Lob oder Futter – welche Belohnung ist für Hunde belohnender?

Tipps und Anregungen zu Erziehungsfragen

Lob oder Futter – welche Belohnung ist für Hunde belohnender?

Beitragvon chino » 16.08.2016, 06:22

Lob oder Futter – welche Belohnung ist für Hunde belohnender?

Gibt es auf diese Frage überhaupt eine allgemeingültige Antwort? Schon bei der Mini-Stichprobe der zehn Hunde, mit denen ich bisher zusammengelebt habe, wäre die Antwort bei jedem einzelnen Hund anders ausgefallen. Neben vielen anderen Faktoren, beeinflusst natürlich auch unsere Art zu erziehen/zu trainieren/zu belohnen die Vorlieben der Hunde. Deshalb ist es nicht einfach, die Präferenz eines Hundes eindeutig zu ermitteln. Hinzu kommt, dass Futterbelohnung im Training nicht isoliert, sondern immer mit einer sozialen Komponente verbunden ist und zudem häufig mit Lob gekoppelt wird.

Gregory Berns, der früher Menschengehirne per fMRI untersuchte, konnte im Vergleich nachweisen, dass im Hundegehirn die gleichen „Belohnungszentren“ wie beim Menschen aktiviert sind, wenn dem Hund eine Futterbelohnung angekündigt oder wenn er mit dem Geruch eines vertrauten Menschen konfrontiert wird.

Bei Menschen sind eine Vielzahl von Belohnungen, eingeschlossen monetäre und soziale, mit Aktivitäten im ventralen Striatum verbunden und diese Aktivierung steigt mit dem Wert der Belohnung. Bei Menschen und anderen Säugetieren gibt es eine dichte Verbreitung von Oxytocin-Rezeptoren im ventralen Striatum, inklusive Nucleus Accumbens und Nucleus Caudatus. Diese Hirnregionen sind auch bei sozialen Bindungen von Menschen und anderen Tierarten involviert. In einer aktuellen Studie wollte Berns Team nun herausfinden, ob die individuelle Präferenz für Futter versus Lob bei Hunden mit einer stabilen Aktivierung des entsprechenden Gehirnbereichs – des Nucleus Caudatus – korreliert, ob diese Reaktion stabil ist und ob sie auch mit dem Verhalten der Hunde korreliert.

Dafür wurden drei Experimente durchgeführt: im ersten Experiment präsentierten die Forscher den Hunden im Magnetresonanztomographen wiederholt drei verschiedene Objekte (Spielzeugauto, Spielzeugpferd, Haarbürste). Diese hatten Hunde durch entsprechendes Training zuvor mit Futter, Lob oder ausbleibender Belohnung verknüpft. Nach der Präsentation des Spielzeugautos wurde den Hunden das Futter (Hot dog) an einem langen Stock ohne sichtbaren Menschen verabreicht, um die soziale Komponente auszuschließen. Nach der Präsentation des Spielzeugpferds trat der Halter für drei Sekunden in das Blickfeld des Hundes und lobte ihn. Nach der Präsentation des Kontrollreizes (Haarbürste) gab es keine Belohnung.

Das zweite Experiment unterschied sich vom ersten nur insofern, dass bei einigen Durchführungen die erwartete Belohnung ausblieb. Das Ausbleiben der Belohnung verletzt die Erwartungshaltung des Hundes und reduziert die Aktivierung des Nucleus caudatus. Das Ausmaß der Reduzierung (umgangssprachlich: Enttäuschung) zeigt ebenfalls den Wert der Belohnung.

Im dritten Experiment hatten die Hunde wiederholt die Wahlmöglichkeit: in einem zweiarmigen Labyrinth stand am Ende des einen Arms eine Futterschüssel mit bis zu drei hochwertigen Futterstücken, am anderen Ende saß der Halter. Entschied der Hund sich für das Futter, durfte er es fressen. Entschied er sich für den Halter, lobte und streichelte dieser ihn.

Im Verhältnis zum Kontroll-Reiz (Keine Belohnung) war der Nucleus caudatus bei den Reizen aktiver, die eine Belohnung ankündigten und zeigte bei der Ankündigung von Lob versus Futter bei 13 von 15 Hunden ungefähr gleiche oder größere Aktivierung. Der Unterschied der Aktivierung des Nucleus caudatus beim Lob, im Verhältnis zum Ausbleiben des Lobes, korrelierte stark mit dem Aktivierungsgrad im ersten Experiment und mit der Wahl des Hundes im dritten Experiment.

Wie schon ähnliche Neuroimaging-Studien, die Reaktionen auf soziale Belohnungen bei Menschen untersuchten, verweisen die Ergebnisse von Berns Team auf den neuronalen Mechanismus, der der Präferenz eines Hundes für Futter oder Lob zugrunde liegt und der für ein Individuum relativ stabil, zwischen Individuen aber variabel ist.

Berns geht davon aus, dass ein Hund mit einer hohen Präferenz für soziale Belohnung am besten als Assistent- oder Therapiehund geeignet ist, während ein Hund mit einer geringen Präferenz für soziale Belohnung eher für Jobs geeignet ist, die unabhängiger vom Menschen durchgeführt werden. Er schließt aus seinen Ergebnissen, dass für die meisten Hunde soziale Belohnung zumindest genauso effektiv wie Futter ist - und gesünder.

Es handelt sich um eine Open-Access-Studie: http://www.biorxiv.org/…/b…/early/2016/07/07/062703.full.pdf

Quelle: Cook, Peter, et al. "Awake Canine fMRI Predicts Dogs' Preference for Praise Versus Food." bioRxiv (2016): 062703.

Quelle: Menschentier by Mechthild Käufer
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Re: Lob oder Futter – welche Belohnung ist für Hunde belohnender?

Beitragvon THT » 16.08.2016, 06:35

Wir praktizieren beides, je nach Situation. Manchmal mögen unsere kein Leckerchen dann gibt es verbales Lob und körperliche Belohnung


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Re: Lob oder Futter – welche Belohnung ist für Hunde belohnender?

Beitragvon Getier » 21.08.2016, 11:49

Also hier ist die Sachlage klar... :d
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Re: Lob oder Futter – welche Belohnung ist für Hunde belohnender?

Beitragvon chino » 23.08.2016, 21:24

Hallo,

das schwarze Untier sieht Lob eher so wie ein Clickersignal, eine Art Vorankündigung für Futter.
Er macht (Vermenschlichung hin oder her) ein richtig langes Gesicht, wenn den Worten nicht verzehrbare "Taten" folgen.
Und jede Art von körperlicher Bestätigung ist so oder so nicht sein Fall :facepalm:

LG
Andrea
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Re: Lob oder Futter – welche Belohnung ist für Hunde belohnender?

Beitragvon THT » 24.08.2016, 07:30

So unterschiedlich sind unsere Fellnasen, richtige Charaktere. Ist doch klasse :-)


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