Ups, hab ich dich übersehen? Sorry.
Shnarph hat geschrieben:Mal angenommen, Hund hört sonst wirklich gut, sieht einen anderen Hund, man sagt 'Nein' (Hund kennt das Kommando) und rennt trotzdem los. In dem Moment hat Hund sich ja schon selber für sein Fehlverhalten belohnt. Wie kann man da bestrafen?
Eigentlich gar nicht, denn der Zug ist abgefahren. Da würde ich hinterher gehen und den Hund anleinen. Sonst nix. Da würde die Strafe viel zu spät kommen (je nach Entfernung) und der Hund hat mich bzw. das Kommando überhaupt nicht mehr auf dem Schirm, weil er so mit dem anderen Hund beschäftigt ist. Wenn das jetzt allerdings nur fünf Meter sind und der Hund fast greifbar, dann würde ich ihm schon noch ein paar Takte erzählen (und ihn danach noch mal erfolgreich zu mir rufen. Danach dürfte dann gespielt werden.)
Aber es fängt oft schon bei so Kleinigkeiten wie "5 Sekunden länger am Grashalm riechen", mal ein leises "Hier" ignorieren oder in irgendwas wälzen, bevor man denn vielleicht kommt, an. Da greif ich mir den Hund und bin schneller da, als er schauen kann. Es kommt ja auch immer darauf an, wie sensibel der Hund ist und wie er auf die Stimmung von Frauchen reagiert.
ESsi könnte ich einzig und allein über den Druck in meiner Stimme führen (was ich natürlich NICHT mache; ich ziehe Belohnungen, guten Trainingsaufbau und Alternativverhalten immer noch vor!), das ist ein absoluter Mama-Hund, für sie würde die Welt zusammenbrechen, wenn ich wirklich sauer werden sollte.
Boomer ist ein ignoranter Arsch, den kann man über Belohnung motivieren (wenn er Lust hat), den kann man lenken, in dem man ihm verklickert dass alles so läuft, wie er es will und in dem man ihm eine Belohnung entzieht. Meine Stimmung interessiert ihn herzlich wenig.
Der Hund bestimmt die Intensität der Strafe (Strafe ist, was als Strafe empfunden wird), nicht der Mensch. Weshalb man auch einfach nicht verallgemeinern kann. Ich werde einen Teufel tun und Anleitungen zum strafen ins Netz stellen. Das ist mir zu gefährlich.
Kleines Beispiel: Eine Bekannte von mir hat einen Hovawart, genauso alt wie Boomer, die beiden sind zusammen aufgewachsen, ich sehe den Hund oft, von kleinauf. Als die Hunde etwa sechs Monate alt waren, haben wir uns auch zufällig getroffen. Boomer noch an der Leine, der Hovi frei - Frauchen ruft den Hund zurück (hat bisher ausgezeichnet geklappt), Hund dreht sich um, guckt Frauchen an und läuft weiter auf Boomer zu. Die Dame hat sich den Hund geschnappt, festgehalten, ihn angeschnauzt, an die Leine genommen und ist nach Hause gestiefelt. Ich war wirklich geschockt, sowas kann man doch nicht machen, das versteht Hund nicht, blubb blubb.
Mittlerweile kann ich sie verstehen.
Ich kenne so viele Hunde, die nur mit Säuselstimme gerufen werden und wenn sie nicht kommen, versteckt man sich (wird ja auch überall so geraten, gemeinsam mit: "du musst interessanter sein, als die Welt" - joa, das klappt aber nicht mit allen Hunden!). Interessiert die Hunde nicht. Gar nicht. Die wissen gar nicht, dass ihr Frauchen es kacke findet, wenn sie nicht gehorchen. Versteht man, was ich meine?
Gehorsam ist eben nicht: Ich komme, wenn ich nichts besseres finde - sondern: Ich komme, weil es mir gesagt wird.
Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.
Jean-Jacques Rousseau