Homöopathie für Hund und Katze
Viele Tierhalter setzen auf Globuli, wenn ihr Liebling krank wird. Doch was bringt Homöopathie bei Hunden und Katzen wirklich? Und wann ist sie sinnvoll?
Manche vierbeinigen „Stammkunden“ wissen genau, wo die Büchse mit den Hundekeksen steht. „Beim Abstecher in unsere Apotheke stauben sie gerne ein Leckerli ab“, erzählt Felicitas Sonnenburg. Für Herrchen oder Frauchen gibt es derweil ein Beratungsgespräch. Wie die Apothekerin aus dem brandenburgischen Petershagen beobachtet, setzen Tierhalter zunehmend auf alternative Behandlungsmethoden wie Homöopathie. „Bei allgemeinen Befindlichkeitsstörungen können wir den Tieren oft mit sanften Mitteln helfen“, sagt Sonnenburg. „Aber bei stärkeren oder länger anhaltenden Beschwerden verweisen wir unsere Kunden grundsätzlich an den Tierarzt.“
In der Tierheilkunde wird die von Samuel Hahnemann (1755 bis 1843) begründete Homöopathie schon fast genauso lange angewendet wie in der Humanmedizin. Auch wenn es bis heute keine aussagekräftigen wissenschaftlichen Studien gibt, schwören viele Tierärzte und -halter auf das Naturheilverfahren. „Tiere sprechen im Allgemeinen sehr gut auf homöopathische Arzneimittel an“, weiß Birgit Mosenheuer, ganzheitliche Tierärztin aus dem oberbayerischen Moosach, aus Erfahrung. „Nur wenn sie unheilbar krank sind oder schon längere Zeit Medikamente wie Kortison bekommen, stößt die Methode bisweilen an ihre Grenzen.“
Homöopathie soll Selbstheilungskräfte wecken – auch bei Tieren
Als Reiz- und Regulationstherapie soll Homöopathie die Selbstheilungskräfte des Organismus aktivieren. Zu diesem Zweck arbeitet sie mit hoch verdünnten – Homöopathen sprechen von potenzierten – Wirkstoffen, die bei einem Gesunden genau jene Beschwerden auslösen, gegen die sie in verdünnter Form helfen sollen. „Homöopathen betrachten die Krankheit des Patienten immer als Gesamtheit seiner körperlichen und Verhaltenssymptome“, erklärt Veterinärin Mosenheuer. „Um das individuell genau passende Mittel auszuwählen, müssen wir das Tier aufmerksam beobachten und bei der Untersuchung alle Sinne einbeziehen.“
Auch seine Lebensgeschichte und die Beobachtungen der Halter liefern ihr wertvolle Hinweise. Da Tiere nicht sagen können, wo es ihnen wehtut, sind die Ärzte von Haus aus gute Beobachter – eine Fähigkeit, die durch eine homöopathische Zusatzausbildung intensiviert werden kann. „Wir schauen immer, welche Symptome vorliegen, und behandeln diese“, sagt Mosenheuer. Wenn nötig, setzen aber auch homöopathisch arbeitende Tierärzte moderne Diagnostik wie Ultraschall und Röntgen ein.
Homöopathie bei Tieren ist bei vielen Krankheiten möglich
Mosenheuer behandelt zum Beispiel akute Infekte, Allergien und Arthrose ebenso wie fortgeschrittene chronische Erkrankungen und Krebs homöopathisch. „In diesem Fall ist zwar manchmal keine Heilung mehr möglich“, schränkt sie ein, „oft können wir aber eine deutliche Besserung erzielen und das Leben des Tiers verlängern.“ Wie sie betont, sei eine homöopathische Therapie zudem nebenwirkungsfrei.
Dies können allerdings Apotheker nicht leisten: „Wir dürfen keine Diagnose stellen und können in der Apotheke auch keine ausführliche Krankengeschichte erheben“, betont Felicitas Sonnenburg. Deshalb beschränkt sie sich auf die Behandlung leichter Beschwerden wie Erkältungen, Reiseübelkeit und Nervosität. Im Alter, nach Operationen und überstandenen Krankheiten profitieren Tiere von Aufbau- und Stärkungsmitteln. „In diesen Fällen empfehle ich meist homöopathische Komplexmittel mit mehreren Wirkstoffen, die es auch für Tiere gibt“, erklärt die Apothekerin. „Um ein individuell genau passendes Einzelmittel auszuwählen, braucht es dagegen einen homöopathisch geschulten Tierarzt.“
Globuli von Apothekern, Spritzen von Tierärzten
Tierärzte können homöopathische Mittel auch als Spritze verabreichen, Apotheker geben vorwiegend Globuli ab. „Bei Katzen und Hunden kann man diese Streukügelchen unter das Futter mischen oder im Trinkwasser auflösen“, erklärt Sonnenburg. „Kleintieren werden die in Wasser gelösten Arzneien mit einer Plastikspritze direkt ins Maul gegeben.“
Katzen vertragen keine homöopathischen Mittel mit Alkohol
Um die Wirksamkeit nicht zu beeinträchtigen, sollten homöopathische Präparate nicht angefasst werden und nicht mit Metall in Berührung kommen. „Verwenden Sie statt eines Blechnapfs besser Kunststoffschüsseln und Plastiklöffel“, rät die Apothekerin. Alkoholische Lösungen eignen sich für Tiere nicht: Vor allem Katzen vertragen keinen Alkohol.
Auch die Motivation des Tierhalters spielt für den Erfolg offenbar eine wichtige Rolle: „Wenn er gut geschult ist und genau weiß, worauf er achten muss, sind die Erfolgsraten besser“, sagt Tierärztin Birgit Mosenheuer. Aus diesem Grund bietet sie regelmäßig Kurse für Tierhalter an. Das habe jedoch nichts mit dem viel zitierten Placeboeffekt zu tun: Kritiker der Homöopathie führen oft an, dass sich die positive Erwartung des Halters auf das Tier übertrage und sich ebenso wie die vermehrte Zuwendung günstig auf dessen Gesundheitszustand auswirke.
Schulung der Tierärzte in Homöopathie
Dieses Argument lässt Birgit Mosenheuer nicht gelten. „Homöopathische Arzneimittel werden meist nur einmalig verabreicht“, sagt sie. Das könne beim Tier keine psychischen Effekte erzielen. Die Voraussetzung für den Behandlungserfolg sei allerdings eine gründliche Untersuchung durch einen homöopathisch geschulten Tierarzt. „Wenn die Wirkung wegen eines falsch gewählten Mittels ausbleibt, ist es mit der Akzeptanz beim Halter schnell vorbei“, warnt Mosenheuer, die selbst Tierärzte weiterbildet. Daher bevorzugt sie die persönliche Untersuchung eines Tieres und stellt nur in Ausnahmefällen Ferndiagnosen am Telefon. „Die Homöopathie ist zu wertvoll, als dass wir uns Fehler erlauben könnten.“
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