Das Potential des sozialen Lernens in Mensch-Hund-Interaktionen

Tipps und Anregungen zu Erziehungsfragen

Das Potential des sozialen Lernens in Mensch-Hund-Interaktionen

Beitragvon chino » 21.06.2015, 21:33

SPARCS 2015: Das Potential des sozialen Lernens in Mensch-Hund-Interaktionen, Márta Gácsi, PhD

In einer Umfrage darüber, wie sie die Beziehung zu ihrem Hund, bzw. dessen Status definieren, gaben die meisten Hundehalter an, dass sie ihren Hund als Familienmitglied oder Kind betrachten. In den letzten Jahrzehnten gibt es Veränderungen, was die Hundehaltung und die Rolle der Hunde angeht. Márta Gácsis führt als Indiz eigene Beobachtungen auf, dass immer mehr Hunde in Kleidung gesteckt werden und in vielen Fällen im Kinderwagen kein Kind, sondern ein Hund ausgeführt wird.

Viele Studien weisen darauf hin, dass Familienhunde, was ihr Sozialverhalten angeht, sehr außergewöhnliche Tiere sind. Ihre Reaktionen zeigen im Gegensatz zu Wölfen in Tests, Ähnlichkeiten mit menschlichen Kindern, was ihr Sozialverhalten und ihre sozio-kognitiven Fähigkeiten betrifft. Zwei sehr wichtige Aspekte hierbei sind: Aufmerksamkeit und Bindung. Hunde entwickeln eine Bindung zum Halter, die auf ihrer Abhängigkeit von diesem beruht. Diese Bindung weist Ähnlichkeiten mit einer Eltern-Kind-Bindung auf.

Unter „Attachment“ – Bindung verstehen Ethologen nicht einfach „Liebe“ oder soziale Attraktion. Bindung ist ein Verhaltenssystem. Die Hunde sind abhängig von der Bindungsfigur und diese Bindungsfigur – bei Hunden der Besitzer – dient als „sichere Basis“, als „sicherer Hafen“ für das gebundene Individuum, hier der Hund. Und viele Studien weisen auf die Ähnlichkeiten der Bindung zwischen Hund-Halter und Kind-Eltern hin. Vergleichende Studien zeigten die typischen Bindungsmuster bei handaufgezogenen Wölfen nicht. Die Fähigkeit typisches Bindungsverhalten zu entwickeln, ist verknüpft mit einer frühen sensitiven Entwicklungsphase bei Hunden. Im Gegensatz dazu zeigte eine Studie aber auch, dass erwachsene Tierheimhunde bereits nach drei Begegnungen Bindungen zu einem fremden Menschen entwickeln können.

Hunde können - ähnlich wie menschliche Kinder – durch kommunikative und referentielle Hinweise des Menschen irregeführt werden. Hunde schenken menschlichen Gesten viel Aufmerksamkeit. Sie verlassen sich darauf sogar stärker, als auf ihre eigenen Augen. Das geht soweit, dass sie sich von den Zeigegesten des Menschen irreführen lassen und z.B. Futter wider besseres Wissen am falschen Ort suchen oder sich für die kleinere Futtermenge entscheiden, wenn der Mensch diese bevorzugt. Das Gleiche gilt auch für Schlussfolgerungen, die nach dem Ausschlussprinzip gezogen werden.

Ein Beispiel dafür ist der „A not B“-Error, der bei menschlichen Kindern und Hunden vorkommt. Der Fehler tritt auf, wenn ein Spielzeug (oder Futter) zunächst mehrere Male für den Hund sichtbar unter Behälter „A“, dann unter Behälter „B“ versteckt wird. Dann wird ein Behälter angehoben, so dass der Hund sieht, dass dort sein Lieblingsspielzeug (oder Futter) NICHT ist. Er muss also schlussfolgern, dass das Spielzeug/Futter unter dem zweiten Behälter sein muss.

Interessanterweise lassen sich Hunde - ähnlich wie Kinder - durch die soziale Bedingung zu mehr Fehlern verleiten (A not B-Error): Sie bevorzugen den leeren Behälter, wenn ein Mensch diesen zuvor angehoben hat, nicht jedoch, wenn der Behälter automatisch durch ein Seil angehoben wird. In der nicht sozialen Bedingung zeigen Hunde dagegen, dass sie sehr wohl dazu in der Lage sind, im Ausschlussverfahren auf den Standort ihres Lieblingsspielzeugs schlussfolgern zu können („Wenn es nicht hier ist, muss es dort sein“).

Hunde zeigen bei dieser Art der Aufgabenstellung – anders als Wölfe - ähnliche Reaktionen wie menschliche Kinder, sie lassen sich von Menschen „irreführen“. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der soziale Kontext beim beobachtenden Individuum einen mehr generellen Lernmodus aktiviert und durch den sozialen Kontext allgemeingültige Regeln/Beziehung hergestellt werden, wie etwa „Das Spielzeug gehört in Behälter A“, weil der Mensch sich eben mit Behälter A beschäftigt hat.

Das Lernen in einem sozialen Kontext– das Lernen von einem anderen Hund oder einem Menschen – kommt in vielen Situationen vor. Soziales Lernen – hier definiert als: spontanes Lernen in einer natürlichen Umgebung, ohne direkte Belohnung, durch Beobachtung des Verhaltens eines anderen Hundes/Menschen und der Konsequenzen dieses Verhaltens, das zu einer dauerhaften Änderung des eigenen Verhaltens führt. Beispiele dafür sind Hunde, die durch Beobachtung lernen, Objekte zu manipulieren, Käfigtüren zu öffnen, Bewachungsaufgaben zu übernehmen oder die Gewitterangst entwickeln. Ein bekannter Test mit dem die Fähigkeit zum sozialen Lernen getestet wird, ist der Detour-Test (Umweg-Test).

Dabei wird ein Spielzeug hinter einer V-förmigen Barriere versteckt und der Hund müsste einen Umweg laufen, um an das Spielzeug zu kommen. Ohne Hilfestellung versuchen Hunde auf direktem Wege (z.B. durch Buddeln unter der Barriere) an das Spielzeug zu gelangen, sie verbessern sich auch in mehreren Versuchen nicht. Haben sie aber zugesehen, wie ein Modell (Besitzer, vertrauter Mensch, fremder Hund) den Umweg um die Barriere läuft, folgen sie diesem Beispiel. Interessanterweise stellte sich heraus, dass subdominante Hunde aus Mehrhundehaushalten eher von einem dominanten Hund (nach Besitzer-Einschätzung) lernen, als umgekehrt.

Ein Trainingsverfahren, dass bewusst auf soziales Lernen setzt, ist „Do as I do“. Hierbei müssen die Hunde im ersten Schritt das Konzept der sozialen Imitation verstehen, indem ihnen der Besitzer bereits bekannte Übungen vormacht und sie verbal mit einem bestimmten Signal z.B. „Do it“ zur Imitation auffordert. Hat der Hund das Konzept verstanden, kann er mit diesem Signal auch neues Verhalten durch Demonstration lernen. Beispiel dafür sind eine Drehung des Körpers, Aufnehmen von Gegenständen, Sprung auf ein Objekt, Berühren eines Objektes mit der Nase usw.

Hunde besitzen die Fähigkeit, dieses Konzept der Imitation in relativ kurzer Zeit zu verstehen. In einem beeindruckenden Video zeigt Márta Gácsi ihrem Hund, wie sie die Bürotür abschließt und dann den Hund auffordert „Do it“ und der Hund daraufhin, nach einigem Nachdenken – obwohl er dieses Verhalten gerade zum ersten Mal gesehen hat – den Schlüssel mit der Schnauze im Schloss herumdreht.

Claudia Fugazza hat aus dieser Idee das Trainingskonzept „Do as I do“ und ein standardisiertes Trainingsprotokoll entwickelt. In einer Studie von 2014 vergleichen Miklosi/Fugazza die „Do as I do“ soziales Lernen durch Beobachtung, mit Shaping/Clicker. Dabei lernten Hunde sowohl einfache, als auch komplexe neue objektbezogene Verhaltensweisen. „Do as I do“ erwies sich dabei in beiden Fällen als die effizientere Methode, weil der Hund das gewünschte Verhalten schneller lernte, besonders jedoch im Fall komplexer Aufgabenstellungen.

Márta Gácsi stellt hier noch eine besondere Form des sozialen Lernens vor, die auch für Hundetrainer von großem Interesse sein könnte: das „Model-rival training“ von der berühmten Papageienforscherin Irene Peppenberg. Hierbei beobachtet ein Papagei ein Modell, der mit dem Trainer interagiert und dabei das gewünschte Verhalten vormacht. Das Modell ist dabei gleichzeitig auch Konkurrent, denn der Papagei darf, wenn er das gewünschte Verhalten imitiert, mit dem Objekt spielen (und das Modell darf nur zugucken). Das Training funktioniert auch mit einem erfahrenen Papagei als Modell und einem „naiven“ Tier als Beobachter.

Was ist eine Belohnung und welche Belohnung motiviert am stärksten? Ist Futter effektiver als soziale Interaktion? Eine aktuelle Studie von Feuerbach und Wynne scheint darauf hinzuweisen. Die Ergebnisse dieser Studie können jedoch hinterfragt und nur sehr eingeschränkt verallgemeinert werden, u.a. weil individuelle Präferenzen, Lernerfahrungen usw. der Hunde nicht berücksichtigt wurden. Wir können soziales Lernen überall beobachten, ohne dass hier eine direkte Belohnung eine Rolle spielt. Außerdem gibt es bisher nicht viele Daten zur Effizienz sozialer Interaktion mit dem Menschen als Belohnung.

Eine andere Studie präsentiert ein Beispiel für soziales Lernen ohne Belohnung. Dabei wurden Besitzer gebeten ihren Spaziergang so zu verändern, dass sie einen (sinnlosen) Umweg liefen. Zunächst folgten die Hunde ihren Besitzer nur, später liefen sie diesen Umweg voraus. Dieses Phänomen der sozialen Antizipation unterstützt die Verhaltens-Synchronisation zwischen Gruppenmitgliedern, also z.B. auch zwischen Hund und Besitzer.

Márta Gácsi stellte dann verschiedene Beispiele für Training mit operanten versus sozialen Lernen vor. In einer Studie wurden 16 drei bis vier Monate alte Welpen trainiert, eine Pfote auf eine Box zu stellen oder einen großen Kong zu tragen. In der operanten Gruppe wurde das mit Shaping/Clicker (Experimentator) und Futterbelohnung (Besitzer) trainiert. In der sozialen Gruppe wurde mit „rival training“ und einem menschlichen Demonstrator, ohne verbale Kommandos und nur mit sozialer Belohnung (Freude/Lob) trainiert. Der Test wurde nach 1-3 Wochen an einem anderen Ort wiederholt.

In der „sozialen Gruppe“ waren mehr Welpen erfolgreich und sie näherten sich dem Objekt schneller und manipulierten es eher, bzw. sie zeigten das gewünschte Verhalten früher, als die clickertrainierten Hunde. Die clickertrainierten Hunde performten in der Testwiederholung jedoch bei der Pfote-auf-Box-Aufgabe besser. Die Demonstration des gewünschten Verhaltens durch einen Menschen, scheint neben der Information über das erwartete Verhalten selbst, dem Welpen auch soziale Informationen zu vermitteln, beispielsweise, dass der fremde Ort, bzw. das Objekt ungefährlich ist.

Márta Gácsi verweist auf das Beispiel von Assistenzhunden, die Aufgaben ohne Futterbelohnung lernen und betont, dass soziales Lernen und soziale Belohnung, eigentlich die natürliche Form des Lernens bei Welpen ist. Für sozial lebende Tiere ist die Teilnahme an einer Gruppenaktivität oder an der Aktivität eines anderen Gruppenmitglieds an sich schon belohnend. Als Beispiel dafür zeigt sie Videos, mit denen ihre Forschungsgruppe die Hunde für die fMRi-Untersuchungen trainiert hat.

In dieser Studie wurden im Scanner die Gehirn-Aktivitäten von 11 Hunden und 22 Menschen aufgezeichnet, während ihnen bestimmte Laute von Menschen und Hunden (etwa Lachen, Bellen, Knurren, Weinen, Hecheln usw.) vorgespielt wurden und später verglichen. Dabei wurden funktionale Analogien zwischen menschlichen und hundlichen stimmsensitiven Gehirnbereichen gefunden, die besonders auf emotional relevante Laute reagieren. Die Hunde trugen Ohrschützer und mussten in diesen Versuchen 8 Minuten ganz still im Scanner liegen bleiben und zwar in einer Röhre, die sehr laute Geräusche produziert, also eine Situation, die extreme Selbstkontrolle verlangt.

Márta Gácsi zeigt ein Video vom Training, das mit einer Kombination aus Futterbelohnung und sozialer Belohnung durchgeführt wurde, wobei der Schwerpunkt auf der sozialen Belohnung – Teil eines aufregenden, offenbar spaßigen Events zu sein – lag. Das Tempo bestimmten dabei immer die Hunde und es wurde ganz ohne Kommandos gearbeitet.

Hierbei fungierte ein Hund jeweils als Modell und die anderen Hunde guckten nur zu, bzw. waren lediglich anwesend. Trainiert wurde das bewegungslose Liegen auf dem Scannerbett mit dem Kopf zwischen den Pfoten zunächst außerhalb des Scanners, dann im Scanner. Der Hauptaspekt des Trainings lag dabei darin, zu kommunizieren, dass das ruhige Liegen auf dem Scannerbett Spaß macht und zu sozialer Anerkennung durch die anwesenden Menschen führt.

Während der Hund im Scanner lag, erhielt er auch Futterbelohnungen. Nach dem Liegen auf dem Scanner-Bett wurde der Hund jedoch sozial belohnt (Party: Streicheln, Freuen, Loben), d.h. es wurde von allen anwesenden Menschen kommuniziert, dass sie sehr stolz auf ihn sind. Nach der Beobachtung des Modells, zeigten die anwesenden Hunde ein starkes Bestreben, ebenfalls auf dem Scanner-Bett liegen zu dürfen. Sie sprangen teilweise selbständig auf das Bett, auch wenn keine Futterbelohnung in Aussicht stand. Der kleine Hund eines Mitarbeiters, der gar nicht Teil der Studie war und nicht am Training teilgenommen hatte, sprang im Video selbstständig auf das Scannerbett, nachdem er die Studienhunde beobachtet hatte und zeige sich happy, dass er dort liegen durfte, obwohl er eigentlich gar nicht wusste, worum es eigentlich ging.

Márta Gácsi bedauert, dass das Training von Hunden größtenteils immer noch auf Labor-Experimenten mit Ratten beruht. Das sind zwar generell gute Modelle für Lernverhalten, aber es bleiben immer Modelle, sie repräsentieren eine sehr eingeschränkte Form des Lernens und eine sehr vereinfachte Form des „echten Lebens“, sie sind nicht Alles. Hunde leben in einer kognitiv sehr anspruchsvollen Umgebung mit uns zusammen und sie erinnern sich an vorherige Ereignisse, vorherige Interaktionen – nicht nur an Trainingssituationen. „Viele Besitzer tendieren dazu, die soziale Verbindung zu ihrem Hund zu verlieren – in einer Hand ist der Clicker, in der anderen das Futter. Da bleibt keine mehr frei, um den Hund zu streicheln".

Wir sollten also immer daran denken, dass soziales Lernen ständig passiert, spontan und auch ohne, dass wir es mitbekommen und ohne, dass wir es überhaupt wollen. Positive Verstärkung ist großartig und Futterbelohnung ist effizient und notwendig, das sieht Márta Gácsi auch so. Aber sie denkt, das positive Verstärkung alles sein kann, was den Hund motiviert, nicht nur Futter, sondern beispielsweise auch die soziale Interaktion mit dem Besitzer.

„In nature there are neither rewards nor punishments, there are consequences” (Robert Green Ingersoll)
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Ein deutscher Artikel http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-17 ... 02-21.html…|+Das+Wissensmagazin%29 und das Video mit den fMRi-Studien: https://www.youtube.com/watch?v=LKN-Xj6ffqI

Hier die von Márta Gácsi zitierten Studien:

Attachment Behavior in Dogs (Canis familiaris): A New Application of Ainsworth's (1969) Strange Situation Test

Attachment to humans: a comparative study on hand-reared wolves and differently socialized dog puppies

Attachment Behavior of Adult Dogs (Canis familiaris) Living at Rescue Centers: Forming New Bonds

Development of the attachment bond in guide dogs, (Valsecchi, 2010)

A Simple Reason for a Big Difference: Wolves Do Not Look Back at Humans, but Dogs Do

When dogs seem to lose their nose: an investigation on the use of visual and olfactory cues in communicative context between dog and owner

Is your choice my choice? The owners’ effect on pet dogs’ (Canis lupus familiaris) performance in a food choice task,

Verbal attention getting as a key factor in social learning between dog (canis familiaris) and human

How does dominance rank status affect individual and social learning performance in the dog (Canis familiaris)?

Reproducing human actions and action sequences: “Do as I Do!” in a dog,

Should old dog trainers learn new tricks? The efficiency of the Do as I do method and shaping/clicker training method to train dogs,

Relative efficacy of human social interaction and food as reinforcers for domestic dogs and hand-reared wolves.

Social mimetic behaviour and social anticipation in dogs: preliminary results,

Dogs (Canis familiaris) Learn From Their Owners via Observation in a Manipulation Task,

Voice-Sensitive Regions in the Dog and Human Brain Are Revealed by Comparative fMRI,


Quelle
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Re: Das Potential des sozialen Lernens in Mensch-Hund-Interaktionen

Beitragvon Wolfskralle » 22.06.2015, 20:58

Ich finde soetwas doch wirklich beängstigend zu lesen.

Ursprünglich gingen Mensch und Hund doch mal ein Verhältnis ein, da sie gegenseitigen Nutzen daraus ziehen konnten.

Die Welt steht im ewigen Wandel, in stetiger Entwicklung... Hunde verloren ihre Aufgabengebiete, wurden zum Kinderersatz. Schlimm genug.

Der Hund war bis dato ein Egoist, der nur in seinem eigenen Sinne handelte. Ging ein Bündnis nur ein, wenn es sich für ihn rentierte.
Diese Bindung, so heißt es, beruht mittlerweile auf Abhängigkeit. Finde ich ebenfalls sehr schlimm.

Nun wird die Welt sich auch in den nächsten 20, 30, 50 Jahren weiter verändern. Dass Hunde äußerst intelligent sind, zweifelt keiner an. Dass sie Gefühle wie Trauer und Freude empfinden ebenfalls nicht. Wenn Hunde zu ihren Haltern ein ähnliches Verhältnis haben wie Eltern zu ihren Kindern, wenn Hunde durch Nachahmung lernen und sogar durch unsere Verhaltensänderungen Gewitterangst entwickeln können, dann finde ich das wirklich gruselig! Ist es dann in 10 Jahren soweit, dass ein Hund sich selbst als wertlos empfinden kann, weil er z.B. von verschiedenen Familien wieder ins Tierheim gegeben wird?

Ich finde es ja schön, wenn Hunde sich an ihrem Halter orientieren, mit ihm zusammen etwas machen möchten - doch ein bisschen mehr Selbständigkeit täte dem Lebewesen Hund nicht schlecht. Das Verhältnis zwischen Dijego und mir ist sehr gut, würde ich behaupten, dennoch ist er noch eigenständig genug um meine Ängste nicht zu übernehmen, sondern sie mir eher zu nehmen.

"Hunde können - ähnlich wie menschliche Kinder – durch kommunikative und referentielle Hinweise des Menschen irregeführt werden. Hunde schenken menschlichen Gesten viel Aufmerksamkeit. Sie verlassen sich darauf sogar stärker, als auf ihre eigenen Augen. Das geht soweit, dass sie sich von den Zeigegesten des Menschen irreführen lassen und z.B. Futter wider besseres Wissen am falschen Ort suchen oder sich für die kleinere Futtermenge entscheiden, wenn der Mensch diese bevorzugt. "

Was ist denn da bitte falsch gelaufen? Und wie steht das im Bezug zum weiterführenden Text, der davon prahlt, wie toll Hunde durch Nachahmung lernen (was doch im Gegensatz zur Irreführung etwas gutes ist?)


Es war ein langer Tag. Ich les mir das morgen noch einmal durch, mal sehen, ob der Text dann mehr Sinn für mich ergibt. :d
"Ignoranz hab ich von meinem Hund gelernt".
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Re: Das Potential des sozialen Lernens in Mensch-Hund-Interaktionen

Beitragvon Daisy » 26.06.2015, 18:10

Wolfskralle, da hast Du ein paar sehr, sehr interessante Punkte aufgebracht.

Der Umgang mit dem Menschen macht den Hund debil - Quintessenz dessen, was Du da geschrieben hast ? Der Hund ist kein eigenständiges Wesen mehr, sondern der "Clown" des Menschen. Tja, wir Menschen schaffen es halt eben immer wieder, das systematisch kaputt zu machen, was wir angeblich so wahnsinnig gerne haben. Aber nur, wenn es genau so ist, wie wir es haben wollen und es sich in die Form pressen lässt, die wir vorgeben, ist es auch gut.
So jedenfalls verstehe ich Deine Worte zu dem Artikel.

Wenn ich jetzt von diesem Verständnis ausgehe, dann muss ich Dir Recht geben. Allerdings gestehe wiederum ich, dass mein Hund für mich meine Familie und mein Lebensinhalt ist. Aber immer mit dem Zusatz: Sie ist die, die sie ist; so wie ich die bin, die ich bin. Ich "nutze" meinen Hund nicht zur Arbeit, ich nutze sie - wenn man es mal so sagen will - gar nicht. Ich benutze sie auch nicht. Und ich missbrauche sie auch nicht als Kindersatz. Oder Partnerersatz. Ich geniesse ihre Gegenwart, freue mich an dem was sie tut - oder auch, was sie lässt ;-) - und kümmere mich um ihr Wohlbefinden, vor allem, seit sie alt geworden ist.

Ich weiss nicht, wie es in einem Hund wirklich aussieht, ob er ein absoluter Opportunist war oder ist o.ä. Denn ich bin kein Hund. Ich mache die Beziehung zu meinem Hund auch nicht daran fest, wie oft sie sich nach mir umdreht, wenn wir unterwegs sind (bzw. Vergangenheistform). Oder ob sie sofort angeschossen kommt, wenn ich sie rufe. Oder was sonst so als "Guter-Beziehungs-Indikator" in den Hundelehrbüchern steht. Oder ob sie gut an einer Herde läuft, nicht vom Tisch klaut usw.usf. Ich kann mich nur auf das verlassen, was mir mein Gefühl sagt, wenn ich sie ansehe oder sie mich und mich dann eben genau darauf einlassen. Dann lässt sie sich nämlich auch auf mich ein. Sie als Daisy, mein Hund. Und ich als ich. In unserer kleinen Welt ist das eigentlich ganz einfach.
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