Rotkäppchen lügt!
Das frisst der Wolf wirklich
Kleine Zicklein, wehrlose Großmütter, hilflose Kinder – das frisst der Wolf am liebsten, schenkt man den alten Märchen Glauben. Doch auch wenn bereits Jahrhunderte vergangen sind, hält sich die Mär vom zähnefletschenden, kinderfressenden Wolf hartnäckig. Forscher räumen nun mit den Gerüchten auf. Denn: Menschen stehen definitiv nicht auf der Speisekarte. Viel lieber mag Canis lupus Wildtiere, die sich mit ihm den Lebensraum Wald teilen. Ganz selten steht auch mal ein Nutztier auf der Speisekarte, doch nur, wenn diese nicht ausreichend geschützt sind.
Die Hinweise auf die genaue Zusammenstellung der Speisekarte des Wolfes liefert das Senckenberg-Forschungsinstitut in Görlitz, das zehn Jahre lang Kotproben von Wölfen aus der sächsisch-brandenburgischen Lausitz analysiert hat. Mehr als 2.000 Proben untersuchten die Zoologen auf unverdaute Hinterlassenschaften wie Haare, Knochen, Hufe oder Zähne der Beutetiere. So konnten die Forscher ein genaues Bild von der Ernährung der Wölfe zeichnen.
Demnach stellen wilde Huftiere mehr als 96 Prozent der Beutetiere. Dabei dominieren Rehe (52,2 Prozent), gefolgt von Rothirsch (24,7 Prozent) und Wildschweinen (16,3 Prozent). Einen geringen Anteil machen Hasen mit knapp drei Prozent aus. Nutztiere hingegen, wie zum Beispiel Schafe, stehen nur sehr selten auf der Speisekarte. Weniger als ein Prozent macht ihr Anteil aus. „Solange Schafe gut geschützt sind, meiden Wölfe die Gefahr, mit Elektrozäunen oder Herdenschutzhunden in Kontakt zu kommen“, so Bathen. Dabei reicht ein Zaum von 90 Zentimetern Höhe schon vollkommen aus. Herden sollten also stets gut geschützt sein.
Begegnung mit dem Wolf: Verhaltensregeln vom Experten
Laut Wolfexperten Bathen hat sich in den zwölf Jahren, in denen sich Menschen und Wölfe in Deutschland wieder den Lebensraum teilen, kein einziger Wolf Menschen auf aggressive Art und Weise genähert. Generell sind Wölfe sehr zurückhaltend und gehen dem Menschen aus dem Wege. Junge Wölfe hingegen sind unbedarfter und ziehen sich erst etwas später zurück. Sollte man trotzdem einem Wolf im Wald begegnen, hat Wolfsexperte Bathen einige Tipps für das korrekte Verhalten: „Begegnet man einem Wolf, sollte man keinesfalls weglaufen, sondern stehen bleiben und beobachten. Wer sich unwohl fühlt, kann einen Wolf leicht vertreiben, indem er ihn laut anspricht, in die Hände klatscht oder mit den Armen winkt. Und vor allem sollte man nicht versuchen, ihn anzufassen oder zu füttern.“ Hunde sollten in bekannten Wolfsgebieten möglichst nah am Mensch bleiben, denn ein frei laufender Hund kann vom Wolf als Reviereindringling angesehen und vertrieben werden. Ist der Hund jedoch nah beim Menschen, überträgt sich der von ihm ausgehende Schutz automatisch auf den Hund.
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