Kastration kann die Gesundheit gefährden

Tipps und Anregungen zu Gesundheitsfragen können und sollen keinen Tierarztbesuch ersetzen!

Kastration kann die Gesundheit gefährden

Beitragvon chino » 22.07.2014, 12:39

Kastration kann die Gesundheit gefährden
Um Hunde vor Erkrankungen zu schützen und sozial kompatibel zu machen, lassen viele Besitzer ihre "besten Freunde" kastrieren. Das könnte den Tieren aber laut Studie mehr schaden als nützen, denn viele entwickeln Gelenkserkrankungen bzw. Krebs. Vom erhöhten Krankheitsrisiko berichtete Benjamin L. Hart von der veterinärmedizinischen Universität von Kalifornien in Davis bei einer Konferenz in Wien.

Krebs und Gelenkerkrankungen

In seiner Studie hat Hart einen Datensatz von 759 Golden-Retriever-Hunden untersucht und kam zu erstaunlichen Ergebnissen. "Das Risiko für bestimmte Krebs- und Gelenkerkrankungen hat sich bei kastrierten Hunden verstärkt."

Frühkastrierte Rüden litten beispielsweise doppelt so oft unter Hüftgelenkdysplasie, eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks, wie intakte, sprich nicht kastrierte Rüden. Eine kraniale Kreuzbandzerrung trat bei intakten Tieren nicht auf, bei frühkastrierten Hündinnen jedoch zu acht und bei frühkastrierten Rüden zu fünf Prozent. Letztere entwickelten zudem dreimal häufiger Lymphknotenkrebs.

Auch Spätkastration hat Folgen
Auch die Spätkastration, also nach dem ersten Lebensjahr und damit auch nach der Geschlechtsreife, war für die Hunde folgenschwer, insbesondere für die Weibchen: Bei sechs Prozent von ihnen wurde Mastzellenkrebs diagnostiziert. Intakte Tiere waren hingegen nicht betroffen. Zudem trat bei diesen Hündinnen HSA, ein bestimmter Blutgefäßkrebs, viermal häufiger auf. Ergebnisse, die sich übrigens auch bei einer Studiemit Labrador-Retrievern Großteils bestätigt haben.

Ursache noch unklar
Doch hier stellt sich die Frage, was genau ruft diese Erkrankungen hervor? Der Verhaltensforscher mit medizinischem Hintergrund: "Geschlechtshormone wirken sich auf die Entwicklung aus. Wenn diese Hormone entfernt werden, verknöchern die Wachstumsplatten, die für den richtigen Knochenbau sorgen, nicht richtig. Dadurch werden Gelenkerkrankungen gefördert."

Die Erklärungen für die verschiedenen Krebsformen seien noch spekulativ: Beispielsweise könnte das weibliche Geschlechtshormon Östrogen vor bestimmten Krebserkrankungen schützen. Nach einer Kastration fällt dieses aber weg und damit könnte das Risiko für Krebs verstärkt werden.

Kastration gut überdenken
Frühkastration ist vor allem in den USA weit verbreitet. Hier vor allem um die Tierpopulation zu kontrollieren und Fehlverhalten zu vermeiden. Doch dieser Trend hat auch Europa bereits erreicht, so Kurt Kotrschal vom Department für Verhaltensbiologie an der Universität Wien. In Österreich gilt es als unethisch Hunde prophylaktisch zu kastrieren. Laut dem österreichischen Tierschutzgesetz braucht es dafür einen medizinischen Grund.

Dieser sei aber oft schnell gefunden, meint Kurt Kortschal: "Es kursieren immer noch Argumente, dass durch die Kastration das Brustkrebsrisiko sinken würde. Hier fehlen aber aussagekräftige Studien." Der Griff zum Skalpell solle gut überlegt sein, so die Experten. Denn die Entscheidung und damit auch die Verantwortung liege bei dem Besitzer, die Folgen trage aber ganz allein der Hund.

Quelle
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Re: Kastration kann die Gesundheit gefährden

Beitragvon Xafira » 25.07.2014, 05:44

Ich dachte eigentlich, dass wir diese Studie hier schon einmal besprochen haben, aber ich denke, wir haben sie nur in einem anderen Thema kurz "angerissen".

Beim diesem Thema scheiden sich ohnehin immer die Geister und jeder denkt anders darüber - ich bin Kastrationsgegner (wie wohl auch schon zur Genüge bekannt sein dürfte :d ) und finde es gut, dass man auch mal kritische Punkte bringt, die gegen Kastration sprechen.
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Re: Kastration kann die Gesundheit gefährden

Beitragvon chino » 26.10.2014, 11:28

Die Kastration beim Hund - Ein Paradigmenwechsel
Von Ralph Rückert, Tierarzt

Ich gehöre zu einer Generation von Tierärzten, der beigebracht wurde, eher beiläufig und ohne großes Nachdenken alles zu kastrieren, was nicht bei Drei auf dem Baum ist. Für einige Tierarten ist das auch nach wie vor der einzig gangbare Weg. Katzen beiderlei Geschlechts werden nun einmal erst durch die Kastration zu Haustieren. Auch Kaninchen und einige Nager können unkastriert eigentlich nicht artgerecht gehalten werden. Beim Hund waren wir aber bezüglich der Kastration nie in einer echten Zwangslage. Man kann mit entsprechendem Aufwand selbstverständlich intakte Rüden und Hündinnen völlig artgerecht halten. Andere Gründe waren ausschlaggebend: Die Prophylaxe verschiedener Erkrankungen, verhaltensmedizinische Probleme und die generelle Erleichterung der Haltung für den Besitzer. Den Vorteil der Unfruchtbarmachung hat man eher nebenbei mitgenommen. Wir lebten in der Überzeugung, dass wir den Hunden auf jeden Fall etwas Gutes tun. Diesbezüglich wird uns aber nun gerade der Teppich unter den Füßen weggezogen! Wenn Sie es irgendwo laut krachen hören, könnte das der Aufprall unseres kollektiven tiermedizinischen Hinterns auf dem Boden sein.
Es ist nicht so, dass ich nicht schon seit einigen Jahren die Glocken hätte läuten hören. Immer wieder kamen Studien heraus, die den Verdacht nährten, dass die Nebenwirkungen der Kastration des Hundes bei beiden Geschlechtern weit über das hinausgingen, was wir bisher für gegeben erachtet hatten. Es handelte sich aber erstmal nur um einzelne Veröffentlichungen, die teilweise auch gleich wieder mit Gegenstudien angegriffen wurden. Nun sind aber erste sogenannte Metaanalysen im Umlauf, also Arbeiten, die die Ergebnisse mehrerer Studien zu einem Thema zusammenfassen. Auch deren Folgerungen sind nach wie vor beileibe nicht unumstritten, aber es zeichnet sich doch ein klarer Trend ab, auf den ich als Praktiker an der Front reagieren muss.

Prof. Dr. Börne aus dem Münsteraner Tatort-Team sagte in der letzten Folge sinngemäß: Feste Überzeugungen sind was für schlechte Ärzte, Heilpraktiker und Taxifahrer! Er hat auf jeden Fall damit recht, dass gute Mediziner sich immer darüber im Klaren sein müssen, dass die Medizin eine Wissenschaft ist und dass die Wissenschaft nicht stillsteht. Das kann manchmal, so erschreckend das sowohl für Arzt als auch Patienten sein mag, zu einem recht abrupt wirkenden Kurswechsel führen. Und genau so etwas kündigt sich jetzt bezüglich der Hundekastration an...


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Re: Kastration kann die Gesundheit gefährden

Beitragvon chino » 29.10.2014, 08:41

Kastration beim Hund (Teil 2) - Fragen und Antworten
Mein vor einer Woche veröffentlichter Artikel "Kastration beim Hund - Ein Paradigmenwechsel" hat sich im Netz unerwartet weit verbreitet und überwältigende Zustimmung erfahren, und zwar nicht nur von Seiten der Hundehalter, sondern auch aus Teilen der Kollegenschaft. Trotzdem hat er auch - wenig überraschend - einige Fragen aufgeworfen und Verunsicherungen ausgelöst, auf die ich in diesem Folgebeitrag näher eingehen möchte...


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Re: Kastration kann die Gesundheit gefährden

Beitragvon chino » 19.09.2015, 08:34

Wie sinnvoll ist die Kastration zur Krebsvorbeugung?: Hundehalter stehen vor schwerer Entscheidung
Insbesondere auf die Auswahl des richtigen Tierarztes kommt es an. Denn, ob Kastration oder nicht, muss immer eine Einzelfallentscheidung sein. Das Interview mit unserem Experten Tiermediziner Axel Wehrend dazu hier in voller Länge.

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Kastration kann die Gesundheit gefährden

Beitragvon THT » 19.09.2015, 09:47

Wir stehen eher vor der schweren Entscheidung Luna mit 12 Jahren kastrieren zu lassen, da sie nach den letzten beiden Hitzen jedes mal eine offene Pyometra entwickelte. In der Tierklinik wurde uns nun eine Kastration nahe gelegt. Nun ist Luna gerade wieder durch die Hitze und wir müssten einen Termin machen. Mein Mann und ich haben aber Angst davor, auch mit dem Wissen, dass die nächste Pyometra geschlossen und lebensgefährlich sein könnte.
Luna haben wir schon testen lassen, sie ist mir +/- und würde die Medikamente vertragen.
Liebe Grüße
Manu mit den Langnäschen Luna und Stjerne
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Re: Kastration kann die Gesundheit gefährden

Beitragvon Wolfskralle » 21.09.2015, 18:44

Wo genau bestünde nun der gesundheitliche Unterschied für Luna? Oder habt ihr euch schon für / gegen die Kastration entschieden?

Ich kann leider nicht weiterhelfen, nur sagen, dass der damals 12 jährige Labbirüde eine Kastration gut vertragen hatte. Kommt halt immer auf den gesundheitlichen Stand des Hundes an.

Alles Gute für Luna.
"Ignoranz hab ich von meinem Hund gelernt".
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Re: Kastration kann die Gesundheit gefährden

Beitragvon chino » 21.09.2015, 22:10

Hallo,

ich würde vmtl einer geplanten OP den Vorzug geben, bevor es dann von jetzt auf gleich ziemlich brenzlig wird.
Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Pyometra ist doch recht hoch und die wird dann kein Spaziergang, wie du schon selbst festgestellt hast.

Die möglichen Nachteile einer Kastra (abgesehen vom generellen Risiko, dass bei jedem operativen Eingriff nunmal besteht) würde ich da in Kauf nehmen.

Auf jeden Fall drücke ich euch die Daumen. :thumb:
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Re: Kastration kann die Gesundheit gefährden

Beitragvon THT » 23.09.2015, 00:32

Ja wir tun uns schwer, aber ich werde morgen in der Tierklinik anrufen und einen Termin vereinbaren. Luna zeigt nämlich wieder sehr merkwürdiges Verhalten. Seit Luna drei Jahre alt war, war sie immer scheinschwanger. Das entwickelt sie nun seit fast zwei Jahren nicht mehr, dafür leider die Pyometra :-(
Wir werden die Kastration durchführen lassen.
Liebe Grüße
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Re: Kastration kann die Gesundheit gefährden

Beitragvon chino » 23.09.2015, 06:35

Alles Gute für Luna! :friends:
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