dies hat aber, und auch das ist wichtig, seine Grenzen. Hunde sind keine Menschen. So sensibel sie für menschliche Kommunikation sind, so heißt das nicht, dass sie diese eins zu eins so verstehen wie wir einander verstehen. Es ist auch wichtig sich im Umgang mit dem Hund diese Grenzen bewusst zu machen um den Hund nicht permanent zu überfordern...

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Eine Ausnahme in unserer Arbeit sind Hunde, die Begriffe für Gegenstände lernen können. Alle Hunde mit denen wir arbeiten und die diese Fähigkeit haben sind Border Collies. Warum dies so ist wissen wir im Moment nicht. Es kann sein, dass sich eben ausschließlich Border Collie Besitzer bei uns melden. Es kann aber auch sein, dass es wirklich eine Fähigkeit ist, die wir verstärkt bei Border Collies finden.

Glaube ich so jetzt nicht, dass sich diese Fähigkeit ausschließlich beim BC nachweisen lässt.
Simples Gegenbeispiel ZOS, wo die unterschiedlichsten Rassen sehr wohl in der Lage sind, differenziert nach unterschiedlichen Gegenständen zu suchen.
Klickertraining ist sicher gut geeignet für bestimmte Problemhunde oder im Umgang und Training mit Wildtieren, aber für das Training mit dem sich normal verhaltenden Hund kann es eben auch zu Einschränkungen in der Denkleistung führen.

Leider hab ich die Riepe-Sendungen immer noch nicht gesehen, aber ich hinke ja im Augenblick mit so ziemlich allem hinterher. :xsad:
Darum kann ich wohl mit dieser Aussage wenig anfangen und mir nicht so recht vorstellen, warum richtig aufgebautes Clickertraining dem Hund die Fähigkeit zur selbständigen Problemlösung nehmen soll. :? :think3:

Fazit: ich finde es natürlich immer schön und auch wichtig, dass man sich auf wissenschaftlicher Basis mit allen Aspekten des Themas "Hund" beschäftigt. Gut gefällt mir auch, wie die Forscherin mehrfach darauf hinweist, dass man in vielen Punkten erst am Anfang steht und von allgemeingültigen Aussagen noch keine Rede sein kann.

LG
Andrea
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Re: Eigentlich wissen wir “nichts” über unsere Hunde!

Beitragvon Getier » 22.08.2013, 18:49

Ja, wir hören zu wenig auf unser Bauchgefühl. Wie sollte das auch anders sein, wo wir ständig von allen Seiten Tabus aufgezeigt bekommen und mit "Tipps" zugemüllt werden? "Du darfst nicht an der Leine rucken", "du darfst den Hund nicht anschreien", "du darfst auf gar keinen Fall Leckerlies verfüttern, damit machst du dich lachhaft", "du musst dich durchsetzen".

Ich muss zugeben, ich bin ein sehr kopflastiger Mensch. :oops: Ich drösel alles gern auseinander und versuche DIE Lösung zu finden. Aber man findet die Lösung oft nicht, weil man sich selbst Barrieren baut. Natürlich reisse ich nicht an der Leine rum oder schreie meine Vierbeiner an, weil mir gerade danach ist. Aber wenn knapp 25 kg Terrier-Belgier-Wahnsinn in der Leine hängen und gerade durchdrehen, dann hole ich die an der Leine neben mich - und dann brüll ich auch ein "EY!". Ginge nicht, wenn ich die oben genannten Punkte berücksichtigen würde. Klappt aber prima. :sorry:

Aber der Mensch denkt auch oft schwarz/weiß ... das ist genauso wenig hilfreich, wie mangelndes Bauchgefühl. Nur "Bauch" und gar kein Wissen und denken, führt oft aber auch zu nichts.

Ach, es ist schwer ...
Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.
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Re: Eigentlich wissen wir “nichts” über unsere Hunde!

Beitragvon Xafira » 23.08.2013, 09:35

Ich muss gestehen, ich bin eher der Bauchmensch - ich überlege nicht lang, sondern handle.

Klar überlegt man sich dann schon, warum der Hund jetzt so oder so reagiert hat, aber wenn ich einen Hund habe, der sich gerade reinsteigert, weil er den Nachbarn, den Hund oder Brit (siehe Tyson) fressen will, dann muss ich erstmal handeln, bevor ich mir danach dann Gedanken darüber mache, warum es jetzt passiert ist.

Aber es ist ohnehin seltsam, ich sehe einen Hund an und weiß irgendwie, wie er tickt - ich muss da nicht analysieren oder sonstwas.
Ich hatte Leute im Training, die wussten zwei Jahre lang nichtmal, dass ihr Hund taub ist, ich hab es ihnen nach fünf Minuten mitgeteilt. Der arme Hund, was der in den zwei Jahren wegen seines "ungehorsamen Verhaltens" durchmachen musste... :xsad:

Oder der sechsmonatige Neufundländer-Mix, mit schwerer HD, wo die Besitzer bei zwei Tierärzten waren und die sie weggeschickt haben mit: Der Hund hat nichts... Tierarzt Nummer drei hat sich dann Zeit genommen... schwere HD - hab ichs doch gesagt, sowas sieht man doch. :xsad:

Manchmal habe ich das Gefühl, dass man vor lauter Analysieren darauf vergisst, sich in das Tier hineinzufühlen - sie zeigen uns alles an - man muss nur hin"sehen".

Andrea, ich denke, man meint nicht nur den Klicker, aber den halt besonders, weil ich auch wirklich sehr viele Hunde kenne, die beim Anblick des Klickers nicht mehr klar denken können - die springen herum, spulen alles ab, was sie gelernt haben und finden so keine neuen Lösungswege mehr - nur um endlich dieses Klick zu hören und an ihre Bestätigung zu kommen. Keine Ahnung, wie man es schafft, einen Klickjunkie zu erhalten. :oops:

Aber gerade heutzutage ist es auch so (und hier kommen die Riepe Sendungen ins Spiel), dass Hundehalter jeden Schritt ihres Hundes kommentieren - und sei es nur mit einem "brav" oder "fein" - der Hund dann seine Welt gar nicht mehr selbst entdeckt sondern nur noch auf ein bestätigendes Wort oder eine Aufforderung des Besitzers wartet.

Manche nennen das: einen guten Draht zum Hund haben, andere nennen es ständige Kommunikation - ICH nenne es eine Form der erlernten Hilflosigkeit, egal wie positiv es aufgebaut ist und wie positiv es gemeint war. :sorry:
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