... Die europäische Arzneimittelagentur EMA war zu dem Ergebnis gekommen, dass bei hoher Dosis und langer Behandlungsdauer die Risiken des Wirkstoffs den Nutzen überwiegen. Deshalb müssen alle Tropfen mit mehr als 1 mg/ml Wirkstoff vom Markt.
Bei der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) kann man die Entscheidung nachvollziehen: “Die Zulassungseinschränkung wäre nicht nötig gewesen, wenn die Ärzte mit MCP stringenter umgegangen wären”, sagt AkdÄ-Vorstandsmitglied Professor Dr. Bernd Mühlbauer im Interview mit APOTHEKE ADHOC.
Einen standardisierten Ersatz gibt es nicht: Andere Wirkstoffe sind nur bei bestimmten Anwendungsgebieten zugelassen; die pflanzliche Alternative wird von den Kassen nicht erstattet.
Viele Apotheker sehen den Rückruf kritisch: Bei einer Blitzumfrage von APOTHEKE ADHOC gaben 70 Prozent an, der Rückruf sei überzogen. Weitere 21 Prozent rechnen mit Engpässen in der Versorgung.
Bis die Hersteller Ersatzprodukte anbieten, kann es noch Monate dauern. Erste Schritte sind bereits eingeleitet: Stada etwa hat für eine Neuzulassung von MCP in neuer Konzentration bereits einen Antrag gestellt...
Quelle... MCP-haltige Arzneimittel galten laut Mühlbauer mitunter als Allzeithelfer nach zu reichlichem Essen. Das Antiemetikum sei von Ärzten sehr allgemein bei Übelkeit und Völlegefühl verordnet worden. „Dass der Wirkstoff in Misskredit gekommen ist, ist nicht zuletzt dem übertriebenen Einsatz zu verdanken“, so Mühlbauer. „Die Zulassungseinschränkung wäre nicht nötig gewesen, wenn die Ärzte mit MCP stringenter umgegangen wären“, sagt Mühlbauer.
Der Arzt betont aber, dass er die Schuld nicht allein bei den eigenen Kollegen sieht: „Die Entscheidung der EU-Kommission ist nicht nur nachlässig verordneten Ärzten anzulasten, sondern auch den Patienten, die die Beschwerden sehr glaubwürdig vermittelt haben.“
Mühlbauer erwartet wegen der Zulassungsbeschränkung keine Versorgungslücken. Alternative Wirkstoffe seien etwa das Antiemetikum Ondansetron oder das Antihistaminikum Diphenhydramin. Präparte mit MCP würden sich zum Reservemedikament entwickeln...
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