Tötungen in deutschen Tierheimen

Diskussionen zu verschiedenen Tierschutz-Aktivitäten

Tötungen in deutschen Tierheimen

Beitragvon Xafira » 26.08.2013, 09:47

Hallo,

wenn Menschen sich für die Adoption eines Auslandshundes entscheiden, dann hört man oft: "Den Hunden dort geht es schlechter als "unseren", dort werden sie eingeschläfert."

Nun weiß man von Tierheimen in Deutschland (ganz aktuell der Fall Moe), die sich auch des Einschläferns bedienen - offiziell auch dazu stehen, während andere (und darüber munkelt man ja auch schon lange) Ausreden wie: krank, Magendrehung, etc. verwenden.

Dieses eine Tierheim, in dem sich Moe befindet, schläfert scheinbar Hunde ein, die aufgrund ihres Verhaltens (bei Moe wohl territoriale Anzeichen) nicht schnell vermittelt werden können oder die aufgrund einer Krankheit besondere Pflege (so wird es auf FB genannt) benötigen.
Ich kenne dieses Tierheim nicht, erlaube mir dazu kein Urteil, sehr wohl aber eine Meinung über das Einschläfern von Hunden - und ich hoffe doch, dass die geschilderten Berichte nicht so ganz den Tatsachen entsprechen...

Wie steht ihr zu solche Einschläferungs"aktionen" in Tierheimen?
Wann sollte, eurer Meinung nach, ein Hund eingeschläfert werden?
Gilt das Argument: schlecht vermittelbar, nimmt Platz weg - um den Hund einschläfern zu können/dürfen?
Sind Tierheime im Inland dann wirklich soviel besser als ausländische?

Liebe Grüße
Birgit
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Re: Tötungen in deutschen Tierheimen

Beitragvon Dieter » 26.08.2013, 13:30

Xafira hat geschrieben:Wie steht ihr zu solche Einschläferungs"aktionen" in Tierheimen?

Ich denke nicht, dass es solche Aktionen in Masse in bundesdeutschen oder österreichischen Tierheimen gibt. Andererseits will ich natürlich nicht bestreiten, dass in Einzelfällen besonders aufwändige oder teure Hunde über den Umweg der Krankheit eingeschläfert werden.
Für die Tötung eines Wirbeltieres braucht es einen vernünftigen Grund. Darauf ist abzustellen und nicht auf eine noch irgendwie oder irgendwo bestehende Hilfs- oder Rettungsmöglichkeit. Und so kann es ein vernünftiger Grund sein, ein objektiv gefährliches Tier - welches nach normalen Maßstäben nicht mehr vermittelbar ist, zu einem Isolationsleben im Zwinger verurteilt ist und insoweit von einem halbwegs hundegerechten Leben weit entfernt ist, einzuschläfern.
Das sind aber jeweils Einzelfallentscheidungen. Abzuwägen ist dann zwischen dem "Recht auf Leben" des Tieres und dem "Recht" auf ein tierschutzgerechtes Leben" des betreffenden Hundes.


Wann sollte, eurer Meinung nach, ein Hund eingeschläfert werden?

Etwa aus den o.a. Gründen. Dazu verlinke ich folgend die entsprechende Stellungnahme des Tierheimes. Die kann man nun - je nach emotionaler oder sachlicher Ausrichtung - glauben oder nicht. Ich glaube sie, wobei: glauben heisst letztlich "nicht wissen".
Ich möchte mich mal von dem Begriff "sollte" lösen. "Sollte" impliziert ja eine Art von abgeschwächtem "muss". Ich würde mich in solchen Fällen fragen, ob es ethisch und rechtlich korrekt zu einem solchen Schritt kommen kann.


http://www.tierheim-koppelweide.de/

Edit: Der Link funktioniert nicht richtig. Beim Tierheim auf "Aktuelles" klicken und dann auf "Beissvorfälle im Tierheim Koppelweide"


Gilt das Argument: schlecht vermittelbar, nimmt Platz weg - um den Hund einschläfern zu können/dürfen?

Nein, eindeutig nicht. Schlecht vermittelbar sind auch alte, kranke oder unattraktive Tiere. Das Argument "aus Sicherheitsgründen nach engen Maßstäben nicht vermittelbar" lasse ich gelten.


Sind Tierheime im Inland dann wirklich soviel besser als ausländische?


Ja, sind sie. In der BRD und in AT gibt es vermutlich tausende von Tierheimen mit zigtausend Insassen. Da geht mal was daneben und es werden Entscheidungen getroffen, die entweder falsch oder zumindest diskutierbar sind. Das ist wie immer und überall im Leben und nicht zu ändern. Auch in Tierheimen arbeiten letztlich nur Menschen.
Viele Grüße
Dieter

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Re: Tötungen in deutschen Tierheimen

Beitragvon Xafira » 26.08.2013, 15:13

In dieser Mitteilung steht, dass die Hunde gegen langjährig bekannte Personen aggressiv wurden - daher nehme ich jetzt einmal an, dass diese Hunde seit längerer Zeit im Tierheim sitzen.

Da stellt sich mir nun die Frage, ob die Haltungs- und Umgangsbedingungen vielleicht etwas mit dem gezeigten Verhalten zu tun haben? Zu wenig Auslauf? Zwingerkoller (zu kleine Zwinger, mehr als ein Hund im Zwinger wegen Urlaubstieren, etc.)? Falscher Umgang mit den Hunden?
Wer weiß wer weiß, aber wenn innerhalb kurzer Zeit zwei Hunde, die seit längerer Zeit im Tierheim sitzen, bekannte Personen beißen, dann sollte man einmal innerhalb des Tierheims nachforschen, ob sich etwas verändert hat, womit die Tiere nicht mehr zurechtkommen.

Keine Frage, man sollte sich schon damit auseinandersetzen, ob das Leben hinter Tierheimgittern sinnerfüllend für den Hund ist oder ob ein Einschläfern besser ist. Ich kenne auch Hunde, die sitzen seit zwölf Jahren und länger... Solche Hunde kann man, in meinen Augen, auch kaum noch vermitteln, weil sie wohl nichts mehr kennen, als Zwinger und die immer gleichen Gassiwege. Aber es gibt auch Hunde wie Jack, Pecco und auch mein Thommy zählte dazu - da gab es Beißvorfälle, sie alle galten als so gut wie unvermittelbar und sie alle sitzen jetzt hier und erweisen/erwiesen sich als relativ problemlos bis auf die ein oder andere Macke.
Wann habe ich also das Recht, den Hunden diese Chance auf ein Leben ganz zu nehmen?
Weil sie einmal im Tierheim gebissen haben?
Weil sie mit dem Stress im Tierheim nicht klar kommen und sich nur mit ihren Zähnen Gehör verschaffen können, weil die meisten zu blind sind oder zu wenig auf die Sprache der Hunde achten?
Macht man es sich damit nicht ein wenig zu einfach?
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Re: Tötungen in deutschen Tierheimen

Beitragvon Xafira » 05.09.2013, 12:19

Nur kurz zur Info: Moe zieht am Wochenende zu einer geeigneten Pflegestelle - wie er sich dort entwickelt muss man dann sehen.
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Re: Tötungen in deutschen Tierheimen

Beitragvon gabi » 05.09.2013, 12:45

Nun stellt euch mal vor, ich hätte den Hacki nach unserem 1. Beißvorfall ins TIerheim gegeben - meine Hand sah furchtbar aus und ich war weiß Gott kurz davor
Der wäre sicher auch nicht oder nur schwer zu vermitteln gewesen
Und was aus ihm geworden wäre, wenn er ständig in einem Zwinger wäre, mit kläffenden Hunden ringsum - das kann und mag ich mir gar nicht vorstellen............. Zum Glück durfte er hier bleiben :nose:
Liebe Grüße aus Berlin
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Re: Tötungen in deutschen Tierheimen

Beitragvon Xafira » 17.11.2013, 19:23

Tierheim bestätigt, dass verhaltensgestörte Hunde in der Einrichtung mit einer Spritze getötet werden mussten.

Das Tierheim Berlin - Zufluchtsstätte und oft letzte Rettung für Tiere, die ausgesetzt oder sogar misshandelt wurden. Doch in seltenen Fällen müssen sich die Verantwortlichen der Einrichtung in Falkenberg einer traurigen Notwendigkeit beugen. Tierheim-Vorstand Ines Krüger (46) spricht in der B.Z. erstmals öffentlich aus, was bisher nur ein Gerücht war: "Ja, in einigen Fällen müssen wir Hunde einschläfern."

Rund 330 Hunde sind zurzeit in den Gehegen am Hausvaterweg untergebracht. Alle von ihnen werden vom Amtstierarzt routinemäßig untersucht, eventuelle Krankheiten behandelt. Doch wenige Tiere sind stark verhaltensgestört. Sie stellen eine Gefahr für sich selbst oder andere dar. In ihren Fällen wird eine eigens eingeführte Ethikkommission tätig.

Die Mitglieder: ein Vertreter der Tierheimleitung, ein behandelnder Veterinär, der zuständige Amtsveterinär, der Pfleger des Hundes, ein Vorstandsmitglied des Tierheims. Sie entscheiden, ob ein Tier die Todesspritze bekommt.

Ein Urteil, das sich die Kommission nicht leicht macht und für das sie sich viel Zeit nimmt. Drei Monate lang muss intensiv versucht worden sein, dass Tier durch Training oder Medikamente zu therapieren. "Die Grenzen sind erreicht, wenn sich die Hunde nicht verändern, trotzdem selbst Wunden zufügen oder nur noch hospitalistisch dahinvegetieren", sagt Ines Krüger.

Die Mitglieder prüfen alle medizinischen Berichte, Gutachten, Dokumentationen der entsprechenden Hundetrainer. Entscheidungshilfe bietet dabei ein Zwölf-Fragen-Katalog, der unter Anleitung der Verhaltensbiologin Dr. Katrin Umlauf (52) ausgearbeitet wurde. Sie ist eine bundesweit anerkannte Expertin für den Umgang mit Heimtieren und für die Therapie schwer verhaltensgestörter Hunde.

Jede der zwölf Fragen zum Verhalten des Hundes und zu seiner bisherigen Behandlung muss von den Mitgliedern der Kommission mit einem "Ja" beantwortet werden.

Beispiel: Wurden andere Unterbringungsmöglichkeiten in Erwägung gezogen? Oder: Stellt der Hund für keinen der zuständigen Tierheimmitarbeiter, selbst unter Sicherheitsvorkehrungen, keine Gefahr dar?

Nur bei einem einstimmigen Ergebnis per Handzeichen darf der Veterinär dem Hund die Todesspritze geben.

"Diese Sitzungen dauern lange, manchmal fließen sogar Tränen", sagt Ines Krüger.

Seit Bestehen des Gremiums musste es über 21 Hunde-Schicksale entscheiden. "Neun Tiere sind inzwischen erfolgreich vermittelt. Sechs sind im Reha-Training", sagt Ines Krüger. "Doch sechs weitere Hunden mussten leider vom Veterinär mit Spritzen euthanasiert werden."

Das Gremium fällt die Todesurteile streng nach Vorgabe des Deutschen Tierschutzgesetzes. Denn: "Jedes Tier hat seine zweite Chance verdient", bekräftigt Kathrin Umlauf. "Doch es gibt auch Hunde, die einfach nicht zu behandeln sind. Sie sind tragische Opfer ihrer gewissenlosen Besitzer."


Schweren Herzens: Tierheim tötete Hunde
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Re: Tötungen in deutschen Tierheimen

Beitragvon chino » 17.11.2013, 21:18

So traurig es ist, aber manchmal ist es barmherziger, so einen Kandidaten von seinem Schicksal zu erlösen. :xsad:
Hundetrainer? Wir brauchen einen EXORZISTEN!
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