Feinkost im Napf

Nass- und Trockenfutter

Feinkost im Napf

Beitragvon Xafira » 27.03.2014, 05:51

Fünf Millionen Hunde sind ein großer Markt, auch mit ihrem Hunger lässt sich viel Geld verdienen. Hersteller aus dem Luxus-Segment haben den Anspruch, Hundefutter zu produzieren, das auch Menschen schmecken könnte.

Von Kathleen Hildebrand

Zu sanften Walzerklängen springen Hunde über eine Wiese, in elegantes Sepiabraun getaucht rennen sie einem orangefarbenen Ball entgegen. In Zeitlupe, das Fell glänzt in der Sonne. Anderthalb Minuten darf man in diesen Bildern schwelgen, dann ein Schnitt: Sonnenuntergang, eine blonde Frau taucht hinter der Hügelkuppe auf, an ihrer Seite tollt ein Hund und buhlt um ihre Aufmerksamkeit. Dann kommt aus dem Off die Synchronstimme von Jean-Luc Picard, dem Kapitän des Raumschiffs Enterprise: "Der Hund, bester Freund des Menschen."

Die Szenen abendlichen Gassiglücks stammen aus dem Imagefilm der Firma Terra Canis. Die blonde Frau heißt Birgitta Ornau, ist Unternehmensgründerin und Geschäftsführerin. Ihre Firma Terra Canis produziert Hundefutter. Aber nicht irgendwelches. Die Bilder des Films signalisieren: Das hier ist High End. Mit dem streng riechenden Graubraun, an das viele beim Wort "Hundefutter" denken, hat Birgitta Ornaus Futter nichts zu tun.

Hundefutter, das auch Menschen schmecken könnte? Das zieht. In Deutschland gibt es etwa fünf Millionen Hunde, im Jahr 2012 lag der Gesamtumsatz mit Fertigtiernahrung bei knapp drei Milliarden Euro. Und seit Beginn des Bio-Booms werden die deutsche Kunden immer kritischer. Das schwappt nun auf den Heimtierfuttermarkt über. Das sogenannte Premium-Segment wächst.

Birgitta Ornau will diese Marktlücke mit Terra Canis erschließen. In den ersten Jahren wuchs der Umsatz jedes Jahr um 100 Prozent, auch jetzt sind es immer noch 50. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen 8,2 Millionen Euro Umsatz, im Geschäftsjahr 2014 will Birgitta Ornau an der Zwölf-Millionen-Marke kratzen.

Terra-Canis-Futter wird in einer Metzgerei im Münchner Stadtteil Sendling hergestellt - in Lebensmittelqualität statt, wie andere Hundenahrung, aus Schlachtabfällen. "Tierfutterproduktion fällt in Deutschland in den Bereich der Abfallwirtschaft", sagt Ornau. "Schlachtabfälle werden nicht gekühlt bis zur Verarbeitung, es ist viel zu viel Getreide enthalten, weil das der billigste Rohstoff ist, und dann kommen noch künstliche Zusatzstoffe dazu." Das riecht eklig und macht auch krank.

Hunde sind Fleischfresser und vertragen einen hohen Getreideanteil nur schwer. Farbstoffe, Konservierungsstoffe und Bindemittel sind auch nicht gesund. Viele Hunde leiden an Diabetes, Nierenschäden, Übergewicht und an Verdauungsbeschwerden.

Als Studentin adoptierte Ornau einen kranken Hund, der an Dauerdurchfall litt. Das Futter, das sie für ihn kaufte, stank bestialisch: "Da habe ich mich gefragt, warum das so ist. Was ist da drin?" Um das allerdings herauszufinden, reichte es nicht, die kleingedruckten Inhaltsangaben auf der Verpackung zu lesen. Die meisten Bestandteile von Hundefutter sind laut der EU-Futtermittelverordnung nicht deklarierungspflichtig: "Um da ,Lamm' draufschreiben zu dürfen, reicht es, dass vier Prozent Lammabfälle enthalten sind."

Birgitta Ornau begann zu recherchieren, sprach mit Tierärzten und schlich sich sogar in Tierfutterfabriken ein, indem sie vorgab, sie wolle dort eine eigene Hundefuttermarke produzieren lassen. Dabei schreckte sie der Gestank schon von Weitem ab. Die Marktlücke war entdeckt: Mit ihrem Ersparten baute sie nach dem BWL-Studium ihre eigene Hundefutter-Firma auf - anfangs von der eigenen Küche aus. Heute hat Ornau 15 Mitarbeiter, darunter eine Ernährungsberaterin.
Kein unnötiger Luxus

In den Terra-Canis-Produktionsräumen der Metzgerei Schäbitz stinkt nichts. Es ist kühlschrankkühl, man muss weiße Folienmäntel in Einheitsübergröße und weiße Haarhauben tragen. Kübel voller frischem Fleisch stehen da, mit Karotten, Aprikosenwürfeln und Petersilie. Lecker sieht das aus, nach einem Kochabend für mehrere Fußballmannschaften. Nach dem Häckseln kommen eine Kräutermischung, etwas Reis, Molke und Bioeierschalen dazu. Der grobe Brei wird in Dosen gefüllt und dann bei 120 Grad gekocht, um ihn haltbar zu machen.

Leicht war es nicht, eine Metzgerei für die Produktion zu finden. Futter- und Lebensmittel müssen laut Gesetz streng getrennt voneinander hergestellt werden, niemals im selben Betrieb. Es dauerte, bis Ornau und die Metzgerei Schäbitz die Qualität ihres Produkts belegt und alle Genehmigungen beisammen hatten.

Warum dieser Aufwand? Ist Luxus-Hundefutter nur eine dieser Merkwürdigkeiten, zu denen wohlhabende Hundehalter neigen - so wie Hundeschuhe gegen heißen Asphalt, Hunde-Friseure, Hunde-Wellness-Salons und Hundetaschen von Louis Vuitton? Die Dosen von Terra Canis sind aufwendig gestaltet und würden auch im Delikatessengeschäft erst mal nicht auffallen. "Hausmannskost für Hunde" steht in Landliebe-Schrift auf dem Etikett, die Sorten klingen wie von der Speisekarte eines Restaurants: "Huhn mit Pastinaken, Löwenzahn und Kamille", "Afrikanischer Strauß mit Reis und Ananas".

Ornau kennt den Dekadenzvorwurf, sie hört ihn oft. Doch sie selbst sieht ihr Produkt nicht als Luxus, "in dem Sinn, dass es teurer ist als anderes Futter vielleicht, aber nicht weil es unnötig ist." Eine 400-Gramm-Dose Terra Canis kostet mindestens 2,79 Euro, von Pedigree gibt es dieselbe Menge schon für 90 Cent. Ornau fragt sich, was die Evolution für Hunde vorgesehen hat. Sie sagt: Wölfe würden in freier Wildbahn frisches Fleisch fressen, weil sie es selbst jagen - und auch nie das ganze Tier, sondern nur bestimmte Teile. Mit dem Mageninhalt ihrer pflanzenfressenden Beute nehmen sie Obst und Gemüse zu sich, auch Wurzeln und Kräuter.

Terra Canis will also expandieren. Auch eine Katzenfutter-Reihe gibt es mittlerweile, und gemeinsam mit der Metzgerei sucht Ornau nach einem neuen Standort - der Betrieb in Sendling wird bald zu klein. Wenn das Unternehmen selbst ein Hund wäre - es hätte eine sehr, sehr glänzendes Fell.


Feinkost im Napf

Na ja, Hunde fressen auch ewig im Garten vergrabenes Fleisch oder Knochen, oder ewig lang in der Sonne gammelnden Fisch - so ganz stimmt das also nicht.

Und Apollo, der frisst Mäuse und Maulwürfe im Ganzen... mit Fell, Augen, Innereien und Klauen. :sorry:
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Re: Feinkost im Napf

Beitragvon Getier » 27.03.2014, 07:08

Aber Apollo frisst das nicht nur... ich hab schon Dosen aufgemacht, die wirklich widerlich gerochen haben, da mach ich mir auch Gedanken.

Wobei ich mehrere Hunde kenne, die Terra Canis nicht anrühren...
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Re: Feinkost im Napf

Beitragvon Xafira » 27.03.2014, 07:30

Stimmt, der frisst auch billiges No-Name-TroFu, Chips, Pizza, teures Markenfutter, Obst, Gemüse, Gras, Fliegen, Schokolade, Gummibärchen, Tortellini, Käse, Wurst, Nudeln, Kartoffeln, rohes Fleisch, gekochtes Fleisch, Erdnussflips, Nüsse (mit Schale), vieles mehr und manchmal, da frisst er Amon. :sorry:

Mir ist das Futter zu teuer - tut mir leid, aber für die paar Gramm über 2,-- - wenn man sich dann ausrechnet, wieviel davon ein Hund in der Gewichtsklasse meiner Hunde pro Tag benötigt und dann mit der Anzahl meiner Hunde multipliziert - dann kann ich den Laden kaufen.
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Re: Feinkost im Napf

Beitragvon Getier » 27.03.2014, 10:09

Ich würde es auch nicht dauerhaft kaufen. ;-)

Aber ich finde es gut, dass mal publik genacht wird, was denn sonst so in Futter ist. Das TC nicht das Überfutter ist, habe ich ja nicht bestritten. ;)
Und wer es sich leisten will, soll es tun.
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