Hunde kennen keine Eifersucht (höchstens Keksgier)

Caniden ticken anders als Primaten

Hunde kennen keine Eifersucht (höchstens Keksgier)

Beitragvon chino » 18.06.2013, 18:04

Hunde kennen keine Eifersucht (höchstens Keksgier)
Heute Mittag unterhielt ich mich mit meinem Nachbarn, der dabei geistesabwesend meine Hunde streichelte, bis er plötzlich ganz hektisch zu seinen Wohnungsfenstern blickte: „Hoffentlich sieht meine Mietzi mich nicht“, sagte er und nahm die Hände hoch. „Die ist nämlich sehr eifersüchtig. Ich darf kein anderes Tier streicheln.“

Die Katze saß in der Tat an der Balkontür und beobachtete ihren Menschen aus schmalen Augen. Bestimmt konnte er was erleben, als er nach Hause kam.

Manche Hunde drängen sich zwischen ihre Menschen, wenn die versuchen, einander zu umarmen; manche quetschen sich dazwischen, wenn der Mensch einen anderen Hund streichelt oder hopsen aufgeregt herum, wenn ihr Mensch mit einem anderen Menschen oder Hund spricht. „Der ist so eifersüchtig“, sagen die Menschen dann, und sind irgendwie gerührt, weil sie es für ein Zeichen von Liebe halten, wenn einer eifersüchtig ist.

Wobei Eifersucht mit Liebe übrigens überhaupt nichts zu tun hat. Weder bei Menschen, noch bei Tieren. Eifersucht hat mit einem Selbstwertdefizit zu tun. Darunter leiden Hunde nicht, Gott sei Dank.

Hunde sitzen nicht da und heulen: „Was hat der Dalmatiner, was ich nicht habe?“
Auf solche Ideen kommen nur Menschen. Menschliche Eifersucht ist eine sehr komplexe, schmerzliche Emotion, weil man keine oder zu wenig Anerkennung von einem geliebten Menschen bekommt oder das Gefühl hat, der Partner stelle seine Liebe zu einem infrage.

„Findest du den etwa besser als mich?“, gibt es bei Hunden nicht, weil sie gar nicht über Bewertungen wie „besser“ oder „schlechter“ verfügen.
Für Hunde ist es, wie es ist, und genau dafür lieben wir sie doch auch.
Das, was wir bei unseren Haustieren für Eifersucht halten, ist Kontrollzwang. Das kann man erlauben oder nicht: Ich erlaube es nicht, weil ich so ein Verhalten schon bei Menschen unerträglich finde, und mit denen kann man wenigstens diskutieren. Wenn ein Hund sich zwischen Sie und einen anderen Hund drängt, sagt der „eifersüchtige“ Hund damit nicht: „Du liebst mich aber mehr, stimmt’s?“, sondern: „Hau ab, das ist mein Mensch, und die Kekse in seiner Tasche gehören mir!“, oder er sagt: „Runter von meinem Platz, ich bin hier der Häuptling, und die beste Aussicht beanspruche ich!“

Auch wenn das Verhalten so ähnlich AUSSIEHT wie menschliche Eifersucht, ist es doch nur das, was wir hineininterpretieren. Eifersucht liegt nahe bei Neid, und den empfinden Hunde auch nicht.

Wenn es anders wäre, würde es auch deutlich weniger Spaß machen, mit Hunden zusammen zu leben, finde ich.

Quelle

Ich glaube auch nicht, dass Hunde das empfinden, was wir unter Eifersucht verstehen. Aber Kontrollzwang?
Ob man das oben beschriebene Verhalten wirklich in diese Schublade packen kann ...? :think2:

LG
Andrea
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Re: Hunde kennen keine Eifersucht (höchstens Keksgier)

Beitragvon Monstie » 18.06.2013, 18:30

Hmm... also ich hab mal einen Artikel in einer Hundezeitschrift gelesen, welcher sich mit dem Thema befasst hat.
*wühl, such, kram, weiter wühl*
Japp... gefunden. Genau, in der Wuff vom Juni 2012 (man hab ich ein gutes Gedächtnis)

Aaalso hier steht, dass Hunde mehr als nur die Basisemotionen empfinden können, und das Hunde grundsätzlich in der Lage sind eine ungleiche Behandlung wahrzunehmen. Hier ist ein Test angegeben, in der Hunde Pfötchen geben sollten. Manche gingen leer aus, manche bekamen eine Belohnung. Nach einiger Zeit verweigerten die Hunde die leer ausgingen die Teilnahme. Da ging es wohl nicht darum wie lecker die Belohnung war, sonder einfach nur darum, dass sie leer ausgingen. Diese Hunde zeigten wohl auch eindeutige Stresssymptome.
Als die leerausgehenden Hunde einzeln aufgefordert wurden das Pfötchen zu geben klappte das wieder. Auch obwohl sie weiterhin leer ausgingen.
Am Schluss kamen sie wohl zu dem Schluss, dass man einfach nicht sagen kann, ob Hunde exakt das Selbe empfinden wie wir.
Aber es steht fest, dass Hunde Verlustängste haben können, und einen Gerechtigkeitssinn haben.
Warum sollten sie dann nicht auch eifersüchtig sein können?
Ganz zum Schluss appelierten die Autoren dann auch an uns Menschen, dass wir uns mehr um die Gefühlslage unserer Hunde kümmern sollen. :yes:
Habe keine Angst, etwas Neues auszuprobieren.
Bedenke, die Arche wurde von einem Amateur gebaut, die Titanic von Profis

nach Richard J. Needham
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Re: Hunde kennen keine Eifersucht (höchstens Keksgier)

Beitragvon Getier » 18.06.2013, 19:16

Na ja, je nach dem wie man Eifersucht auslegt. Nach meiner Definition empfinden Hunde durchaus "Eifersucht".

Für mich bedeutet eifersüchtig sein einfach, dass ein Anderer etwas hat, was ich nicht bekomme(n kann) oder mir etwas geliebtes entzogen wird. Deshalb bin ich gefrustet und sauer, lasse mir vielleicht ein paar Gemeinheiten einfallen.
Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.
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Re: Hunde kennen keine Eifersucht (höchstens Keksgier)

Beitragvon Dieter » 18.06.2013, 21:42

Ja, sie schreibt nette Geschichten, die Frau von der Leyen.
Ich hab noch keine menschliche Eifersucht erlebt, die nicht auch mit einer Form von Kontrollverhalten einher ging.

Und Hunde können - wie übrigens auch Pferde - eifersüchtig sein - und wie.
Viele Grüße
Dieter

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Re: Hunde kennen keine Eifersucht (höchstens Keksgier)

Beitragvon Emma » 18.06.2013, 22:04

Einstein fährt völlig aus der Haut, wenn ich eine anderen Hund streichel und er bei Herrchen warten muss. Da heult und bellt der sonst so gelassene Zwerg. Da brauche ich keinen Keks.

Meine Stute würde andere Pferde, die meine liebevollen Streicheinheite genießen , gerne niederstampfen. Auch da ist kein Futter im Spiel. Wenn ich den Boxennachbarn anfasse hagelt es Hinterhufe gegen die Wand.

Also ja, Eifersucht gibt es auch bei Tieren.
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Re: Hunde kennen keine Eifersucht (höchstens Keksgier)

Beitragvon Xafira » 19.06.2013, 04:52

Viele betiteln es ja als Ressourcenverteidigung - da frage ich mich, ob ein eifersüchtiger Mensch dann nicht auch "seine" Ressource verteidigt. :d

Ich finde es schwer, zu sagen, das Gefühl kennen Hunde nicht, oder haben Hunde nicht. Kann man das messen und wenn nein, woher weiß Mensch dann, was sich gefühlsmäßig gerade in unserem Hund abspielt. :roll:

Descartes sagte auch, dass Tiere zu keinerlei Empfindungen wie Schmerz, etc. fähig sind - wie seine Versuche zeigen. :xsad:
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Re: Hunde kennen keine Eifersucht (höchstens Keksgier)

Beitragvon gabi » 19.06.2013, 05:47

Für uns ist dieses Verhalten [i]Eifersucht[/i] - ob nun Kontrollzwang oder Verlustangst oder was weiß ich. Also ist es doch völlig natürlich, das gleiche Verhalten von Hunden auch als Eifersucht zu bezeichnen, es ist letztlich eine gängige verständliche Bezeichnung für ein bestimmtes Verhalten und jeder weiß, was gemeint ist.
Hachiko ist auch eifersüchtig - aber wie
Wenn mein Mann nach Hause kommt und mich zuerst begrüßt :d
wenn ich mich länger als 5 min mit dem kleinen Hund meiner Tochter beschäftige..........
Liebe Grüße aus Berlin
Gabi
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