Die Hüftgelenksdysplasie HD

Tipps und Anregungen zu Gesundheitsfragen können und sollen keinen Tierarztbesuch ersetzen!

Die Hüftgelenksdysplasie HD

Beitragvon Xafira » 30.08.2013, 11:41

Hallo,

beim Stöbern auf einer Seite kam ich auf eine weitere Seite und noch eine und... ach, ihr kennt das ja... landete dann bei dem Thema Hüftgelenksdysplasie

Dr. Peter Szabados - vom Belgierklub empfohlener Tierarzt zur Anfertigung des HD Röntgens - hat auf seiner Seite ebenfalls etwas zur HD veröffentlicht: Hüftgelenksdysplasie (HD)


Dies alles allerdings nur zur Einleitung und zum besseren Verständnis, was HD ist bzw. was diese für den Hund bedeutet bzw. bedeuten kann.
Es heißt ja nicht, dass jeder Hund, der die Diagnose HD erhält, auch zwangsläufig Schmerzen aufzeigt.

Interessieren würden mich jetzt eure persönlichen Erfahrungen bzw. eure Meinung zum Einsatz von HD-Hunden in der Zucht.
Wer von euch hat oder hatte einen Hund mit diagnostizierter HD?
Wie schwer war dieser Grad (es gibt ja - je nach Grad - verschiedene Einteilungen)?
Zeigt oder zeigte euer Hund Probleme auf?
Wenn ja, wann?
Habt ihr irgendwelche Therapieformen angewandt oder den Hund vielleicht sogar operieren lassen (Nervendurchtrennung, Goldimplantate, neue Hüfte)?
Zeigte sich eine Verbesserung?

Wie steht ihr zum Einsatz von Hunden mit HD in der Zucht?
Welche HD Bewertungen sollten gestattet sein und ab wann sollte ein Hund nicht mehr in die Zucht?
Einige Rassevereine argumentieren ja damit, dass der Genpool zu klein ist/wäre, wenn man nur HD A und HD B Hunde zur Zucht einsetzen dürfte und lassen deshalb HD C (und ich glaube, der ein oder andere Verein, aber ich weiß nicht genau, ob FCI oder nicht, müsste ich recherchieren, auch mal HD D) zu.

Oder sagt ihr ganz klar, dass der Hund ohnehin nicht nur aus Hüften besteht und man auch auf andere Erkrankungen achten sollte und nicht nur die HD so in den Vordergrund stellen sollte?

Liebe Grüße
Birgit
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Re: Die Hüftgelenksdysplasie HD

Beitragvon Newi » 30.08.2013, 14:57

Ein interessantes Thema.
Ohne den Link vorher gelesen zu heben, beantworte ich jetzt erstmal die Fragen.

Xafira hat geschrieben:Interessieren würden mich jetzt eure persönlichen Erfahrungen bzw. eure Meinung zum Einsatz von HD-Hunden in der Zucht.
Es kommt auf die Rasse (Größe, Genpol) an.
Generell bin ich der Ansicht, dass HD-C in einer Zucht von großen Rassen in der Regel nichts zu suchen hat.


Wie schwer war dieser Grad (es gibt ja - je nach Grad - verschiedene Einteilungen)?
Neo hat A1 Hüften, Willow B2.
B ist eine Art Übergangsform. Die Hüften sind nicht perfekt, aber auch keine leichte HD, wie sie als C-Hüften diagnostiziert werden.

Zeigt oder zeigte euer Hund Probleme auf?
Probleme gibt es nicht, da sie keine HD haben.

Wie steht ihr zum Einsatz von Hunden mit HD in der Zucht?
Auch hier ist wieder die Größe für mich ausschlaggebend. In meiner Rasse werden auch C-Hüften zur Zucht zugelassen. Merlins Vater hatte z.B. welche (Merlin hat A2), wobei das Röntgenbild doch eigentlich eher nach einem B ausgesehen hatte.
Perros aus Spanien, auch von spanischen Züchtern, haben oft HD, weshalb wir im Club gern nach Schweden oder Finnland ausweichen. Auch wenn die Welpen dort viel teurer sind, ist das Risiko doch geringer. Perros haben aber mit HD kaum Probleme. Sie sind nicht so schwer und ich kenne kaum Hunde, die darunter leiden. Trotzdem versuchen wir natürlich, möglichst nur gute Hunde in die zucht zu nehmen und gleichzeitig den Genpol zu erhalten.

Meine Friseurin hat entweder einen Berner Sennen oder Neufundländer (vergesse ich immer) und diese Rasse hat teilweise mit HD zu kämpfen. Gerade, weil das Gewicht ja auch noch die Gelenke belastet. Dort werden tatsächlich auch C-Hüften zugelassen. Das ist meiner Ansicht nach nicht tragbar.
Welche HD Bewertungen sollten gestattet sein und ab wann sollte ein Hund nicht mehr in die Zucht?
D hat bei uns in der Zucht nichts mehr zu suchen und C hatten wir hier in Deutschland nur eine Hündin, die nun nicht mehr in der Zucht ist. Sollte aber ein sehr vielversprechender Hund mit C die ZZL bekommen, ist mit ihm die Zucht schon eine Überlegung wert. Perros sind teilweise noch eng miteinander verwandt. Es ist nicht mehr so schlimm wie noch vor 6 Jahren, aber ein außergewöhnlicher Stammbaum steht bei einem engen Genpol est einmal an erster Stelle.
C darf übrigens nur mit A verpaart werden.

Einige Rassevereine argumentieren ja damit, dass der Genpool zu klein ist/wäre, wenn man nur HD A und HD B Hunde zur Zucht einsetzen dürfte und lassen deshalb HD C (und ich glaube, der ein oder andere Verein, aber ich weiß nicht genau, ob FCI oder nicht, müsste ich recherchieren, auch mal HD D) zu.
Da haben die Vereine auch nicht unrecht. Wenn man immer zu eng miteinander verpaaren muss, züchtet man sich auf Dauer neue Erbkrankheiten heran. Deshalb ist in solchen Fällen eine nicht perfekte Hüfte erstmal vorzuziehen. Ist der Genpol und die Auswahl größer, kann man selektieren.
In Finnland z.B. ist D bei den Perros zugelassen und musste auch immer mal wieder eingesetzt werden. Dort wurde sogar D mit C verpaart. Willows Großeltern väterlicherseits sind so eine Verpaarung. Ich hatte erst riesige Bedenken, aber Willows Vater wurde schon eingesetzt und hat nur A und B Hüften hervor gebracht (er hat B), so auch bei Willow und ihren Geschwistern. Und letztendlich ist Willow nicht unwichtig für die deutsche Zucht. Auf ihrem Stammbaum lassen sich ganz neue Stammbäume für die deutsche Zucht aufbauen.
Ich selbst achte aber darauf, dass der mögliche Deckrüde eine gute Ahnenreihe hat.
Und Finnland hat es geschafft, aus den schlechten Hüften der Ahnen eine gute, fast gesunde Zucht aufzubauen. Mit einem großen Genpol und überwiegend A und B Hüften.
Dort hat sich der Einsatz gelohnt.

Oder sagt ihr ganz klar, dass der Hund ohnehin nicht nur aus Hüften besteht und man auch auf andere Erkrankungen achten sollte und nicht nur die HD so in den Vordergrund stellen sollte?
Man sollte in erster Linie darauf achten, was das Beste für die Rasse ist.
Wie ich im Beispiel von Finnland geschrieben habe, waren D Hüften dort der Aufbau einer gesunden Rasse. Es gibt natürlich auch heute noch finnische Züchter, die mal ein D nehmen. Aber die sind eher selten und auch nicht sonderlich beliebt.

Liebe Grüße
Birgit


Zum Schluss noch einmal:
HD ist ja nicht nur erblich und der Erbgang sehr schwierig aufzuschlüsseln.
Man kann auch nur A Hüften miteinander verpaaren und trotzdem kommen HD C Welpen heraus. Grund sind die vielen verantwortlichen Gene. Wenn beide Elterntiere in ihren gesunden Hüften unter den 25 Genen 5 und 8 kranke haben und genau diese werden vererbt, dann bekommen die Welpen womöglich bis zu 13 kranke Gene vererbt.
Mit den Perros haben wir in Deutschland Glück gehabt. Wir haben nur A und B Hunde, sogar mehr A.
Aber wenn wir zum Decken ins Ausland fahren müssen, weil hier der Verwandtschaftsgrad zu hoch ist, kann die Suche nach einem freien Partner schwierig werden, weil man auch dort stark auf die Verwandtschaft achten muss.
Allerdings wird unser Genpol hier langsam größer. Wir haben importierte Rüden, Willow und nun die kleine Calma, die auch mal Zuchthündin werden soll.
Für Neo ist die Auswahl an Partnerinnen hier nicht so riesig, weil ich aus persönlichen Gründen auch auf Deckakte mit für mich nicht vertrauenswürdigen Züchtern verzichte.
Ich möchte ja schliesslich, dass es den Welpenkäufern von Neos Nachwuchs gut geht.
Aber Neos Nachwuchs z.B. hat schon wieder viel mehr Möglichkeiten und in einigen Jahren könnten wir bestimmt auch auf C Hüften verzichten, wenn wir hier welche hätten. :d

So, und nun lese ich mir den Link durch und schaue, was für einen Quark ich auf den Seminaren gelernt habe. :?

Ach ja, hatte ich vergessen:
Perros scheinen mit HD nicht so arge Probleme zu haben. Ich kenne eine E Hündin, die mit 14 Jahren immer noch wie ein junges Reh über den Strand hüpft.
Aber sie sind leicht und das entlastet die Gelenke auch.
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Liebe Grüße,
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Re: Die Hüftgelenksdysplasie HD

Beitragvon chino » 01.09.2013, 10:53

Huch,

ein weites Feld, mit einer noch nicht abschließend bekannten Anzahl von Einflussfaktoren: Genetik, Ernährung, Hormone, Belastung ...

Aus eigener Erfahrung kann ich dazu zum Glück nichts beitragen, im (unmittelbaren) Bekanntenkreis habe ich "nur" zwei davon betroffene Hündinnen.
Beide GR, beide kastriert, beide ohne Papiere, beide bekamen im Alter von 6 bzw 8 Jahren Goldimplantate und waren schon Stunden danach wie ausgewechselt. Beide Halter haben ausdrücklich betont, dass man sich allerdings SEHR genau umsehen muss, um den richtigen TA dafür zu finden - diese OP ist zwar absolut kein veterinärmedizinisches Neuland mehr, dem Vernehmen nach wird aber deswegen das Ergebnis noch lange nicht bei allen Anbietern gleich gut.

Stammbaum hin, Genpool her - mit dieser Begründung Hunde in die Zucht zu nehmen, deren mit heutigen Methoden messbare Ausgangswerte hart am Limit sind, ist nach meiner Auffassung der falsche Weg, der nicht ein ursächliches Problem behebt, sondern weitere Probleme schafft.

LG
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Re: Die Hüftgelenksdysplasie HD

Beitragvon Dieter » 01.09.2013, 15:36

Soweit mir bekannt ist, sind für HD hauptsächlich die Faktoren "genetische Disposition/Vererbung" und "Fütterung/Aufzucht" ursächlich. So sollen gebarfte Hunde deutlich weniger HD haben. Irgendwo gibt es dazu auch eine Studie.

Die Frage ist nun, wie bekommt man HD - wie auch andere "Erbkrankheiten" wieder aus der Zucht?

Mit den derzeitigen Strukturen in den Zuchtverbänden garnicht, dies betrifft nicht nur Hunde, sondern etwa auch Pferde oder Katzen mit ihren jeweiligen Problemen (und die sind nur anders, aber nicht weniger als bei Hunden).

Es brauchte also keine demokratischen sondern dirigistische bzw. totalitäre Strukturen, wie es z.B. in der früheren DDR gegeben waren.
Etwa bei der dortigen Zucht des deutschen Schäferhundes, der war da lang-rechteckig, gesund und über 95% der Tiere waren HD-frei. Alles andere wurde ausgemerzt, entweder aus der Zucht oder als Individuum. Aber es gab nach meiner Kenntnis auch - jedenfalls nicht in Masse - Fertigfutter dort sondern die Tiere wurden gefüttert "wie früher".
Die hatten eine ziemlich rücksichtslose (bezogen auf das jeweilige Tier und den Halter) Leistungsauslese, was nicht taugte kam nicht in die Zucht. Und vor der Ablegung bestimmter Prüfungen oder Überprüfungen kamen die Tiere auch nicht in die Zucht, was dazu führen konnte, dass eine Hündin vielleicht erst mit 4 oder 5 Jahren erstmals belegt werden konnte.

Die brauchten eben keine Rücksicht nehmen auf Mitglieder, Vorstandswahlen, finanzielle Einflüsse oder irgendwelche Verbandsstrukturen.

Im übrigen hat die DDR das auch mit Pferden vorgemacht. Die hatten in der Breite hervorragende Warmblüter und bei den Kaltblütern hatten sie die Geißel der Kalten - die Mauke - fast rausgezüchtet. Was Mauke hatte kam aus der Zucht, durfte noch einige Jahre Holz rücken und kam dann nach Frankreich in die Wurst.
Bei den Warmblütern wurden aus deren Sicht fehlerhafte oder zur Zucht ungeeignete Pferde entweder gleich nach Frankreich transportiert oder die etwas besseren Tiere wurden in die BRD verkauft.

Nun wird gerne argumentiert, wenn alle belasteten (also z.B. alles, was keine A1-Hüfte hat) Tiere aus der Zucht genommen würden, würde sich der Genpool dramatisch verringern, damit die Inzucht begünstigt und es entstünden neue Krankheiten.

Bei vernünftiger Zuchtpolitik ist das nicht zu befürchten. Nun ist Genetik Genetik und Tierzucht ist eben Tierzucht. Egal, ob Hunde oder Pferde.

Es gab vor vielen Jahren einen bei den Haflinger-Leuten höchst umstrittenes Vorgehen der Einkreuzung von Arabern in die Haflingerpopulation. Man wollte diese kleinen derben Gebirgsviecher etwas verschönern und ihnen mehr Härte und Leistungsbereitschaft des Arabers mitgeben. Das ist gelungen.
Wobei die Kreuzungsprodukte der ersten Generationen nicht auf den "Markt" kamen, das waren wirklich teilweise gefährliche oder völlig bescheuerte Viecher. Die blieben in entsprechenden Gestüten unter fachlichem Handling und hatten nur die Funktion, die Zucht weiterzubringen.

Man sieht also, es ist möglich, völlig "wesensfremde" Tiere (die Araber mit ihrem überschäumenden Temperament in die ruhigen kleinen Hafis) erfolgreich einzukreuzen um entweder die Rasse irgendwie zu verändern oder unerwünschte Eigenschaften auszumerzen. Umsomehr ist es möglich, "wesensähnliche oder optisch ähnliche Tiere einzukreuzen, wie etwa

- den Mali (ggf. auch weisse Schäferhunde) in den deutschen Schäferhund oder (ohne jeden Angriff auf die Rasse oder gar Christina)
- den portugiesischen Wasserhund in den spanischen Kollegen oder
- den Deutsch-Langhaar in den Golden Retriever.

Das nur als Beispiel, mir ist durchaus klar, dass alle Rassen mehr oder weniger gesundheitliche Probleme haben.

Wenig bekannt ist z.B., dass die Deutsch-Drahthaar-Leute vor einigen Jahren den Deutsch-Kurzhaar in homöopathischen Dosen per Zuchtversuch in ihre Population eingekreuzt haben - mit hervorragenden Ergebnissen und nach 2 Generationen mit fast ähnlichem Phänotyp als Deutsch-Drahthaar.
Die Rauhhaardackels sind - ausgehend vom damaligen Kurzhaar - durch die Einkreuzung von Terriern (Norwich-Terrier soweit ich mich erinnere) überhaupt erst entstanden. Niemand wird behaupten wollen, ein Rauhhaardackel sei "kein richtiger" Dackel oder verfüge über untypische Eigenschaften. Die wollten halt damals einen Dackel mit harschem Fell, der wetterfester ist als der Kurzhaar.
Wenn ich etwas "will" - also erwünschte Dinge einkreuzen - kann ich auch etwas "nicht wollen", demnach unerwünschte Dinge ausmerzen.

Nun mag es vorkommen, dass eine Rasse so kaputt ist, dass sie auch durch Einkreuzung nicht mehr zu retten ist, ohne Wesen und Erscheinungsbild halbwegs zu erhalten. Nehmen wir als Beispiel die englischen Bulldoggen.

Macht es denn die Welt ärmer, wenn es diese Rasse nicht mehr geben würde? Was ist denn insoweit eine Rasse? Eine Ansammlung bedauernswerter kranker Kreaturen, weiter nichts.

Letztlich ist HD aber nur eine von vielen Krankheiten bzw. genetisch disponierten Erkrankungen. Aber im Prinzip könnte man die alle wegkriegen. Aber eben auch nur in Systemen, die nicht unseren Strukturen entsprechen.
Viele Grüße
Dieter

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Re: Die Hüftgelenksdysplasie HD

Beitragvon chino » 01.09.2013, 17:51

Hallo,
Dieter hat geschrieben: Irgendwo gibt es dazu auch eine Studie.

... die wir HIER im Thema "HD allein durch Fertigfutter?" kurz vorgestellt hatten.

Ich möchte bei der Gelegenheit noch einen Link nachreichen, den ich vorhin vergessen hatte:

Hüftgelenksdysplasie (HD) beim Hund von PD Dr. Mark Flückiger, Abteilung für Bildgebende Verfahren und Radio-Onkologie, Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Zürich, Mai 2002.

Darin heißt es u.A.:
Der Anteil dysplastischer Hunde ist mit grosser Wahrscheinlichkeit noch höher als es die Zahlen in Abbildung 2 widerspiegeln, da Röntgenbilder von schwer dysplastischen Hunden nur selten zur offiziellen Beurteilung eingesandt werden, da die Züchter um ihren guten Ruf als HD-freie Zuchtstätte fürchten.
Auch Bilder von dysplastischen Tieren, die vor dem Erreichen des ersten Altersjahres wegen Bewegungsstörungen geröntgt werden, gelangen
kaum je zur Auswertung. Dieses Vorgehen behindert den Fortschritt enorm, da es dadurch unmöglich wird, die Zuchtvorschriften so anzupassen, dass die Zahl dysplastischer Hunde vermindert werden kann. Zudem werden die Berechnungen zur Erblichkeit (Heritabilität) der HD verfälscht. Die Züchter und Hundebesitzer betrügen sich so selber um ihre Bemühungen, die HD-Häufigkeit nachhaltig zu senken.
(...)
Die langfristig wirksamste Massnahme zur Verringerung der HD ist die Einführung und Durchsetzung von Paarungsbeschränkungen. Der Anteil gesunder Nachkommen steigt an, wenn nicht nur der HD-Grad des Tieres selber (die sogenannte Eigenleistung), sondern auch die HD-Resultate seiner Geschwister und insbesondere seiner bereits geborenen Nachkommen mit berücksichtigt werden. Mit Hilfe einer derartigen
Zuchtwertschätzung könnte der Züchter für sein Zuchttier einen geeigneten Partner auswählen, ohne seinen Hund wegen HD-Belastung von vorne herein aus der Zucht nehmen zu müssen. Dieses Konzept wird als strategische Paarung bezeichnet und hat zum Ziel, nur noch Welpen zu züchten, die ein unterdurchschnittliches Risiko haben, an HD zu erkranken. Die Zuchtzulassung wird damit nicht mehr vom HD-Resultat des Einzeltieres abhängig gemacht, sondern vom HD- Risiko bei den Nachkommen einer Paarung. Diese Methode der Zuchtselektion hat sich in der Nutztierzucht und neuerdings auch beim Hund als äusserst erfolgreich erwiesen. In Deutschland haben bereits über 50 Rassehundeklubs diesen Weg beschritten. Der Erfolg der strategischen Paarung hängt aber entscheidend von der Erarbeitung einer neuen Zuchtstrategie und vom konsequenten Einhalten der daraus entwickelten Paarungsbeschränkungen ab


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Re: Die Hüftgelenksdysplasie HD

Beitragvon Newi » 01.09.2013, 18:08

Du hast nicht unrecht, Dieter, mit der Einkreuzung (und nein, ich nehme dir nichts übel, obwohl evtl. die Einkreuzung von Portugiese in Spanier übel ausgehen könnte ;)).

Diese Einkreuzung ist aber nicht eben mal so gemacht.
Sonst könnten wir ja auch wieder behaupten, Mixe seien gesünder als Rassehunde.
Z.B. ist durch Kreuzung Labrador und Pudel, eine neue Augenproblematik beim Labradoodle entstanden, mit der keine der einzelnen Rassen vorher zu tun hatte.
Auch unter Hautproblemen leidet der Doodle oft.
Und ich will nicht unterstellen, dass nur kranke, belastete Tiere zur Zucht dieser Designerrasse genommen wurden.
Eine Einkreuzung sollte nie der erste Weg sein, finde ich.
Auch unter dem Gesichtspunkt, dass solche Einkreuzungen auch der Rasse und dem Standart sehr abträglich sein können.
Der Schäferhund, der hier ja als Beispiel genannt wurde, ist ja aufgrund seines Standarts so belastet, aber andere Rassen eben nicht.
Würde man beim Schäfi erst den Standart ändern und dann selektieren, bräuchte man auch nicht einkreuzen. Genug Schäferhunde gibt es allemal.
Bei anderen Rassen, wie Goldie, Labbi, Neufundländer, Bobtail,....eben besonders den großen Rassen, wäre ein Verbot für C-Hüften auch ganz gut. Und auch diese Rassen sind so häufig vertreten, dass man nicht einkreuzen müsste.
Zudem kann man auch Kontakte zu Züchtern im Ausland knüpfen, zusammenarbeiten, Welpen importieren,......

Ich nehme immer wieder gern den Hovavart Verein als Beispiel.
Die Rasse war wirklich vor einigen Jahren noch stark HD belastet. Durch eine gute Zucht und der Auflage, nur noch A und B Hunde zuchttauglich zu schreiben, haben sie aus dieser Rasse eine wieder sehr gesunde gemacht. Dieser Verein ist wirklich ein gutes Beispiel.

Beim Perro war einfach das Problem, dass diese Rasse ja erst seit ca. 15/20 Jahren den Weg ins Ausland gefunden hat. Die Hunde der ersten deutschen Züchter sind nun 14 und 15 Jahre alt. Und da die Spanier es nicht so mit Gesundheitsuntersuchungen haben und die Perros zudem aus einer Inzucht wieder hochgezüchtet wurden (es gab vor der Rettung der Rasse nur noch 20 Perros in Spanien), hatten die meisten dieser Hunde schlechte Hüften.
In Finnland z.B. wurden diese auch eingesetzt (allerdings nur die, die keine Anzeichen von Problemen hatten), weil man nicht mehr weiter groß aus Spanien importieren wollte. Die Spanier halten ja nicht nur nichts vom Röntgen, sondern auch anderen Untersuchungen, sie kupieren auch heute noch heimlich oder verpaaren ständig Stummelruten, was zu Defekten auch an anderer Stelle der Wirbelsäule führen könnte.
Und die Finnen haben es geschafft, ganz ohne Einkreuzung und ohne ständig kranke Hunde zu produzieren. Es wurden später auch Hunde aus Deutschland, Schweden und Co importiert,....
Willows Opa z.B., der in Finnland eine D-Hüfte diagnostiziert bekam, ist einer der Hunde, die öfter in finnischen Stammbäumen zu finden sind.
Er hat etliche Nachkommen (müssten so an die 30-35 sein), alle mit A und B Hüften, einer mit D, drei mit C.
Ich habe damals in Finnland eine Statistik über die HD bei den Perros gesehen und sie ging steil bergauf.
Ob das mit Einkreuzung auch so gut gegangen wäre, kann man nicht sagen.

Das Problem sind eigentlich nicht die Zuchtstrategien, sondern dass sie nicht vernünftig umgesetzt werden.

Edit:
Danke, Andrea.
Diese Zuchtstrategie hat sich schon bewährt, ist vielen aber auch zu mühsam, da es unheimlich viele Eintragungen in ein Register zu machen gibt.
Und das ist eben schade.
Wir arbeiten jetzt mit Hundescout.
Dort werden die Hunde mit kompletten Stammbaum, Gesundheit, Nachhkommen und deren Gesundheit,.....Stammbume der Ahnen,...eingetragen und man hat alles parat.
Das ist aber eine Heidenarbeit, obwohl wir nur ein kleiner Club sind. Ein großer Verein hat da vielleicht keine Lust zu.
Das mit dem Verschleiern der Röntgenbilder ist mir nie in den Sinn gekommen.
Vor allem da unsere welpenbesitzer selbst mit ihern Hunden zum Röntgen gehen.
Und und die wenigsten TA sagen was zu dem Bild wenn sie wissen, dass es zum VDH geschickt werden soll.
Wenn also Züchter die Bilder ihrer Nachkommen verschleiern, müssten sie ja zu jedem Röntgen mitfahren, weil das Bild ja vom TA sofort weiter geschickt wird.
Jedenfalls bei uns direkt betreuten.
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Re: Die Hüftgelenksdysplasie HD

Beitragvon chino » 10.05.2014, 15:30

Hallo,

Ursache für Hüftgelenkdysplasie entdeckt
Die Hüftgelenkdysplasie kann bei allen Hunderassen und Mischlingshunden vorkommen. Foto: vinzoun/Fotolia

Die Hüftgelenkdysplasie (HD) nimmt in der Hundezucht seit jeher eine wichtige Rolle ein, da sie sehr weit verbreitet ist und bei allen Hunderassen und Mischlingshunden vorkommen kann. Forschern aus dem Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) ist es nun gelungen, Genvarianten und die daran beteiligten Stoffwechselwege für die Entstehung der HD beim Deutschen Schäferhund zu identifizieren. Die Wissenschaftler untersuchten mehr als 1.000 Deutsche Schäferhunde. Ihre aktuellen Ergebnisse haben Professor Dr. Ottmar Distl und Doktorandin Lena Fels in dem Online-Fachmagazin PLOS ONE veröffentlicht (dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0096618).

Die HD ist eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks, die zu einer Instabilität bis zu einer unvollständigen Ausrenkung der Hüftgelenke führen kann. Aufgrund der Bedeutung dieser Erkrankung haben Zuchtvereine Ende der 1960er Jahre die ersten Zuchtprogramme auf der Basis von Röntgenbildern eingeführt. Zeigten die röntgenologischen Hüftaufnahmen der Zuchttiere deutliche Veränderungen, führte dies zum Zuchtausschluss. Die systematische präventive Untersuchung auf dieses angeborene Hüftleiden ist bei der Mehrzahl der Rassehunde ein fester Bestandteil für die Selektion zukünftiger Zuchttiere. Die genetischen Mechanismen der HD betreffen die Bildung von Knorpel und Knochen und zeigen damit eine Ähnlichkeit zur Osteoarthritis des Menschen, bei der es zu einer Entzündung der Knochen und Gelenke kommt. „Die Erforschung der HD beim Hund ist für die Osteoarthritis des Menschen von großer Bedeutung, um die zur Erkrankung führenden Prozesse besser zu verstehen“, sagt Distl, Leiter des Instituts für Tierzucht und Vererbungsforschung der TiHo.

Für die Hundezucht ergeben sich durch die Ergebnisse deutlich verbesserte Möglichkeiten, Elterntiere auszuwählen. „Trotz Zuchtwertschätzung treten in Würfen oft vollkommen unerwartet Hunde mit HD auf. Dies stellt die Züchter vor große Probleme und die betroffenen Tiere leiden zum Teil sehr unter der schmerzhaften Erkrankung“, sagt Fels. Mit den neuen Erkenntnissen können diese Fälle von HD weitgehend vermieden werden. Simulationsstudien der TiHo haben bereits die Überlegenheit der neuen Methode nachgewiesen.

Der genomweite Test für Schäferhunde ist jetzt am Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung der TiHo verfügbar und kann von allen Züchtern des Deutschen Schäferhundes genutzt werden. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der Homepage des Instituts für Tierzucht und Vererbungsforschung (http://www.tiho-hannover.de/kliniken-in ... forschung/). Für die Berner Sennenhunde steht der genomweite Test bereits zur Verfügung. Die Ergebnisse, die diesen Test ermöglichen, veröffentlichten die Forscher Ende 2012 bei PLOS ONE (dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0049782).

Auch zukünftig werden die Genetiker der TiHo an den genomweiten Sequenzierungen von Hunden mit HD forschen. Das Ziel ist es, eine größere Anzahl von Hunden verschiedener Rassen komplett zu sequenzieren und mit einer großen Anzahl von Hunden ohne Anzeichen einer HD und einer sehr geringen Disposition für diese Erkrankung zu vergleichen. „Damit werden wir die zu HD führenden Mutationen im gesamten Genom kartieren und die Zucht auf HD-Freiheit bei vielen weiteren Hunderassen vorantreiben“, sagt Distl.



Die Originalpublikation

Identification and validation of quantitative trait loci (QTL) for canine hip dysplasia (CHD) in German Shepherd Dogs
Lena Fels, Ottmar Distl
PLOS ONE, DOI: 10.1371/journal.pone.0096618

Kontakt
Prof. Dr. Ottmar Distl
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung
Tel.: +49 511 953-8875

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Re: Die Hüftgelenksdysplasie HD

Beitragvon Dieter » 10.05.2014, 15:47

Das scheint wirklich der Durchbruch zu sein :) .
Wenn jetzt noch die Zuchtverbände - bzw. deren Mitglieder - mitspielen, dürfte diese Geißel bald überwiegend der Vergangenheit angehören.
Viele Grüße
Dieter

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Re: Die Hüftgelenksdysplasie HD

Beitragvon Newi » 10.05.2014, 18:30

Leider kann man diese Tests nur für die betreffende Rasse machen.
Ale anderen Rassen müssen warten und hoffen, dass es für sie auch irgendwann so einen Test geben wird.
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Re: Die Hüftgelenksdysplasie HD

Beitragvon chino » 24.06.2014, 14:34

Hallo,

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