Tierschutzhunde

Tierschutzhunde

Beitragvon Dieter » 01.09.2013, 00:27

"Der süsse kleine Bub hat in seinem kurzen Leben noch nicht viel Gutes erfahren. Böse Menschen haben ihn geschlagen und getreten, jämmerlich frierend musste er in einem kalten Verschlag sein Leben fristen.
Liebe Tierschützer haben ihn gerettet und in eine Auffangstation gebracht.
Dort wartet er nun auf ein schöneres Leben mit viel Streicheleinheiten und gutem Futter.
Er wird Ihnen all dies mit seiner grenzenlosen Liebe danken.
Wollen Sie dem lieben Buben nicht ein warmes Plätzchen geben, er wird bestimmt ein ganz tolles neues Familienmitglied."

Schutzgebühr 300,-- € - Vorkasse versteht sich

So oder ähnlich gibt es hundert-, tausend- oder gar dutzendfache Anzeigen, sie sind nur ein paar Klicks entfernt. Emotional aufgemacht - Informationsgehalt gleich Null.

Und dann knallen beim Lesen die Emotionen hoch und die Hormone durch - leider oft zu Lasten des Verstandes.

Dieser nachdenkenswerte Artikel gibt Aufschluss über die Schwierigkeiten, die entstehen können:

http://www.miteinanderlernen.de/tiersch ... ersetzung/
Viele Grüße
Dieter

Erwachsensein? Ich mach ja viel Scheiß mit - aber nicht jeden!
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Re: Tierschutzhunde

Beitragvon Shnarph » 01.09.2013, 02:17

Ich kann jetzt nur von meiner Cousine sprechen, sie vermittelt ehrenamtlich Hunde aus einem TH auf Teneriffa. Zweimal im Jahr fliegt sie rüber, verbringt ein paar Wochen dort und ist fast jeden Tag dort, geht mit den Hunden laufen und lernt sie kennen. Die Hunde, die sie kennt, kann sie auch beschreiben, wenn ein Hund ängstlicher ist, Probleme hat, wird dies auch mitgeteilt. Kennt sie einen Hund nicht, werden die TH-Mitarbeiter dort befragt. Es geht ihnen nicht um eine schnelle Vermittlung, sondern darum, dass die Hunde einen dauerhaften Platz in 'ihrer' Familie bekommen. Es kommen auch keine Hunde 'einfach so' nach Deutschland, entweder auf eine PS mit Option auf Übernahme oder es gibt diese Unglücksfälle, bei denen trotz gründlicher VK der Hund zurück kommt. Zwei solche Fälle habe ich mitbekommen, in der Zeit, in der ich bei ihnen wohnte, aber man kann den Leuten leider auch nur vor den Kopf schauen. Die Hündin hat einen supertollen Platz bei einer ehemaligen Lehrerin von mir bekommen, der Rüde sucht (glaub ich) noch.
War jetzt zwar zum Ausland-TS, viele Texte von den Hunden von dort ähneln sich auch irgendwo, aber irgendwann wird es einfach schwierig, einen Hund so genau zu beschreiben, wenn nur eine begrenzte Anzahl an Buchstaben/Zeichen erlaubt sind. Bei genauerer Nachfrage erfährt man viele Details von einem Hund. Wollte jetzt keine Lanze für alle brechen, aber vielleicht so ein bisschen Verständnis für den ein oder anderen ähnelnden Text aufbringen. :wave:
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

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Re: Tierschutzhunde

Beitragvon Xafira » 01.09.2013, 07:15

Ich habe den Text noch nicht gelesen, mach ich aber gleich.

Mich stört dieses: kinderfreundlich, hundefreundlich, lieb und nett zu allen, Familienhund... Woher bitte weiß man das denn, wenn der Hund in der Tötung sitzt? Und warum bekommen wir Hundetrainer dann soviele dieser tollen alles liebenden Hündchen mit schwerwiegenden Angst-Aggressions-Problemen ins Training?

Das ist wie: RETTET ihn, TÖTUNGSTERMIN steht fest - MELDET euch, sonst muss der süße alles liebende Hund STERBEN. Ja, natürlich ist es schlimm und nein, ich will nicht schuld am Tod eines Hundes sein. Aber... ICH bin auch nicht schuld daran, schuld ist die Einstellung der Leute dieser Länder zum Hund und Tier allgemein. Und solange man diese nicht ändert und hauptsächlich Hilfe vor Ort leistet und ein Umdenken bewirkt, solange wird sich nichts ändern.

Ich persönlich halte auch nicht viel davon, Straßenhunde aufzusammeln und dann zu vermitteln - viele dieser Hunde wurden nie auf den Menschen geprägt, haben nie so etwas wie eine Sozialisierung im menschlichen Sinn genossen oder durchlaufen. Für viele solcher Hunde ist es eine Qual dann in eine Stadt vermittelt zu werden, ständig betatscht und bedrängt zu werden... Probleme sind vorprogrammiert, die bekommt man kostenlos mitgeliefert. :xsad:

Ich hatte schon Hunde mit Deprivationssyndrom - und diese Hunde sind nicht einfach, gehören nicht in die Stadt sondern in ein ruhiges Umfeld, mit geplantem Tagesablauf - jede Änderung kann diese Hunde wieder aus der Bahn werfen. Man kann nicht mehr alles reparieren, man kann einiges bis viel trainieren (nicht verwechseln mit der Sozialisation), aber das ist mehr ein Überschminken, ein Konditionieren... Und das erfordert langes Training - mit vielen Rückschlägen...

Solche Hunde findet man allerdings auch im Inland, dazu muss ich nicht ins Ausland fahren und einen Hund "retten", der vielleicht gar nicht gerettet werden will...

Spricht man viele Auslandstierschützer auf die Situation der Hunde in unseren Tierheimen an, dann heißt es: "Wir nehmen nur die mit, die leicht und schnell vermittelt werden, die nehmen keinem Inlandshund den Platz weg".
Ist das wirklich Tierschutz?
Welpen und süße kleine Hunde zu importieren, weil hier die Nachfrage stimmt?
Oder kann man das nicht mit jenen gleich setzen, auf die alle losgehen? Vermehrer? Die bedienen ja auch nur die Nachfrage?
Harte Worte, ich weiß, aber vielleicht denkt ja doch der ein oder andere darüber nach...
Wäre es nicht Tierschutz, sich um die alten, kranken Hunde vor Ort zu kümmern, ihre Lebensbedingungen zu verbessern, dass es gar nicht erst zu so vielen Welpen und Junghunden kommen kann?

Nichtsdestotrotz gibt es sie natürlich auch - jene, die Auslandstierschutz sauber betreiben, in erster Linie an die Tiere denken und die genau wissen, was sie tun, was sinnvoll ist und was nicht. Vor jenen ziehe ich meinen Hut, weil es ihnen um die Tiere geht und weil sie weiterkämpfen, obwohl es inzwischen soviele unseriöse Organisationen auf diesem Sektor gibt.

Text gelesen und für "ausgezeichnet" befunden! :thumb:

Eins noch - Prof. Dr. Ganslosser hat ein Buch über die Thematik Auslandshund geschrieben: Hunde aus dem Ausland

Hunde aus dem Ausland nehmen einen immer größeren Anteil der Familienhunde in Mitteleuropa ein. Wenigen Haltern und auch erschreckend wenigen Tierschützern und anderen Importeuren ist klar, welche Probleme damit entstehen können. Von A wie Arbeitsschutz bis Z wie Zuchtverhinderung warten eine Menge ungelöster Fragen auf Halter wie auch Profis der Betreuung. In diesem Buch werden Probleme und manchmal mögliche Lösungen aus Expertensicht, aus der Sicht erfahrener Trainer und Fachwissenschaftler dargestellt, in der Hoffnung auf ein besseres Verständnis für Hunde mit Migrationshintergrund.
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Re: Tierschutzhunde

Beitragvon Newi » 02.09.2013, 13:04

Xafira hat geschrieben:Mich stört dieses: kinderfreundlich, hundefreundlich, lieb und nett zu allen, Familienhund... Woher bitte weiß man das denn, wenn der Hund in der Tötung sitzt?
Das stört mich auch und man liest es in fast jeder Anzeige für Auslandshunde. Das ist, als würde man bei den Anzeigen einfach immer nur das Bild austauschen. Da kann ich oft nicht glauben, dass diese Orgas so seriös sind.

Text gelesen und für "ausgezeichnet" befunden! :thumb:


Der Text ist gut, als "ausgezeichnet" bezeichne ich ihn wegen dieser Passage nicht:
Mixe sind häufig nicht so anfällig für Krankheiten wie überzüchtete Rassehunde.


Das stimmt eben einfach nicht.
Die Fraktion spanischer Wasserhunde grüßt alle Vierbeiner - auch die Wasserscheuen

Liebe Grüße,
Tina
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Re: Tierschutzhunde

Beitragvon Xafira » 02.09.2013, 15:09

Da hast du recht, das stimmt nicht und gegen die Pauschalaussage verwehre ich mich auch immer. :)
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Re: Tierschutzhunde

Beitragvon chino » 15.02.2014, 23:18

Hallo,

Sophie Strodtbeck ist vielen Lesern nicht zuletzt als Co-Autorin von Dr. Udo Gansloßer in Büchern und Fachartikeln bekannt.
Im folgenden Artikel schildert sie einen Teil ihrer Erfahrungen mit ihrem "Dönertier":

Der Canis autisticus ...von unberechenbaren Himmeln und falsch verstandenem Tierschutz...

LG
Andrea
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