Grenzen setzen

Tipps und Anregungen zu Erziehungsfragen

Grenzen setzen

Beitragvon chino » 04.01.2014, 18:56

Hallo,

Wattebausch hin, totale Freiheit her: dass die antiautoritäte Erziehung nicht unbedingt das Gelbe vom Ei ist, weiß man mittlerweile. Für Kinder nicht und nicht für Hunde. Trotzdem fängt man sich unglaublich schnell (verbale) Prügel ein, wenn man sich öffentlich dazu bekennt, dem "armen Hundchen" Grenzen zu setzen. Für gewöhnlich sind gerade die Leute, die besagtem armen Hundchen im Leben nicht auch nur ein lautes Wort hin"knallen" würden, im Umgang mit ihren Mitmenschen nicht zimperlich und schrecken in Foren- und FB-Diskussionen auch vor der Androhung körperlicher Gewalt gegen so schreckliche Hundehalter nicht zurück.

Ein Thema erhitzt die Gemüter: „Grenzen setzen“

Leseprobe aus der aktuellen SitzPlatzFuss

Hunde brauchen klare Grenzen: Gesetze einer Freundschaft

Habe ich gestern günstig gebraucht geschossen, werde ich mir also vmtl Ende nächster Woche zu Gemüte führen können.
Ich bin grundsätzlich nur eingeschränkt angetan von Herrn Grewe, aber ich habe schließlich auch ein Buch von CM gelesen. ;)
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Re: Grenzen setzen

Beitragvon Kailyn » 05.01.2014, 11:04

Von Grewe lese ich keine Bücher mehr. Der Mann hat einen Hang dazu, in seinen Büchern sogar namentlich andere Hundetrainer runterzuputzen und betont gebetsmühlenartig in jedem Buch, dass positive Verstärker Blödsinn und die Leckerliefraktion grundsätzlich Wattebauchwerfer sind, die keine Ahnung haben. Grewe ist jemand, der bei der Erziehung von Hunden von "Respekt" redet, den der Hund braucht, in Wirklichkeit aber wie so viele eigentlich "Angst" meint.
Das permanente Genörgle in jedem seiner Bücher über positive Trainingsmethoden und gleichzeitig fehlende Alternativen gehen mir echt auf den Geist. Er ist großartig darin, mit dem Finger auf die, seiner Meinung nach, signifikanten Fehler seiner Kollegen zu zeigen, aber wenn es dann an ihm ist, zu erklären, was er stattdessen machen würde, holt er den Futternapf raus. Wir kennen das ja.

EDIT:
Der Artikel in der SitzPlatzFuß (hab ich mir auch gestern gekauft), den finde ich sehr gut.
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Re: Grenzen setzen

Beitragvon Xafira » 22.01.2014, 08:42

Das stimmt, Andrea - dem Hund gegenüber die duldsamen Wesen, allerdings haben diese dann kein Problem, in Diskussionen gleich mit Gewalt zu drohen bzw. zu argumentieren...

Mich würde interessieren, wie ihr eurem Hund Grenzen aufzeigt.
Welche sind das vor allem?
Wo sagt ihr, das ist erlaubt und das geht gar nicht?
Seht ihr ab und an auch mal über die von euch gesetzten Grenzen hinweg, sollte der Hund sie überschreiten?

Liebe Grüße
Birgit
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Re: Grenzen setzen

Beitragvon gabi » 22.01.2014, 09:51

Eure Fragen zwingen mich immer so zum nachdenken........
Klar werden dem Hund Grenzen gesetzt, viele - er darf nicht an den Tisch, er darf nichts von der Anrichte klauen, er darf Besucher nicht anspringen, er sollte irgendwann wieder aufhören zu kläffen, wenns klingelt, er darf nicht an der Leine ziehen usw. usw. usw.
Mit dem Durchsetzen der Grenzen wirds schon schwerer - jedenfalls bei Hacki :oops:

Er darf nichts klauen - solange ich daneben sitze, klappt das. Ich seh ihm an, wenn die Nase schon immer länger wird, da reicht ein scharfens weeeeeeeeeeeeeehe und er verzieht sich. Steh ich aber auf und geh z.Bsp. zum Klo, nimmt er sich sofort alles......

Er darf keinen anspringen - klappt immernoch nicht. Ich halte ihn fest und an ganz schlimmen Tagen sperr ich ihn weg - bis der Besucher drin ist, dann kann der Hund wieder raus und dann ist er auch ruhiger

Er darf nicht an der Leine zerren - klappt immer besser. ich muss aber immer voll konzentriert sein, mögliche "Gefahren" im Voraus erahnen und dann schon gleich reagieren...... Ganz schön anstrengend

Ich habe gerade bei Hacki viele Kompromisse gemacht, z.B. mit dem Bett. Er sollte nicht drauf, weil ich im Bett keine Hundehaare mag und er haart nun mal ständig - aber mit dieser häßlichen Tagesdecke bleiben die Haare draußen und der Hund kann drauf - also was soll´s

Oder auch die Couch - keiner unserer Hunde durfte jemals auf die Couch, Hacki sollte da auch nicht drauf, aber er war da irgendwie hartnäckiger als ich - und ich kann halt auch nicht immer neben ihm stehen. Aber immerhin schaffe ich es, ihn unten zu behalten wenn er nass und besonders dreckig ist :d
Ich kann ihn also hindern, wenn es wirklich wichtig ist, er bleibt dann auch unten.

Also wenns (mir) wichtig ist, kann ich mich durchsetzen, drinnen jedenfalls. Wenns nicht sooooo wichtig ist, arrangier ich mich mit dem Hund - draußen arbeiten wir noch hart, es kommt immer wieder vor, dass er total in die Leine steigt und ich hinten dran hänge wie ein Fähnchen :oops:
Liebe Grüße aus Berlin
Gabi
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Re: Grenzen setzen

Beitragvon Shnarph » 22.01.2014, 10:24

Grenzen zeig ich verbal und auch körperlich auf.

Verbal:
"Raus da" -> im Wald läuft man auf dem Weg, insofern einer vorhanden ist, man läuft nicht in irgendwelche Hecken rein, wenn Saison ist auch nicht in die Futterwiesen
"Nein" -> was auch immer du tust, es ist gerade falsch/Abbruchsignal...Beispiel Kritzel: sie sieht eine Krähe, will sie jagen, spurtet vllt schon mal los "Nein" -> sie bricht ab und kommt zu mir
"Hey" -> andere Form von Nein, allerdings eher allgemein als Warnung gehalten
"Bleib" -> z.B. liegen bleiben, obwohl gerade was spannendes ist und man gerne hin möchte

Köperlich:
- mit seitlich ausgestrecktem Arm auf Hund zu -> du gehst weiter und drehst nicht nach hinten ab (sie haben eh nicht mehr hinter mir zu laufen)
- vor den Hund stellen um ihn mit dem Körper abzugrenzen
- kann auch mal ein anschubsen mit Hand/Bein sein, z.B. wenn Kritzel einfällt, fremde Leute zu verbellen, um richtig deutlich zu machen, dass ich das Verhalten nicht dulde...macht sie nur, wenn ein anderer Hund (Sepp&Schorsch ausgenommen) dabei ist, da sie sonst ihre Klappe hält, hat sie es auch da dann zu tun

Erlaubt ist: knurren, z.B. wenn eine Person suspekt ist, als Kommunikation unter Hunden sowieso erlaubt. Nicht erlaubt: wenn ein Mensch einfach nur an ihrem Platz vorbei läuft, hat Kritzel z.B. die ersten Tage auf Arbeit gemacht. Nicht bei den Kids, sondern bei den männlichen Kollegen.

Schnappen oder richtig zupacken bei Angst/Bedrängen ist auch i.O. für mich, Kritzel zeigt dieses Verhalten z.B. beim TA, aber da muss sie dann halt mit Mauli oder Knebelgriff durch. Nicht erlaubte Situationen kamen noch nicht vor, deswegen fällt mir da grad nichts ein.

Was auch gar nicht für mich geht: fremde Leute anspringen, ihnen hinterherlaufen, etc. lässt sich ewig fortsetzen. Fremde Leute sind tabu, da geht es entweder auf die Außenseite langsam nebenher laufen oder absitzen. Da wird zur Not auch köperlich geblockt, falls sie der Meinung sind: "Ach, der/die lockt mich, da geh ich jetzt hin". Damit meine ich jetzt Spaziergänger, Jogger, die Leute, die einem halt so beim Gassigehen begegnen.

Ich seh über die Grenzen hinweg, wenn Hund aufgrund von Angst/Bedrängung/Unsicherheit gerade dazu nicht in der Lage ist und diese Grenze damit negativ verknüpfen könnte. Kleines Beispiel: Kritzel und ich laufen im Wald, normal ist sie immer auf dem Weg (so 1 Meter in den Waldrand rein ist ok), es kommt eine Gruppe Spaziergänger, die ihr nicht geheuer sind. Also darf sie die Grenze überschreiten und weiter im Wald laufen, damit sie einen für sie angenehmen Bogen außenrum laufen kann. Kommt selten vor, aber das gestehe ich ihr zu.

Es gibt bestimmt noch mehr, aber mir fällt gerade nichts mehr ein.
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

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Re: Grenzen setzen

Beitragvon chino » 21.09.2014, 08:11

Hallo,

Nora Brede in ihrem Blog zum Thema Grenzen und Gewalt

Sehr interessant auch die Diskussion unterhalb des Artikels. ;)

LG
Andrea
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Re: Grenzen setzen

Beitragvon Emma » 22.09.2014, 08:44

Überall wo dieses Kareki mit diskutiert ist es.... Witzig..... :d
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Re: Grenzen setzen

Beitragvon Xafira » 31.10.2014, 10:31

Kareki!? Das allein ist Grund genug, dass ich mir das durchlesen muss. :d 8-)
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Re: Grenzen setzen

Beitragvon Emma » 31.10.2014, 16:02

Dachte mir, dass du sie genauso toll findest wie ich *Kareki-Plakat-mal*
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Re: Grenzen setzen

Beitragvon Xafira » 09.11.2014, 07:39

So, endlich komme ich dazu, Noras Artikel etwas näher zu beleuchten. :)

Sie hat recht, Aggression ist nicht Gewalt - und warum soll mein Hund nicht merken, dass das, was er gerade tut, einfach Mist ist? Dass es falsch ist? Warum soll ich so tun, als wäre ich gar nicht sauer, wenn ich es doch bin?

Meint man wirklich, dass es funktioniert, wenn man honigsüß-säuselnd seinen Hund ruft, während man innerlich kocht? Und vor allem, denkt man wirklich, dass der Hund dies nicht spürt, riecht, oder ähnliches?
Da hält man unsere Vierbeiner für ganz schön dumm.

Gewaltfreies Hundetraining?
Wie definiert ihr dieses?
Wo hört eine Korrektur auf und fängt Gewalt an?

Und ist es nicht auch eine Form der Gewalt - der psychischen - wenn man den Hund über sein Tun so im Ungewissen lässt? Falsches ignoriert und darauf wartet, dass er einmal einen richtigen Ansatz zeigt?
Kann dies nicht erst recht zu Fehlverhalten führen?

Vor allem - setzt man den Hund dann nicht viel zu lange diesem psychischen Stress aus, wenn man ihm nie zeigt, welches Verhalten wir uns wünschen?
Amon würde bei dieser Art des Trainings oder der Haltung noch nervöser werden - würde bellend, zähneklappernd und einen zwickend versuchen, eine Reaktion von einem zu erhalten.
Hat man überhaupt einmal darüber nachgedacht, was dieser Stress im Körper des Hundes verursacht? Wie er sich auswirken kann?

Da breche ich lieber ein Verhalten ab - auch mal etwas heftiger, aber wer meine Hunde kennt, weiß, dass es angemessen ist - und gebe ihnen den korrekten Weg vor, als sie tagtäglich ausprobieren zu lassen, was jetzt richtig ist.
Während mein Hund pöbelnd in der Leine hängt, ist es ihm nämlich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vollkommen egal, ob ich hinter ihm die intermediäre Brücke runterbete oder clickernd mit Leckerlies um mich werfe. Und jaja, natürlich, man MUSS alle Eventualitäten im Vorhinein sehen, damit der Hund gar nicht erst zum Pöbeln kommt. Schonmal im Wald von Spaziergängern, freilaufenden Hunden oder Wild überrascht worden? Schonmal um ein Hauseck gebogen und fast Nase an Nase mit einer Person oder einem Hund gestanden?
Nein, natürlich nicht - weil nicht sein kann, was nicht sein darf. 8-)

Non-aversiv - das Schlagwort der letzten Jahre...

Mir wurde letztens gesagt, dass Menschen, die ihren Hunden klare Grenzen setzen, Fehlverhalten ahnden und dem Hund den Weg vorgeben, seinem Hund den eigenen Willen nehmen, weil er nur noch ausführen müsste, was ihm gesagt wird.
Vielleicht sollte dieser jemand einmal überlegen, wie das Konzept der non-aversiven Ausbildung abläuft? Was ist denn Zeigen und Benennen? Sind nicht eher diese so trainierten Hunde (sorry, ich weiß, die Leute wollen nicht, dass man dies als "trainiert" oder "Training" bezeichnet - sie selbst hören gern "Kommunikation") jene, die um alles fragen - fragen müssen? Die ständig ihren Halter ansehen und sich rückversichern?

Ich wünschte mir, dass all jene, die angeblich ach so gewaltfrei mit Hunden umgehen, genauso gewaltfrei mit ihren Mitmenschen umgehen - da liegen ja oft Welten dazwischen.
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